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Lampedusa im Winter - Trailer und Kritik zum Film

Es klingt wie ein dokumentarischer Beitrag zur aktuellen Flüchtlingslage und ist doch mehr: "Lampedusa im Winter", der Dokumentarfilm des Wiener Regisseurs Jakob Brossmann.

Über den Zeitraum von drei Jahren hat der Filmemacher das intime Porträt einer kleinen Gemeinschaft abseits des Weltfokus geschaffen, eine Erzählung vom Leben am Rande Europas. Ab Freitag im Kino.

Lampedusa im Winter  – Die Geschichte

Letztlich ist “Lampedusa im Winter” nicht primär ein Film über das Flüchtlingselend, auch wenn dieses Thema subkutan stets präsent bleibt, beginnt und endet der Film doch mit dem Audiomitschnitt zweier Telefonate, die Flüchtlinge in Seenot mit Nawal Soufi geführt haben. Die Marokkanerin wurde zur Retterin zahlloser Menschen, indem sie als Übersetzerin fungierend die Küstenwache auf Anrufe hin alarmierte. Dazu zeigt Brossmann Aufnahmen der italienischen Küstenwache auf Patrouille.

Auch finden sich auf der mit 20 Quadratkilometer nur die Hälfte der Fläche Eisenstadts einnehmenden Insel selbst vor Wintereinbruch noch letzte Flüchtlinge, die über Wochen dem Transport zum Festland harren und in der Zwischenzeit zum Nichtstun verdammt sind. Sie werden von den Bewohnern trotz aller organisatorischer Hilflosigkeit als menschliches Gegenüber behandelt. Das zur Winterzeit leere UNHCR-Lager spielt hingegen nur in Zwischenschnitten eine Rolle.

Lampedusa im Winter  – Die Kritik

Dass die alte Versorgungsfähre in Flammen aufgegangen ist und die Insel ihren Fisch nicht mehr abtransportieren kann, stellt für die 4.500 Bewohner das drängendere Problem als die Präsenz von Flüchtlingen dar. Es wird laut und wild gestikuliert und diskutiert in der kleinen Gemeinschaft, der die ebenso resolute wie herzliche Bürgermeisterin Giuseppina Maria Nicolini vorsteht, die auch bereits vor einem EU-Gipfel ihre Forderung nach einem neuen Asylrecht vertrat. In ihrer Verzweiflung beginnen die Fischer einen Streik und blockieren den Hafen, um eine Verbesserung der Fährverbindung zu erzwingen.

“Lampedusa im Winter” ist das Panoptikum eines kleinen Eilandes im Süden Europas, das in den Winterstürmen durchaus etwas Wildes, Nordisches hat und an vorderster Front der brennenden Fragen der Zeit steht. Die Bewohner möchten ihr Leben in Würde und Menschlichkeit führen und vertreten diese Werte auch gegenüber denjenigen, die ihre Rettung im reichen Norden suchen. Zugleich können sie meist nicht mehr als kleine Gesten der Empathie zeigen. Die Regeln werden nicht von ihnen gemacht.

(APA)

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