AA

KV-Verhandlungen für Handel starten

Unter der Jahresinflation will man nicht abschließen, so GPA-Chefverhandler Martin Müllauer.
Unter der Jahresinflation will man nicht abschließen, so GPA-Chefverhandler Martin Müllauer. ©APA/GEORG HOCHMUTH
Am Dienstag starten die Verhandlungen für den Handels-KV. Im Vorfeld wurde von den Arbeitnehmervertretern noch keine Lohnforderung publik gemacht.

Heute starten die Verhandlungen für den Kollektivvertrag der über 500.000 Beschäftigten im Handel, die Vorzeichen dafür sind schwierig. Bei der bereits laufenden Metaller-Lohnrunde haben die Arbeitgeber gestern ein Einkommensplus von 4,1 Prozent und eine Erfolgsbeteiligung angeboten - während die Arbeitnehmervertreter ein Plus von 10,6 Prozent fordern. Basis der Sozialpartner-Verhandlungen ist traditionell die Inflation der vergangenen zwölf Monate, sie lag bei 6.3 Prozent.

Start für Handels-KV im Schatten der Metaller-Lohnrunde

Die Beschäftigtenvertreter im Handel hatten im Vorfeld der heutigen Verhandlungen ihre Solidarität mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Metallindustrie betont, selbst aber noch keine Lohnforderung publik gemacht. Traditionell schließt die Metallindustrie deutlich über den Handelsangestellten ab - während der Mindestlohn bei den Metallern bei 2.090 Euro brutto monatlich liegt, beträgt er im Handel 1.800 Euro.

Wobei der Handel - im Gegensatz zur Metallindustrie mit ihren rund 1.200 Betrieben, vorwiegend Familienbetriebe - sehr unterschiedlich aufgestellt ist. Das Spektrum der Arbeitgeber reicht von den großen Konzernen Rewe und Spar bis zum kleinen Fachgeschäft für Nähzubehör.

Handel gab noch keine Lohnforderung bekannt

Unter der Jahresinflation will die zuständige Gewerkschaft GPA jedenfalls nicht abschließen, sagte im Vorfeld GPA-Chefverhandler Martin Müllauer. Neben mehr Geld will die GPA auch einen Fixbetrag für Lehrlinge von 150 Euro und den leichteren Zugang zur 6. Urlaubswoche.

Eine Einrechnung der Anti-Teuerungs-Pakete der Bundesregierung - wie von den Arbeitgebern der Metalltechnischen Industrie eingefordert - lehnt die GPA ab. Sie würden mit den Arbeitgebern, und nicht mit der Regierung verhandeln, so die Gewerkschaft. Müllauer hat jedenfalls schon klargestellt, dass sich die Arbeitnehmer auf schwierige Verhandlungen einstellen. Er habe sich im Dezember nicht freigenommen, sagte er vor Journalisten.

Wie hoch die Forderung des Handels ist, wollen die Arbeitnehmervertreter vorher ihren Arbeitgebern mitteilen, und erst dann an die Öffentlichkeit gehen. Schließlich sei dies ein Akt der gegenseitigen Wertschätzung, so die GPA-Vertreter.

Arbeitgeber wollen staatliche Förderungen einrechnen

Die Lage sei "herausfordernd", sagten Arbeitgeber-Verhandler Rainer Trefelik und Gewerkschafts-Verhandlerin Helga Fichtiger zum Auftakt übereinstimmend in einem kurzen gemeinsamen Pressegespräch. Auch wenn beide das gute Gesprächsklima hervorhoben, waren die Bruchlinien schnell klar. Trefelik will die staatlichen Teuerungshilfen berücksichtigen, Fichtiger "dauerhafte, kräftige Gehaltserhöhungen".

Ob es schon heute ein Gegenangebot der Arbeitgeber gibt, ließ Trefelik vor Beginn der Gespräche offen. Aber er will, wie das schon die Metaller-Arbeitgeber getan haben, die staatlichen Teuerungshilfen im Gesamtpaket eingerechnet sehen und geht davon aus, dass diese jedenfalls 2,5 Prozent der Teuerung wettmachen. Wichtig sei es, überhaupt die Jobs zu erhalten und nicht "die Betriebe zu überfordern". Problem für den Handel sei auch die schlechte "Kauflaune", von dieser hänge aber der wirtschaftliche Erfolg des Handels maßgeblich ab.

"Kaufkraft erhöhen, wenn man Gehälter erhöht"

"Die Kaufkraft kann man erhöhen, wenn man die Gehälter erhöht", entgegnete dem Fichtinger. Die Beschäftigten im Handel hätten wirklich keinen finanziellen Spielraum mehr". Da jeder siebente Arbeitsplatz auf den Handel entfalle, mache "jeder Zehntelpunkt" mehr Gehalt einen Unterschied. Trefelik wies allerdings umgehend darauf hin, dass nicht jeder im Handel bezahlte Lohn dann in den Handel zurückfließt.

Fichtinger und Trefelik waren um gute Stimmung bemüht, im Gegensatz zu den Metallern laufen KV-Verhandlungen in dieser Branche meist ohne Säbelrasseln ab. Aber Trefelik sagte doch, "ich gehe davon aus, dass wir uns länger austauschen werden". Im ersten Schritt werden nun die gültige Inflationsrate außer Streit gestellt und die Auftakt-Forderung der Gewerkschaft präsentiert.

(APA/Red)

  • VIENNA.AT
  • Österreich
  • KV-Verhandlungen für Handel starten
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen