Kulturoffene, demokratische und tolerante Jugend

Dornbirn. Im Dezember 2023 führte jugendornbirn in Zusammenarbeit mit dem Dornbirner Jugendnetzwerk und den Klassensprechern der Dornbirner Schulen eine umfangreiche Befragung unter rund 800 Jugendlichen durch. Die wissenschaftliche Begleitung übernahm Professor Frederic Fredersdorf, Vorsitzender des Josef-Ressel-Senats in der Christian-Doppler-Forschungsgesellschaft und ehemaliger Forschungsleiter der FH Vorarlberg.
Die Ergebnisse dieser repräsentativen Jugendumfrage liegen nun vor und zeigen interessante Einblicke in die Einstellungen der jungen Dornbirnerinnen und Dornbirner. „Wissenschaftliche Begleitforschung hat mittlerweile Tradition beim Verein jugendornbirn. Bereits seit 2012 fußen unsere Überlegungen und Teile unserer Aktivitäten auf wissenschaftlicher Basis, denn so wissen wir, wo jungen Menschen in Dornbirn der Schuh drückt“, erläutert Obmann Christian Weiskopf die Motivation zur Studie.
Die Umfrageergebnisse zeigten dabei, dass Dornbirns Jugendliche insgesamt demokratisch und kulturoffen sind und über eine grundsätzlich tolerante Haltung verfügen. Besonders stark befürworten die Befragten die freie Partnerwahl, Freiheit in Österreich, Frauenrechte, kulturelle Offenheit, Religionsfreiheit und die Ablehnung von Antisemitismus. Jugendliche mit deutscher Hauptsprache befürworteten Religionsfreiheit, allgemeine demokratische Freiheit und Frauenrechte etwas stärker als ihre nicht deutschsprachigen Altersgenossen. „Jugendlichen mit türkischer Hauptsprache sind religiöse Regeln tendenziell etwas wichtiger als ethische oder staatliche Werte, als wenn daheim nicht hauptsächlich türkisch gesprochen wird“, Weiskopf weiter. Und weiter: „Gemäß der aktuellen Umfrage sind Dornbirns Jugendliche erfreulicherweise insgesamt prodemokratisch eingestellt, wenngleich sich geringe Unterschiede zwischen Teilgruppen in Bezug auf einige demokratische Werte zeigen. Mit Blick auf internationale Jugendstudien ist daher in Zeiten von ´Deep Fake´ und ´Fake News´ anzuraten, politische Bildung in Schule und Jugendfreizeit möglichst frühzeitig partizipativ umzusetzen.“
„Demokratie vermitteln und erfahrbar machen, lautet somit die Devise für alle in der Bildung und Jugendarbeit Engagierte“, bestärkte Studienautor Fredersdorf die Schule und Jugendarbeit.
Vertrauen in gesellschaftliche Institutionen
Ein hohes Vertrauen setzen Dornbirns Jugendliche in soziale Organisationen, das Gesundheitssystem, die innere und soziale Sicherheit sowie das Bildungssystem. Deutlich weniger Vertrauen genießen soziale Medien und politische Parteien. Multiple Krisen wie die Pandemie, Krieg und Inflation lösen bei den Jugendlichen Ängste aus. Hauptsächlich fürchten sie, dass ihre Familie zerbricht, Terroranschläge zunehmen, sich Krieg in Europa ausweitet, sie eine schwere Krankheit bekommen, Armut in Österreich steigt und sich der Klimawandel verschärft. Weniger ängstlich sind sie hinsichtlich zunehmender sozialer Ungleichheit, steigender Einwanderung und Ärger mit Nachbarn.
Wichtigkeit von Arbeit, Beruf, Wohnen und Gesundheit
Von den elf jugendpolitischen Zielen der EU sind den Jugendlichen Gesundheit, Arbeit, Lernen, Gleichberechtigung, ökologische Nachhaltigkeit und inklusive Gesellschaften besonders wichtig. Als Hauptthemen für die künftige Dornbirner Jugendpolitik und -arbeit nennen sie in absteigender Priorität: Arbeit und Beruf, Aus- und Weiterbildung, Wohnen und Unterkunft, Gesundheit und Wohlbefinden, Jugendschutz und Recht sowie Familie und Kinderbetreuung. Im Vergleich zur Jugendstudie von 2019 ist die Bereitschaft wählen zu gehen, stark gesunken. Dies stellt eine Herausforderung für Politik, Verwaltung, Schule und Jugendarbeit dar, hier motivierend einzuwirken. (cth)