Die königliche Kutschenfahrt: Wenn Prinz William das erste Mal das Hochzeitskleid seiner Kate Middleton sieht, werden Millionen Fernsehzuschauer und Monarchie-Liebhaber an den Straßen Londons bereits einen kurzen Blick auf den Traum in Weiß erhascht haben. Die Braut wird jedoch nicht in einer Kutsche vorfahren, sondern in einem Rolls Royce, den die Queen 1977 zu ihrem Thronjubiläum geschenkt bekam. “Ich würde das nicht als Bruch mit der Tradition verstehen, da Kate Middleton zu diesem Zeitpunkt noch kein Mitglied der königlichen Familie ist”, erklärte Monica Kurzel-Runtscheiner, Direktorin der Wiener Wagenburg.
Nach der Zeremonie in die Kutsche
Seit dem 15. Jahrhundert seien Belege vorhanden, dass fürstliche Bräute einen Wagen anlässlich ihrer Hochzeit bekamen. “Das war unheimlich teuer und ein Hoheitssymbol”, so Kurzel-Runtscheiner im APA-Gespräch. Prinz William und Kate werden sich erst nach der Zeremonie gemeinsam mit einer Kutsche auf den Weg zum Buckingham Palace machen. Bei Schönwetter kommt der offene Wagen, in dem bereits Prinz Charles und Lady Diana 1981 an der jubelnden Menge vorbeifuhren, zum Einsatz. Bei Regen wird eine verglaste Kutsche aus dem 19. Jahrhundert verwendet. “Ich glaube, das ist eine Lösung, die vom Zeremoniell sehr gut passt”, sagte Kurzel-Runtscheiner.
Kutsche ist eine Tradition
Großbritannien sei ein Land mit einer langen Tradition des Reitens und des Kutschenfahrens. “Vor allem im späten 18. Jahrhundert wurde die englische Kutsche zum ‘State of the Art'”, erläuterte die Expertin. Die Gefährte, die der Oberschicht vorbehalten waren, seien zwar einfach gestaltet gewesen, im Gegensatz zu den sehr prunkvollen Wägen in Frankreich dafür technisch sehr ausgereift. Die Queen könne heute auf die Kutsche zurückgreifen, die bereits ähnliche Annehmlichkeiten wie ein Auto haben. “Von außen sieht die Kutsche ganz normal und traditionell aus, aber im Innerem gibt es Air Condition und sogar elektrische Fensterheber”, so Kurzel-Runtscheiner.
Kaiserliche Kutsche
Doch auch die Alpenrepublik kann auf eine lange Tradition kaiserlicher Kutschen zurückblicken, die in der Wagenburg in Schönbrunn zu sehen sind. Der Lebensweg von Kaiserin Elisabeth kann anhand ihrer Fortbewegungsmittel gut nachverfolgt werden. Von der Hochzeitskutsche über den Imperialwagen des Wiener Hofes, den “Thron auf Rädern”, in dem sie bei der Krönung Kaiser Franz Josefs zum ungarischen König saß, bis hin zum schwarzen, imposanten Leichenwagen, der Sisi zu Grabe trug.
Kutsche für die Hochzeit
Besonders geschichtsträchtig zeigt sich die Hochzeitskutsche von Sisi. 1805 ließ sich Napoleon in diesem Gefährt, dem Mailänder Krönungswagen, zum König von Italien krönen. Nach der Flucht Napoleons ins Exil wurde die Kutsche nach Wien gebracht und den kaiserlichen Bräuten zur Verfügung gestellt. “Die künftige Kaiserin Elisabeth hat in dieser Kutshe 1854 den offiziellen Einzug in Wien gemacht”, erklärte Kurzel-Runtscheiner. Die 16-jährige Sisi saß gemeinsam mit ihrer Mutter in der Kutsche und sei so nervös gewesen, das es bei ihrem Einstand fast zu einem Missgeschick gekommen wäre. “Kaiser Franz Josef schenkte ihr am Tag vor der Trauung ein Brillantendiadem. Beim Aussteigen blieb sie damit im Türsturz der Kutsche hängen und wäre fast gestürzt”, sagte die Direktorin. (APA)