Den Spitznamen hat er von seinem Lieblingsreiseziel: Kuba. 1997 war er das erste Mal dort, seither sind weitere 34 Reisen dazu gekommen.
Urlaub als letzte Hoffnung
Ich litt unter schweren Depressionen und spielte mit Selbstmordgedanken. Die letzte Hoffnung schien mir ein Urlaub im Süden, wo die Menschen angeblich so fröhlich seien, erinnert er sich zurück. Tatsächlich fasste der gebürtige Hohenemser wieder Fuß und lernte wieder zu lachen. 2001 traf ich Mielesy, die ich später heiratete, fährt der sportliche Mann fort. Mielesy ist Krankenschwester, möchte aber nicht weg aus Havanna. Somit begleitet sie Rudi nie zu seinen Prozessen.
Ganoven sind spannend
Wann immer es ihm die Zeit erlaubt, sieht Rudi sich größere Strafverhandlungen an. So ein Mord oder Raub ist schon etwas Spannendes, findet er. Dabei interessiert ihn vor allem, warum Menschen solche Taten begehen. Auch über das soziale Umfeld der Angeklagten denkt Rudi viel nach. Wenn sich der Senat zur Beratung zurück zieht, versucht er im Stillen für sich die Strafhöhe zu erraten. Manchmal lieg ich richtig, manchmal falsch. Zu den Verhandlungen fährt der Emser übrigens immer mit dem Fahrrad. Den regelmäßigen Sport sieht man dem Liftwart an, auf sechzig würde ihn kaum jemand schätzen.
Wenig Spielraum
Manchmal hat Kuba-Rudi Mitleid mit den Verurteilten. Er weiß aus eigener Erfahrung, dass Glück und Unglück oft nahe beieinander liegen. Rudi Klien ist überzeugt, dass aus vielen Gaunern unter anderen Umständen etwas Anständiges hätte werden können. Seit meinen psychischen Problemen interessiere ich mich viel mehr dafür, warum Menschen so sind, wie sie sind, erklärt der Prozessbeobachter.
Freund der Justiz
Die Justiz kommt bei Kuba-Rudi übrigens gut weg, das Gerichtspersonal nahezu einen Persilschein. Denn die meisten Richter findet der Gerichtskiebitz großartig. Die Begründungen sind ausführlich und gut zu verstehen, und meistens haben die Richter schon recht, ist Kuba-Rudi mit der Rechtsprechung insgesamt zufrieden.