AA

"Kylie Fantasielos" in Wien

Die biedere, humor- und ideenfreie Best Of-Revueshow, mit der Kylie Minogue am Mittwoch in der Wiener Stadthalle zu Gast war, lässt sich am besten würdigen, wenn man im Casino alles verspielt.

Glitzernde Kleidchen, die zwar u. a. von Karl Lagerfeld gestaltet sind, aber dennoch wie der australische Kindertraum eines Opernball-Kleides wirken, mit Pfauenfedern an Kopf und Po, im Flamenco-Dress oder – nun ja – auf einer Mondsichel sitzend: Kylie präsentierte sich als „Showgirl“ der konventionellsten Art. Und die als größte Hits präsentierten Songs machten schnell klar: Kylie ist in den 80er Jahren mit furchtbaren Liedern berühmt geworden, die heute aber schon wieder ganz lustig sind und auch das sonst eher desinteressierte Publikum bestens unterhielten. Dann folgten noch zwei, drei tolle Songs und viel musikalisches Füllmaterial. Mehr war nicht.

Daraus einen Abend zu bestreiten, kann – mit Witz und gutem Styling – gut funktionieren, wie Kylie vor drei Jahren mit ihrer „Fever“-Tour zeigte. Oder auch nicht, wie die „Showgirl“-Tour beweist. Wer sonst gerne Musical sieht und „Somewhere Over the Rainbow“ unter der Dusche singt, wird die angestaubten Glamour-Revue-Shows mit Broadway-Touch wohl noch für ein tolles Erlebnis halten. Beim gestrigen Konzert blieb allen anderen nichts übrig, als sich nach Kräften zu bemühen, irgendwo ein bisschen Zauber zu suchen. Was etwa bei Andre Heller-haft kostümierten Tänzern, die beim aktuellen Hit „I Believe in You“ um eine stilisierte Torte tanzten, auf der Kylie saß, schwer fiel. Ebenso bei einem kurzen tänzerischen Stierkampf. Oder bei einem Ausflug in eine Turnhalle mit halb nackten, duschenden Tänzern, an denen die Village People ihre helle Freude gehabt hätten. Hinter der glänzenden Oberfläche lauerte so viel Nichts, dass es nicht mehr zu übersehen war.

Erst gegen Ende fand Kylie bei „Can’t Get You Out Of My Head“ kurz zu ihrer Erfolgs-Mischung aus futuristisch gestyltem Hochglanz-Pop mit augenzwinkernder Erotik, die die Australierin vor wenigen Jahren in neue Karriere-Höhen katapultierte. Und als erste Zugabe das bisher glücklicherweise in 80er Jahre-Zuckerguss versenkte, unselige „Especially For You“ (damals im Duett mit – wer erinnert sich? – Jason Donovan) hervorzukramen und damit den großen Sündern des Schulterpolster-Jahrzehnts, der Graus-Pop-Schmiede Stock Aitken Waterman, wieder ein paar Lizenzgebühren zu verschaffen, bewies Mut und Selbstironie. Da kam dann doch noch Stimmung auf. Doch zu spät: Schon in der typischen gekünstelten Pause vor dem ersten Zugabenblock verließen zahllose Zuseher die Stadthalle.

  • VIENNA.AT
  • Promis
  • "Kylie Fantasielos" in Wien
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.