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Kühbauer: Kritik "respektlos gegenüber der Mannschaft"

Trainer Kühbauer verteidigt seine Mannschaft.
Trainer Kühbauer verteidigt seine Mannschaft. ©APA/EXPA/FLORIAN SCHROETTER
Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer nimmt die Leistung seiner Mannschaft in Schutz. Der Schnitt von 1,88 Punkten pro Spiel im Jahr 2020 spreche für sich.

Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer hat die Pressekonferenz am Dienstag vor dem Fußball-ÖFB-Cup-Schlager in Salzburg dazu genutzt, um die zuletzt aufkeimende Kritik zu kontern. Diese war nach den jüngsten Leistungen in den Heimspielen gegen Molde (2:2 in der Europa League) und WSG Tirol (0:3 in der Liga) aufgekommen. Der 49-Jährige empfindet diese Kritik als "respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam".

"Dass es natürlich schnell geht im Fußball, ist jedem ganz klar", sagte Kühbauer am Beginn seiner äußerst sachlichen Abrechnung. "Wenn du vorher Dinge gut machst, dann bist du der Jesus, der Allergrößte. Aber wenn du dann einmal ein Spiel verlierst, wenn du rotierst, weil du an die Mannschaft glaubst", dann werde nicht nur von Fans, sondern auch Journalisten "gleich alles schlecht geredet", sagte der Burgenländer, um dann mit Statistiken die gute Arbeit bei Rapid zu untermauern.

Rapid auf gutem Weg

"Im Jahr 2020 haben wir in 25 Spielen einen Schnitt von 1,88 Punkten geschafft in der Bundesliga. Wenn wir gegen die Admira (am Samstag) noch gewinnen, dann wären es sogar 1,92. Da wärst du 2008, wo Rapid den letzten Meistertitel gefeiert hat, Meister (geworden). Nur so viel zu dem", erklärte Kühbauer.

Gleichzeitig verwies er auf die Entwicklung, seit er am 1. Oktober 2018 Rapid-Trainer geworden war, "wo wir nach neun Runden neun Punkte gehabt haben und die teuerste Mannschaft". Trotz einer "Kostenreduktion der Mannschaft und Transfererlösen im Plus", sei es ihm gelungen, "junge Spieler einzubauen" und gleich in seiner ersten Saison den Aufstieg ins Sechzehntelfinale der Europa League zu schaffen. "Das war glaube ich nicht so schlecht", merkte Kühbauer an.

"Und wenn man jetzt wieder Kosten reduziert bei Spielern, wenn man wieder Transfererlöse erzielt hat, wenn man leider - und das ist das Problem - keine Zuschauer gehabt hat, leider Verletzungen hat, wenn man den Ljubicic, den Fountas, den Petrovic hernimmt, den Stefan Schwab verloren hat, den Thomas Murg verloren hat und trotzdem dieselbe Punkteanzahl hat wie letztes Jahr, obwohl die Belastung eine weit höhere war und der Kader kleiner geworden ist, und das dann schlecht sieht, dann ist das respektlos gegenüber meiner Mannschaft und respektlos gegenüber meinem Trainerteam, das muss ich ganz ehrlich sagen", erläuterte Kühbauer, der Rapid in der abgelaufenen Saison zum Vizemeistertitel geführt hat.

"Denn was die Mannschaft hier leistet seit eineinhalb Jahren ist groß für diese Punkte, die ich gerade aufgezählt habe." Trotz Kostenreduktion, Einbau von Eigenbauspielern, erzielten Transfererlösen und der harten Einbußen durch die Coronakrise, sei ja "der Anspruch derselbe geblieben", nämlich Serienmeister Salzburg voll zu fordern. "Der Marktwert von Salzburg ist gegenüber 2008 fünf Mal so hoch wie der von Rapid 2008, wo der Peter Pacult letztmals Meister geworden ist, wo er nur zweimal so hoch war", bemühte Kühbauer erneut diesen historischen Vergleich.

Seit dem bisher letzten Titel der Grün-Weißen sind überhaupt nur zwei andere Mannschaften außer Salzburg Meister geworden: 2011 Sturm Graz und 2013 die Wiener Austria. "Sturm ist Meister geworden mit (einem Punktschnitt von) 1,83. Salzburg schafft es die letzten Jahre immer über zwei Punkte im Schnitt zu kommen. Die haben einfach eine super Mannschaft. Wir haben etwas aufgebaut, und wir werden noch weiter bauen müssen", mahnte Kühbauer auch Geduld ein.

Titelforderung von Rekordmeister Rapid verständlich

Ihm sei natürlich klar, dass man beim Rekordmeister Rapid "immer einen Meistertitel" fordert, "das wäre mein größter Traum, (...) aber das ist halt sehr, sehr schwierig, wenn man bedenkt, dass Salzburg mittlerweile den fünffachen Kaderwert von uns hat und das gut macht. Und trotzdem sind wir näher an Salzburg herankommen", beteuerte Kühbauer. "Aber man muss das respektieren, dass alles zusammenpassen muss."

Noch dazu in einer Situation, wo Rapid wegen der Pandemie achtstellige Summen verloren gehen. "Corona hat uns wirklich wehgetan, weil wir haben keine Zuschauer und dadurch weniger Einnahmen. Wir können im Moment halt leider keine Spieler holen. Das muss man akzeptieren als Trainer. Und der Rapid-Fan, der das nicht verstehen will, tut mir leid. Aber ich will da nichts beschönigen oder schlechtreden, aber die Jungs machen es gut."

Und deshalb werde man sich bei Rapid nicht durch "Einflüsse von außen, die es immer geben wird", aus der Ruhe bringen lassen. "Rapid muss eins sein, im Trainerteam, in der Mannschaft sind wir es hundert Prozent immer. (...) Entscheidend ist, dass wir ruhig bleiben", forderte Kühbauer. "Dass alle gleich rauskommen und irgendwas Schlechtes sehen, das ist leider bei Rapid umso schlimmer, und da wird es umso besser sein, dass wir ruhig bleiben, und das werden wir auch bleiben."

Zum Thema Vertragsverlängerung meinte Kühbauer: "Ich habe selber gesagt, das ist für mich der größte Club. Der sportlich beste Club ist Salzburg, aber von der Emotionalität her, von der Leidenschaft her ist das hier der allergrößte Club. Ich werde da alles reininvestieren, solange ich da bin", versicherte der Ex-Internationale, der hofft, dass sein mit Saisonende auslaufender Vertrag verlängert wird. "Ich glaube die Punkte, die ich gerade aufgezählt habe, sollten dafür sprechen, aber ich will da jetzt keinen animieren oder sagen, er muss es tun."

(APA/red)

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