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Lachgas als alternative Therapieform gegen Depressionen

Lachgas kann für viele erkrankte Menschen entscheidend sein.
Lachgas kann für viele erkrankte Menschen entscheidend sein. ©pixabay.com (Sujet)
Bereits niedrige Dosen von Lachgas kann schnell und effektiv gegen Depressionen wirken. Diese alternative Therapieform könnte für viele erkrankte Menschen entscheidend werden.

Niedrige Dosen von Lachgas könnten eine schnell wirkende, hoch effektive Behandlung für schwere Depressionen sein. Wie Forscher um den aus Österreich stammenden Mediziner Peter Nagele, Leiter der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Chicago (USA), im Fachjournal "Science Translational Medicine" berichten, verbesserten sich nach nur einer einstündigen Inhalationssitzung mit 25-prozentigem Lachgas die Depressions-Symptome mehr als zwei Wochen lang.

Lachgas wird seit mehr als 150 Jahren eingesetzt

Distickstoffmonoxid (N2O), besser bekannt unter dem Namen Lachgas, wird seit mehr als 150 Jahren zu Narkosezwecken und zur Schmerzlinderung eingesetzt. Nagele zeigte bereits vor einigen Jahren in einer Pilotstudie, dass N2O bei schweren Depressionen helfen könnte - auch bei Patienten, die auf keine Standardtherapie ansprechen. Die damals untersuchte einstündige Inhalationssitzung mit einer Mischung aus 50 Prozent Sauerstoff und 50 Prozent Lachgas führte zu einer schnellen, mindestens 24 Stunden anhaltenden Verbesserung der Depressions-Symptome. Allerdings traten bei einigen Patienten Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen oder Kopfschmerzen auf.

Lachgas gegen Depressionen: Phase-II-Studie

"Wir fragten uns, ob unsere bisherige Konzentration von 50-prozentigem Lachgas zu hoch war und wir durch eine Senkung der Dosis den klinischen Nutzen maximieren und die negativen Nebenwirkungen minimieren könnten", erklärte Nagele gegenüber der APA. In der neuen klinischen Phase-II-Studie erhielten dieselben Patienten in einem einmonatigen Abstand drei verschiedene Inhalationssitzungen mit entweder 50- bzw. 25-prozentigem Lachgas oder einem Placebo.

Es zeigte sich, dass die Behandlung mit der 25-prozentigen Lachgas-Konzentration fast so wirksam war wie jene mit 50-prozentigem Lachgas, dabei aber nur ein Viertel der negativen Nebenwirkungen auftrat. Bei der ersten Studie wurden die Depressions-Symptome nur bis zu 24 Stunden nach der Behandlung ausgewertet, in der neuen Untersuchung passierte dies über zwei Wochen. Zur Überraschung der Mediziner hielten die Verbesserungen der Symptome bei einigen Patienten über den gesamten Auswertungszeitraum an.

"Die deutliche Verringerung der Nebenwirkungen war unerwartet, aber noch aufregender war, dass die Effekte nach einer einzigen Verabreichung für zwei Wochen anhielten", sagte Nagele. Für die Forscher untermauern diese Ergebnisse, dass nicht-traditionelle Behandlungen eine brauchbare Option für Patienten sein können, deren Depression nicht auf die üblichen Medikamente anspricht, und auch eine schnell wirksame Behandlungsoption für Patienten in depressiven Krisen darstellen können.

Neuartige Therapieformen für viele erkrankte Menschen entscheidend

Laut Charles Conway, Direktor der Ambulanz für behandlungsresistente Depression und Neurostimulation an der Washington University School of Medicine (USA), sprechen etwa 15 Prozent der Menschen, die an Depressionen leiden, nicht auf die Standard-Antidepressiva-Behandlung an. Sie würden oft jahre- bis jahrzehntelang an einer lebensbedrohlichen Depression leiden und es sei unklar, warum die Standardbehandlungen bei ihnen nicht wirken. Neuartige Therapieformen wie Lachgas seien entscheidend für diese Menschen.

Auch Nagele hofft auf eine breitere öffentliche Akzeptanz der alternativen Behandlungsform. "Es gibt einen großen ungedeckten Bedarf", verweist er auf "Millionen von depressiven Patienten, die keine guten Behandlungsmöglichkeiten haben, besonders diejenigen, die von Suizidalität betroffen sind".

(APA/Red)

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