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KZ Mauthausen: Künstlerische Projekte in Michaela Stock Galerie in Wien halten Erinnerung wach

Die Bilder sind noch bis 2. März zu sehen.
Die Bilder sind noch bis 2. März zu sehen. ©Marko Zink / Galerie Michaela Stock
Zwei künstlerische Projekte halten die Erinnerung an die Geschehnisse im KZ Mauthausen wachen. Bis 2. März sind sie noch in der Galerie Michaela Stock zu sehen.

Das Lager Mauthausen steht für die Hölle auf Erden. Hier und in seinen Außenlagern sind mindestens 90.000 Menschen zu Tode gekommen. Zwei sehr unterschiedliche künstlerische Projekte versuchen derzeit, die mahnende Erinnerung an die Geschehnisse wach zu halten – eine kürzlich auf Deutsch erschienene Graphic Novel und ein Fotoprojekt, das noch bis 2. März in der Galerie Michaela Stock zu sehen ist.

KZ Mauthausen: Kunst als Hilfe von Erinnerung und Wahrnehmung

Der Spanier Jordi Peidro hat die Lebensgeschichte von Francisco Aura Boronat nachgezeichnet, einem von über 7.000 republikanischen Spaniern, die ins KZ Mauthausen gebracht wurden. 4.200 von ihnen wurden ermordet. Der kleine Wiener Verlag bahoe books, der eine engagierte Comic-Schiene betreibt, hat das Buch nun von Manfred Gmeiner übersetzen lassen. Ausgehend von der Gegenwart des fast 100-jährigen Überlebenden, tauchen die nüchternen Zeichnungen tief in die Erinnerungen des alten Mannes ein.

Kampf gegen die faschistischen Franco-Truppen, zwei Verwundungen, Flucht nach Frankreich, Internierung, Arbeitseinsatz an der Maginot-Linie, Abgewiesen-Werden an der Schweizer Grenze, Verhaftung durch deutsche Truppen und Deportation nach Mauthausen. Das ist die Vorgeschichte, der ebenso Raum gegeben wird wie der Befreiung und dem Danach. Im Zentrum steht aber das KZ, das sich kaum überleben ließ, wenn man nicht – etwa als Kapo – in irgendeiner Weise Teil des mörderischen Systems wurde. Auf der untersten Stufe wurde das Gewaltregime fast ausschließlich von Kriminellen ausgeübt, die lustvoll und ungestraft ihren niederen Instinkten freien Lauf lassen konnten, schildert Aura.

“Ich habe nicht überlebt, weil ich tapferer gewesen bin, sondern weil ich mehr Glück hatte”, zitiert Tochter Lucia Aura in einem Nachwort ihren Vater. Francisco Aura Boronat hat der Graphic Novel nach anfänglichem Zögern noch selbst zugestimmt – als ungewöhnliche Möglichkeit, so seinem mit den anderen Mauthausen-Überlebenden geleisteten Schwur, den Nachgeborenen von den gesehenen und erlittenen Gräuel zu berichten, nachzukommen. Fast hätte der letzte überlebende spanische Häftling von Mauthausen noch seinen 100. Geburtstag erlebt. Nur einen Monat davor starb er im November des Vorjahres.

Einem spanischen Mithäftling ist im Juni eine weitere Graphic Novel von bahoe books gewidmet: Francisco Boix war “Der Photograph von Mauthausen” und auf offizieller Seite für den Erkennungsdienst tätig. Illegal konnte er während seiner Lagerhaft zehntausende Fotos aus dem Lager schmuggeln. Viele seiner Aufnahmen dienten später zur Verurteilung der Täter.

Wiener Galerie Michaela Stock: Ausstellung noch bis 2. März

Nicht das Unbeschreibliche darzustellen, sondern das Unzeigbare erahnbar zu machen, hat sich der in Wien lebende Vorarlberger Künstler Marko Zink (43) dagegen in seinem Mauthausen-Projekt zur Aufgabe gestellt: Mit seinen in Mauthausen gemachten Fotos will er nicht dokumentieren, sondern irritieren. Dafür bearbeitet er seine Filme mit Chlor oder Tintentod, eher er sie belichtet. Er kocht oder stanzt sie und erzielt dabei verblüffende, verstörende Ergebnisse. Seine Aufnahmen der Lagerstraße, des ehemaligen Sportplatzes oder eines Baumes, unter dem tausende Leichen verscharrt wurden, versuchen die Auslöschung von Menschen und die Tilgung von Erinnerung gleichermaßen sichtbar zu machen.

“M 48° 15′ 24.13′′ N, 14° 30′ 6.31′′ E” nennt Zink seine Serie nach den Koordinaten des Konzentrationslagers. Eine Auswahl ist derzeit in der Wiener Galerie Michaela Stock zu sehen. Am 10. April eröffnet eine Ausstellung der kompletten Serie in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, wo man Kunst als wichtiges Mittel zeitgenössischer Auseinandersetzung erkannt hat. “Die Arbeiten von Marko Zink haben einen enormen Wert für uns, da seine Bilder die KZ-Gedenkstätte Mauthausen aus einem ganz neuen Blickwinkel zeigen”, sagt Barbara Glück, die Direktorin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen: “Und das ist es auch, was wir mit unseren Vermittlungsprogrammen erreichen möchten. Die Besucherinnen und Besucher sollen über ihre individuellen Wahrnehmungen selbstständig Bezüge herstellen und ihren eigenen Zugang zu diesem Ort finden.”

(APA/Red)

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