Das ist der einzige Weg, um dem Doping jeden Boden zu entziehen, lässt Julius Benkö keinen Zweifel daran, wie er zu den Razzien bei Olympia steht.
Vorarlberger Sportler
Sein Büro ist gleichzeitig Untersuchungsraum. Auf dem Schreibtisch im Keller der Dornbirner Landessportschule liegen zwei Schreiben. Österreichisches Anti-Doping-Komitee steht im Briefkopf, darunter das Wort Dopingkontrolle in Fettdruck. Die Aufträge sind gerade eben erst reingekommen, sagt der 43-jährige Lochauer und legt die A4-Blätter schnell beiseite. Die Namen jener Vorarlberger Sportler, die in den nächsten Tagen unangemeldeten Besuch vom Dopingkontrolleur erhalten, sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt.
Egal ob Behindertensportler, Eisstockschütze oder Ringer – Benkö muss im Auftrag des Anti-Doping-Komitees jeden prüfen. 30 Kontrollen gibt es pro Jahr. Und es gibt heiße Sportarten: Rad, Leichtathletik, Ringen, Gewichtheben, Eisschnelllauf oder Rudern. Eben überall dort, wo konditionelle Aspekte im Vordergrund stehen, erklärt Benkö, der früher selbst aktiver Leistungssportler war.
Doping auch im Land
Dopingfälle gab es auch schon in Vorarlberg, zuletzt 2002 im Radsport. Ich würde auch heute die Hand nicht generell ins Feuer legen, gibt sich der Kontrolleur keinen Illusionen hin. Vor allem in Hobbykreisen beim Bodybuilding bin ich mir sicher, dass Länge mal Breite Anabolika und Wachstumshormone geschluckt werden.
Doch Benkö beschäftigt sich nicht nur mit den dunklen Seiten des Sports. Hauptsächlich unterstützt er als Leistungsdiagnostiker Vorarlberger Sportler im Olympiamodell. So bekommt Eiskunstläufer Viktor Pfeifer seinen Trainingsplan für Kräftigung und Ausdauer von ihm und Bobfahrer Jürgen Loacker holt sich Infos in Sachen Zusatzernährung.
Seit die Nachweismethodik verbessert werden konnte, ist der Kampf gegen Dopingsünder wesentlich schärfer geworden. So war EPO, ein Medikament zur Steigerung der roten Blutkörperchen, lange Zeit in Mode. Normalerweise bekommen Krebspatienten das Mittel verschrieben. EPO kann man mittlerweile nachweisen, auch Fremdblut ist nachweisbar. Nur bei behandeltem Eigenblut ist das noch schwer. Und genau darauf baut die Blutbeutel-Methode, mit der Ex-ÖSV-Coach Walter Mayer arbeitete. Zwei Monate vor dem Wettkampf wird ein Liter Blut abgezapft. Nach der Behandlung in der Zentrifuge bleiben die roten Blutkörperchen als Sauerstoffträger übrig, das Blut wird eingelagert. Dann geht der Athlet irgendwo auf Tauchstation und nimmt EPO, das gleicht den Verlust an roten Blutkörperchen aus, erklärt Benkö. Direkt vor dem Wettkampf haut man sich den Blutbeutel für maximale Sauerstoffaufnahme rein. Meist geschehe das am Abend vor dem Wettkampf. Somit ist für Benkö der Zeitpunkt der ersten Razzia absolut logisch.
Doping ist kein Kavaliersdelikt, Doping ist absolut kriminell, wird er deutlich. Allein dass Sportler und Trainer aus Italien geflüchtet seien, zeige, wie sehr die Angst plötzlich grassiere. Allen Sportlern kann man nur wünschen, dass diese Rigorosität, mit der die Italiener vorgehen, noch in mehr Ländern Nachahmung findet. Denn die Dopingkontrollen gibt es schließlich für die Sportler – und für den Sport.