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Nach Gewalt in Venezuela wächst Sorge vor Eskalation

Drei Personen wurden bei Zusammenstößen getötet
Drei Personen wurden bei Zusammenstößen getötet ©APA (AFP)
Nach den tödlichen Schüssen bei Massenprotesten in Venezuela wächst international die Sorge vor einer weiteren Eskalation des Machtkampfs zwischen Regierung und Opposition.
Proteste in Venezuela
Straßenschlachten in Venezuela

Die EU verurteilte die Gewalt am Donnerstag und rief zur Mäßigung auf. Auch die USA und die Menschenrechtsorganisation Amnesty International äußerten sich besorgt.

Bei den Kundgebungen am Mittwoch waren drei Menschen erschossen worden. Die Opposition rief für Donnerstag zu neuen Demonstrationen auf. Aus Protest gegen den sozialistischen Staatschef Nicolas Maduro waren am Mittwoch in der Hauptstadt Caracas und anderen Landesteilen hunderttausende Menschen auf die Straße gegangen. Nach Angaben von Rettungskräften und Behörden wurden ein Jugendlicher in Caracas und eine Frau im westlichen San Cristobal durch Kopfschüsse getötet.

Das Regierungslager warf den Oppositionellen vor, nahe der Hauptstadt einen Soldaten erschossen zu haben. Auch in der Nacht zum Donnerstag gab es in Caracas vereinzelte Zusammenstöße, zudem wurden mehrere Bäckereien und Supermärkte geplündert.

EU verurteilt Gewalttaten

Die EU verurteilte die Gewalttaten. Die Sicherheitskräfte hätten die Verantwortung, “in vollem Einklang mit der Rechtsstaatlichkeit und den Menschenrechten” zu handeln, erklärte eine Sprecherin der EU-Kommission in Brüssel. Sie forderte die Konfliktparteien auf, die Lage zu beruhigen und “demokratische Lösungen” zu finden.

US-Außenminister Rex Tillerson sagte in Washington, er sei “besorgt, dass die Regierung von Maduro ihre eigene Verfassung verletzt und es der Opposition nicht erlaubt, dass ihre Stimme gehört wird”.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International warnte vor einem Teufelskreis aus “Gewalt und Repression”, der die Sicherheit der Menschen in Venezuela bedrohe. Auch Argentiniens Präsident Mauricio Macri beklagte die ausufernde Gewalt während der Proteste.

Der Staatsanwaltschaft zufolge gaben vermummte Täter von einem Motorrad aus die Schüsse auf den Jugendlichen und die Frau ab. Augenzeugen machten regierungstreuen Milizen, die nach Oppositionsangaben von der Regierung mit Waffen ausgestattet werden, für beide Taten verantwortlich.

Mehrere Todesopfer

In den vergangenen Wochen waren bei regierungskritischen Protesten nach Behördenangaben bereits fünf Menschen getötet worden, darunter ein 13-jähriger Bub. Hunderte Demonstranten wurden festgenommen.

Für Donnerstag rief das oppositionelle Mitte-Rechts-Bündnis Tisch der Demokratischen Einheit zu neuen Protesten auf. “Heute waren wir Millionen und morgen müssen noch mehr Menschen hinausgehen”, sagte Oppositionsführer Henrique Capriles am Mittwochabend.

Die Regierungsgegner in dem ölreichen lateinamerikanischen Land machen Maduro für die seit langem andauernde Wirtschaftskrise verantwortlich. Sie kämpfen für ein Referendum über eine Amtsenthebung des Sozialisten, dessen Präsidentschaft regulär noch bis 2019 dauert. “Wir müssen diese Diktatur beenden. Wir haben es satt”, sagte die 54-jährige Sekretärin Ingrid Chacon, die sich am Mittwoch an den Protesten beteiligte.

Steine und Tränengas

Einige aufgebrachte Demonstranten warfen Steine auf die Polizei, die wiederum Tränengas einsetzte. Im Zentrum von Caracas versammelten sich zugleich tausende Anhänger Maduros zu einer Gegendemonstration. “Wir stehen fest zu Maduro aus Loyalität zu unserem ewigen Kommandeur”, sagte die 50-jährige Lehrerin Nancy Guzman mit Blick auf Maduros verstorbenen Amtsvorgänger Hugo Chavez.

Maduro sagte, er wolle baldige Wahlen und einen “friedlichen Weg”, um “die Verschwörer, Mörder und interventionistischen Rechten auf ihre Plätze” zu verweisen. Der Präsident hatte vor den Protesten am Mittwoch zusätzliche Sicherheitsvorkehrungen zur Abwehr eines angeblichen Putsches angeordnet. Maduro wirft den Regierungsgegnern und den USA vor, einen Staatsstreich zu organisieren. Der US-Interimsvertreter bei der Organisation Amerikanischer Staaten, Kevin Sullivan, wies den Vorwurf zurück. “Nichts könnte weiter von der Realität entfernt sein”, sagte er.

(APA/dpa)

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