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Kubaner feierten 50. Jahrestag der Revolution

Bescheidener als ursprünglich geplant haben die Kubaner den 50. Jahrestag der sozialistischen Revolution gefeiert. Auf der Hauptkundgebung in Santiago erklärte Staatschef Raul Castro, die Revolution werde weitere 50 Jahre überdauern. Videos: | | Bilder 

Er hielt seine Rede unterhalb des Balkons, auf dem sein Bruder Fidel am 1. Jänner 1959 den Sieg über das Regime von Fulgencio Batista verkündet hatte. Geladen waren 3.000 Gäste.

 

“Wir wissen, dass ein Mann alleine nicht Geschichte schreiben kann”, sagte Raul Castro. “Aber einige Männer sind unentbehrlich, weil sie entscheidenden Einfluss auf den Lauf der Dinge nehmen können. Fidel ist einer von ihnen.” Castro hielt seine knapp 40-minütige Ansprache vor einem riesigen roten Transparent, auf dem ein Foto seines Bruders im Alter von 32 Jahren zu sehen war. Zur Eröffnung der Feiern wurde ein Dokumentationsfilm mit historischen und aktuellen Aufnahmen des “Maximo Lider” gezeigt.

Nach den Worten von Raul Castro ist die kubanische Revolutionsbewegung 50 Jahre nach ihrem Sieg “trotz des krankhaften und rachsüchtigen Hasses der USA stärker denn je”. Auch in den schwierigsten Augenblicken sei sie nie auch nur “einen Millimeter von ihren Prinzipien” abgewichen.

Einziger höherer ausländischer Staatsgast bei den Feierlichkeiten war Venezuelas Außenminister Nicolas Maduro. Der venezolanische Präsident Hugo Chavez hatte seine Teilnahme ebenso wie sein bolivianischer Amtskollege Evo Morales kurzfristig abgesagt. Morales sprach Fidel Castro in einer Grußbotschaft seinen Respekt und seine Bewunderung aus. Chavez verkündete in Caracas, dass zu Ehren der Revolution die kubanische Flagge fortan dauerhaft vor der Grabstätte des südamerikanischen Volkshelden Simon Bolivar wehen werde.

Fidel Castro trat auch bei diesem runden Geburtstag der Revolution wie schon seit Juli 2006 nicht in der Öffentlichkeit auf. Der 82-Jährige, der wegen einer nicht näher bezeichneten Erkrankung nach eigenen Angaben mehrmals operiert worden war, hatte die Amtsgeschäfte 2006 zunächst vorläufig und im Februar 2008 endgültig seinem Bruder übertragen. Die Art der Erkrankung ist jedoch bis heute ein Staatsgeheimnis. Die Parteizeitung “Granma” zeigte in ihrer Internetausgabe lediglich eine knappe Grußbotschaft Fidels vom Vortag: “Kurz vor dem 50. Jahrestag des Triumphes beglückwünsche ich unser heroisches Volk. Fidel Castro Ruiz.” Die offizielle Zeitung “Trabajadores” druckte Grußbotschaften der Regierungen Jemens und Nordkoreas sowie unter anderem der dänischen Kommunisten ab.

Die Feiern zum 50. Jahrestag der Revolution waren eigentlich wesentlich aufwändiger geplant gewesen. Nachdem drei Hurrikane in diesem Jahr aber Schäden von insgesamt zehn Milliarden Dollar (7,19 Mrd. Euro) verursacht hatten, kürzten die Behörden das Programm. In der vergangenen Woche ließ Raul Castro weitere Streichungen vornehmen, da das Wirtschaftswachstum des Landes 2008 mit 4,3 Prozent nur knapp halb so hoch ausfiel wie ursprünglich erwartet.

Viele Kubaner verbinden mit dem neuen Jahr Hoffnungen auf Reformen und mehr Wohlstand sowie auf verbesserte Beziehungen zu den USA. “Ich hoffe, er (der künftige US-Präsident Barack Obama) wird die Blockade beenden”, sagte die 42-jähre Ana Luisa Mas im Hinblick auf die seit Jahrzehnten geltenden US-Handelssanktionen gegen Kuba. “Wir hoffen sehr darauf, dass uns unsere Verwandten (in den USA) unter Obama mehr besuchen und uns mehr Geld schicken können.”

In den vergangenen 50 Jahren hat der kubanische Sozialismus den Analphabetismus überwunden, eine umfassende Gesundheitsversorgung eingeführt und tausende Schulen gebaut. Aber nach der Übernahme der kommunistischen Staatsdoktrin im Jahr 1961 verloren die Gewerkschaften ihr Streikrecht, die katholische Kirche wurde in der Religionsausübung behindert, und zahllose Regierungsgegner wurden ins Gefängnis gesperrt. Die kubanische Menschenrechtskommission zählte zuletzt noch 219 politische Gefangene, nachdem es 1964 bis zu 15.000 waren.

 

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