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Lauren Bacall zur Viennale in Wien

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Die diesjährige Viennale widmet der US-Filmlegende Lauren Bacall ein Tribute mit zehn Filmen - der 80-jährige Filmstar kam zu Gala-Screening von „The Big Sleep“ eigens nach Wien.

Zuvor absolvierte sie am frühen Sonntagabend eine Pressekonferenz und hatte großen Spaß daran, aus der Doppelconference mit dem Viennale-Leiter Hans Hurch und dem schwedischen Filmkritiker Jan Lumholdt (den sie zwischendurch „feuerte“) eine scharfzüngige One-Woman-Show zu machen. „Ich liebe Komödien“, bekannte sie – und brachte die anwesenden Journalisten wiederholt zum Lachen.


Bevor der Parforce-Ritt über Vergangenheit („Eine Legende ist etwas Vergangenes“), Gegenwart („Ich arbeite so lange ich kann und bin froh, es zu können. Es gibt so viele arbeitslose Schauspielerinnen jeden Alters.“) und Zukunft („Ich warte noch auf die große Rolle, die mir auf den Leib geschrieben wird.“) absolviert wurde, präsentierte sie im Blitzlichtgewitter der Fotografen ihren Hund Sofie: „Mein Partner!“ Auch ohne seine Unterstützung bewies sie beeindruckende Schlagfertigkeit. Nach einer anstrengenden Woche in London und Paris zeigte sie sich glücklich, in Wien zu sein.

“George Bush ist der schlimmste Präsident, den die USA je hatten”


Auch wenn es ihr nach eigener Aussage höchst zuwider sei, über George W. Bush zu sprechen („Der Mann ist der schlimmste Präsident, den die USA je hatten. Dank ihm werden Amerikaner nun überall auf der Welt gehasst.“), blieben ihr doch Kommentare zu den bevorstehenden US-Wahlen nicht erspart: „Ich bete darum, dass Kerry gewählt wird. Ich denke, Kerry ist ein guter Mann dafür.“ Vier Jahre Bush-Administration hätten „so viel Gutes in den USA zerstört wie nie zuvor. Von anderen Ländern gar nicht erst zu reden.“


Als „Legende“ möchte sie keinesfalls tituliert werden: „Legenden müssen tot sein. Man kann nicht leben und gleichzeitig eine Legende sein!“ Auch auf ein bestimmtes Genre möchte sie sich nicht festlegen lassen: „Ich bin gegen alle Kategorisierungen. Aber so ist es immer:
Du hast deinen ersten Erfolg – und schon glauben alle Leute, das war’s jetzt für immer.“ Ihrer eigenen Karriere wäre ihre Ehe mit Humphrey Bogart nicht sehr förderlich gewesen, meinte sie: „Ich hatte nie so viele Angebote. Und dann traf ich auch noch Mister Bogart. Ohne ihn hätte mehr Karriere machen können. Aber ich zog Mister Bogart vor.“ Bogart habe ihr weniger beim Handwerklichen geholfen, als im Umgang mit dem Film-Business: „Er hat mir gezeigt, wie man es vermeidet, dabei verletzt zu werden.“


Obwohl sie Hollywood nur aus der Ferne kennen würde, da sie in New York lebe, zeigte die Schauspielerin doch, was sie von der gegenwärtigen US-Filmindustrie halte: „Sie wird von Geschäftsleuten geleitet, nicht von Menschen, die den Film lieben. Es geht nur noch ums Geld, nicht mehr um Qualität. Und wenn etwas Erfolg hat, walzen sie es gleich aus, dann folgt „Killer Two“ und „Killer Three“. Allerdings werde sie auch nicht eingeladen, bei solchen Blockbustern mitzuarbeiten – „obwohl ich einmal gerne dabei wäre. Aber man fragt mich nicht.“ Auch Woody Allen habe sie nie um Mitwirkung gefragt. „Er lehnt es ab, mich zu engagieren. Der Mann hat ein kleines Problem. Und er denkt, ich hasse ihn.“


„Es ist ein lustiges, nein weniger lustiges als eigenartiges Business. Es geht ständig rauf und runter“, meinte der US-Star über seine Branche. Sie selbst dreht vorwiegend Independent-Produktionen:
„Ich möchte nicht die üblichen Dinge tun. So lange ich kann, möchte ich mit jungen, talentierten Leuten arbeiten.“ Lars von Trier, mit dem sie kürzlich nach „Dogville“ auch „Manderley“ gedreht hat, zähle dazu, aber sie wolle auch unbedingt mit Pedro Aldomovar zusammenarbeiten: „Mein kleiner Pedro! Ich liebe ihn! Er ist so lustig und so smart. Ich habe ihm gesagt, dass ich unbedingt in seinem ersten englischen Film mitspielen will. Aber ich habe ihm auch gesagt: Du musst dich beeilen, ich werde nicht ewig da sein!“


Theater ist kein abgeschlossenes Kapitel für den Filmstar, „aber die Stückeschreiber schreiben alle keine guten Stücke mehr, sie schreiben lieber fürs Fernsehen.“ Sie wolle unbedingt mit einem neuen Stück ein Bühnen-Comeback feiern, denn „ich bin der Revivals müde. Es ist Zeit für Originale. Wenn sie irgendetwas schreiben würden, was es Wert wäre, würde ich es sicher spielen.“ Sie selbst hat ihre Autobiographie „By myself“ um hundert neue Seiten ergänzt. Das Buch wird nächstes Jahr neu herausgebracht: „Ich hoffe, sie werden es alle lieben!“ Ihre alten Filme sieht sich Bacall jedoch nicht an: „Nein, ich schau mir nicht selber zu. Aber ich liebe alte Filme, vor allem die in Schwarz-Weiß.“

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