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"Kultur-Token": Stadt Wien belohnt umweltfreundliche Fortbewegung

In Wien wird umweltfreundliche Bewegung belohnt.
In Wien wird umweltfreundliche Bewegung belohnt. ©pixabay.com (Sujet)
Umweltfreundliche Fortbewegung wird in Wien künftig belohnt. Wenn Wege mit den Öffis, mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden, kann man "Kultur-Token" sammeln. Diese wiederum bringen Gratis-Kulturtickets.

Wien will umweltfreundliche Fortbewegung in der Stadt belohnen. Konkret soll man - wenn Wege mit den Öffis, mit dem Rad oder zu Fuß zurückgelegt werden - mittels neuer App "Kultur-Token" sammeln können, die wiederum gegen Gratistickets in vorerst vier Kulturinstitutionen eingetauscht werden können. Der Testbetrieb startet am 26. Februar mit 1.000 Teilnehmern.

CO2-Reduktion wird mit Kulturerlebnis belohnt

Konkret funktioniert die App über ein Tracking-System. Dank Digitalisierung erkennt die Software die Art der Fortbewegung und rechnet die entsprechende CO2-Einsparung im Vergleich zu einer Autofahrt um. Je mehr Schadstoffe man durch den Verzicht auf den Pkw einspart, umso schneller wird ein Token generiert, erklärten Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler und Digitalisierungsstadtrat Peter Hanke (beide SPÖ) am Montag in einer Pressekonferenz. "Wir wollen CO2-Reduktion mit einem Kulturerlebnis belohnen", umriss Hanke das Ziel.

Pro 20 Kilogramm CO2-Vermeidung erhält man einen Token. "Das wird im Durchschnitt dann erreicht, wenn man circa zwei Wochen lang jeden Tag mit dem Rad oder den öffentlichen Verkehrsmittel zur Arbeit fährt", gab Projektleiterin Christina Hubin vom Unternehmen Upstream Mobility, einer Tochter der Wiener Stadtwerke und der Wiener Linien. Das Tracking ist auf das Wiener Stadtgebiet beschränkt.

Pro Token gibt es eine kostenlose Eintrittskarte

Der virtuelle Jeton erscheint am Handy-Display als Kristall, der sich nach und nach füllt. Pro Token gibt es dann eine kostenlose Eintrittskarte in eine der vorerst vier teilnehmenden Partner. Mit an Bord sind in der sechsmonatigen Testphase das Wien Museum, die Kunsthalle, das Volkstheater und das Konzerthaus. Der User kann sich aussuchen, für welche angebotene Veranstaltung oder Ausstellung der digitale Gutschein eingelöst wird. Übertragbar ist das Gratisticket zumindest vorerst nicht, was auch mit rechtlichen Gründen erklärt wurde.

Gesammelt werden können bis zu fünf Token. Dann muss mindestens einer eingelöst werden. Hanke verwies darauf, dass für die App die sogenannte Blockchain-Technologie verwendet werde. Damit will die Stadt höchsten Datenschutz garantieren. Wobei für den Probelauf sehr wohl personenbezogene Daten nötig sind, da das Projekt durch das Institut für Kryptoökonomie der Wirtschaftsuniversität Wien wissenschaftlich begleitet wird. Testuser werden dabei auch um Feedback gebeten.

"Kultur-Token" könnte ab Herbst in Vollbetrieb gehen

Ist der "Kultur-Token" erfolgreich, soll er ab Herbst in den Vollbetrieb gehen. Immerhin habe bereits eine Reihe weiterer Kulturinstitutionen Interesse angemeldet, wie Hubin berichtete. Und die Idee sei, dass dann auch alle Wienerinnen und Wiener Token sammeln können. Davor müssten allerdings noch einige Fragen geklärt werden, räumten die Initiatoren heute ein: Gibt es Möglichkeiten, die App auszutricksen? Wie ist das Verhältnis von Angebot und Nachfrage?

"Ein Museum kann mit Gratistickets anders umgehen als ein Haus mit fixen Sitzplätzen", gab die Kulturstadträtin zu bedenken. Konzerthausvorstand Matthias Naske versicherte für sein Haus jedenfalls, dass "keine Ladenhüter" in die App eingespeist würden. Die vier mitmachenden Institutionen bekommen von der Stadt die Gratistickets übrigens nicht refundiert. Für die geplante flächendeckende Ausrollung ab Herbst werde man diesbezüglich noch Gespräche führen, sagte Kaup-Hasler.

Angebot soll noch erweitert werden

Vorgesehen ist jedenfalls, das Angebot zu erweitern - eventuell auch über den Kulturbereich hinausgehend. Und laut Hubin kann man sich zudem vorstellen, irgendwann nicht nur umweltfreundliche Fortbewegung, sondern beispielsweise auch freiwilliges soziales Engagement zu belohnen.

Den Einwand, ein derartiges System schaffe die Voraussetzung für ein Sozialkreditsystem, wie es derzeit in China zwecks Verhaltenskontrolle aufgebaut wird, ließ das Podium nicht gelten. Das Projekt diene eben genau dazu, neue Technologien bei gleichzeitiger Wahrung der Privatsphäre nutzbar zu machen. Denn eines stehe fest: Digitalisierung lasse sich nicht aufhalten.

(APA/Red)

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