Hochzeit kurz vor dem Tod
Die standesamtliche Trauung fand am 12. Dezember im Rathaus von Berlin-Schmargendorf statt. In einem Instagram-Beitrag schrieb von Praunheim am darauffolgenden Montag: "Am Freitag, 12.12., habe ich meinen langjährigen Lebensgefährten Oliver geheiratet" – begleitet von einem Foto zweier Hände mit Ringen und türkisfarbenen Fröschen. Die beiden waren seit 2008 ein Paar.
Pionier der Schwulenbewegung
Rosa von Praunheim wurde 1942 als Holger Radtke in Riga geboren und wuchs nach dem Tod seiner Mutter bei Adoptiveltern in Deutschland auf. Sein Künstlername verweist auf den "rosa Winkel", das Kennzeichen für Homosexuelle im Nationalsozialismus, sowie auf den Frankfurter Stadtteil Praunheim.
Er war einer der bedeutendsten Wegbereiter der Schwulenbewegung in Deutschland. Mit mehr als 150 Filmen prägte er über Jahrzehnte das queere Kino und die politische Debatte.
Sein Dokumentarfilm "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation, in der er lebt" von 1971 gilt als Meilenstein der deutschen Filmgeschichte und als Auslöser einer neuen Sichtbarkeit homosexuellen Lebens in der Öffentlichkeit.
Zwangsouting im Fernsehen sorgte für Empörung
Ein besonders umstrittenes Kapitel in seiner Karriere war das öffentliche Outing zweier prominenter Persönlichkeiten. In einer Live-Sendung des RTL-Talkformats "Explosiv – Der heiße Stuhl" erklärte von Praunheim im Dezember 1991 Entertainer Hape Kerkeling und Moderator Alfred Biolek ohne deren Zustimmung für homosexuell.
Der Vorgang sorgte für ein breites Medienecho und wird bis heute als prominentes Beispiel für ein Zwangsouting diskutiert.
Exzentrischer Stil als Markenzeichen
Neben seinen inhaltlichen Provokationen war Rosa von Praunheim auch für seinen extravaganten Auftritt bekannt. Auffällige Kleidung, kräftige Farben und exzentrische Accessoires unterstrichen seine Rolle als schillernde Figur in Kunst und Gesellschaft.
Ein offizielles Statement zu den Umständen seines Todes lag zunächst nicht vor.
(VOL.AT)