In seiner Amtszeit konnten unter anderem wichtige Sammlungen erweitert und die lange aufgeschobene Sanierung eingeleitet werden. Am Mittwoch (12. September) ist der renommierte Kunsthistoriker 72-jährig in seinem Wohnort in Kalifornien gestorben.
Oberhuber wurde am 31. März 1935 in Linz geboren, wo er den Großteil seiner Schulzeit verbrachte. 1953 begann er ein Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Psychologie und Philosophie sowie eine Dolmetschausbildung für Englisch an der Universität Wien. Nach Auslandsstipendien in Köln und Rom promovierte Oberhuber 1959 mit einer Dissertation über den Hofmaler Bartholomäus Spranger.
Seine ersten beruflichen Kontakte zur Albertina knüpfte Oberhuber bereits 1961, als er zum Kustos der Graphischen Sammlung bestellt wurde. Es folgten Gastprofessuren unter anderem in Cambridge (1968) und Harvard (1974), wohin er 1984 erneut als Professor berufen wurde. 1971 habilitierte sich der Kunsthistoriker an der Universität Wien, weitere Auslandsaufenthalte führten ihn als Kustos an die National Gallery in Washington D.C. und ans Institute for Advanced Study in Princeton (USA). Der Wissenschafter hat in so gut wie allen grafischen Sammlungen der Welt unbekannte Zeichnungen verschiedenster Künstler identifiziert. Er schrieb unzählige Essays und wissenschaftliche Beiträge für die internationale Kunstwelt und hielt zahlreiche öffentliche Vorträge.
Als Direktor der Albertina war Oberhuber die Erforschung der Sammlungen ein Hauptanliegen, wobei in seiner Direktionszeit erstmals nach über 50 Jahren wieder Sammlungskataloge erschienen. Außerdem leitete er die Digitalisierung der Bestände ein. Sein Verdienst ist es auch, dass die Albertina heute unter anderem die bedeutendste Sammlung von Zeichnungen und Druckgrafiken Oskar Kokoschkas besitzt und die wichtigsten Sammlungen osteuropäischer Grafik insbesondere aus Polen, Ungarn und Tschechien außerhalb ihrer Heimatländer. Die Umsetzung seiner Ideen für die Albertina-Neugestaltung, etwa den Tiefspeicher oder die vollautomatische Zeichnungsbeschaffung, konnte er allerdings nicht mehr selbst überwachen.
Nach seinem Abgang von der Albertina widmete sich Oberhuber wieder der Lehrtätigkeit, u.a. als Gastlektor für Kunstgeschichte an der International Christian University in Tokio. Damit konnte ich Abstand zu dem gewinnen, was in Wien vorging, sagte Oberhuber anlässlich seines 70. Geburtstages. Denn: Natürlich geht mir die Albertina ab, mit all ihren wunderbaren Forschungsmöglichkeiten und der herrlichen Sammlung. Für seine wissenschaftlichen Leistungen auf nationalem und internationalem Gebiet sowie für seine Verdienste als langjähriger Direktor der Albertina wurde Oberhuber 2001 mit dem Österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse ausgezeichnet.