AA

Lachen mit Leichen: Josef Hader ist "Der Aufschneider"

Nach rund 70 Minuten war es plötzlich dunkel. Der Beamer überhitzt, die Show zu Ende. Auch wenn sich der ORF die Präsentation der jüngsten Eigenproduktion gestern, Dienstag, Abend im Wiener Bellariakino wohl anders vorgestellt hat, die schwarzhumorige Krankenhaus-Comedy "Der Aufschneider" mit Josef Hader als grantigem Chefpathologen hat den ersten Bewährungstest trotz Panne bestens bestanden.
Premiere: "Der Aufschneider"

Und man darf davon ausgehen, dass der einst als Serie geplante und später zum Zweiteiler umfunktionierte Stoff am 13. und 16. April auch sein Fernsehpublikum finden wird.

Die Rolle des zynischen Pathologen Fuhrmann im städtischen Margarethenspital könnte eine der vielen Paradefiguren von Hader werden, der sich die Rolle – gemeinsam mit Regisseur David Schalko – quasi auf den Leib geschrieben hat. Fuhrmann hat durchaus schon bessere Zeiten gesehen: Seine Ex-Frau (Ursula Strauss) lässt sich ausgerechnet mit seinem Erzfeind Dr. Böck (Oliver Baier) ein, der junge Assistenzarzt (Manuel Rubey) wird von seiner Tochter (Tanja Raunig) verführt, und was sich hinter seinem Rücken in der Pathologie so abspielt, sollte er besser nie erfahren.

Die Erwartungen in Bezug auf die etwas andere Krankenhausstory waren hoch, das zeigte nicht zuletzt die Anwesenheit von ORF-Chef Alexander Wrabetz und Programmdirektor Wolfgang Lorenz in dem alten Einsaalkino hinter dem Volkstheater. Wrabetz, schon vorab “stolz auf Produktionen wie diese”, und Lorenz, der allen Beteiligten und damit “vor allem mir selbst” gratulierte, durften angesichts des Gelächters und Applauses denn auch erleichtert aufatmen. “Es wurde bei solchen Premieren schon weniger gelacht”, bestätigte Hader den allgemeinen Eindruck.

Schalko und sein Team haben eigentlich alles richtig gemacht: Die Reverenzen an klassische 80er-Jahre-Krankenhausserien sind offensichtlich und gelungen, das Tempo bleibt entsprechend altmodisch reduziert, die Dialoge dagegen schön bissig bis derb. Wenn es an dem Abend – abgesehen vom Beamerausfall – etwas zu bedauern gab, dann hauptsächlich die Tatsache, dass statt einer Serie “nur” ein zweiteiliger Film aus dem gedrehten Material entstanden ist – und eine Weiterführung der bisher zweimal rund 90 Minuten vorläufig nicht geplant ist.

Die Koproduktion von ORF, ARTE und Superfilm war ursprünglich als Kinofilm angedacht, dann als Serie, dann als Zweiteiler. Dieser wirkt nun auch noch mehr wie ein Pilotfilm, wobei vor allem die zweiten 90 Minuten durch die episodischen Erzählungen schon sehr deutlich ihren Seriencharakter verraten. “Ich habe das mit der Serie aufgegeben”, meinte Hader resignativ, “weil eh immer ein Film draus wird.” Und für Fernsehfilmchef Heinrich Mis wäre es “einfach unerträglich, eine Woche auf die nächsten 25 Minuten zu warten”. Diese eine Woche muss sich nun das Fernsehpublikum noch gedulden.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Lachen mit Leichen: Josef Hader ist "Der Aufschneider"
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen