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Kroatien: Josipovic sicher in der Stichwahl

Bei der kroatischen Präsidentenwahl standen am Sonntagabend vorerst nur zwei Dinge fest: Der Kandidat der oppositionellen Sozialdemokraten (SDP), Ivo Josipovic, wird an der Stichwahl am 10. Jänner teilnehmen, und die Wahlbeteiligung war mit 33,89 Prozent für Kroatien historisch gering.

Hinter Josipovic, der laut Exit Polls mit 32,7 Prozent der Stimmen rechnen konnte, lag der SDP-Dissident und Zagreber Bürgermeister Milan Bandic (14,1 Prozent) auf Platz zwei. Allerdings war auch Andrija Hebrang, Kandidat der Regierungspartei HDZ (Kroatische Demokratische Gemeinschaft), noch im Rennen.

Er kam laut der Nachwahlbefragung auf 12,1 Prozent. Die Wahlkampfleitung der HDZ ging am Sonntagabend jedenfalls von einer Teilnahme an der Stichwahl aus.

Die Nachwahlbefragungen wurden im Auftrag des Privatsenders “RTL Televizija” in 150 Wahllokalen durchgeführt. Befragt wurden 8.000 Wähler in Kroatien, bei Wahllokalen im Ausland gab es keine Erhebungen. Hinter Hebrang folgte der ehemalige HDZ-Minister und Präsident der Wirtschaftskammer, Nadan Vidosevic, mit 11,6 Prozent. Er war wegen seiner eigenständigen Kandidatur aus der HDZ ausgeschlossen worden. Die übrigen Kandidaten bekamen laut den Umfragen auf jeweils weniger als 10 Prozent.

Sollte es Bandic tatsächlich in die Stichwahl schaffen, wäre dies eine Ohrfeige für die HDZ des ersten kroatischen Präsidenten Franjo Tudjman (1990-1999). Doch auch dem Chef der Sozialdemokraten, Zoran Milanovic, käme ein Duell Josipovic-Bandic alles andere als gelegen. Der Zagreber Bürgermeister dürfte in der Stichwahl nämlich den Großteil der Stimmen der ausgeschiedenen Rechtskandidaten auf sich vereinen und Josipovic gefährlich nahe kommen.

Verliert dieser die Stichwahl gegen Bandic, der von Milanovic bei der Nominierung des SDP-Präsidentschaftskandidaten ausgebremst worden war, wäre ein Abschied des sozialdemokratischen Parteichefs wohl unvermeidlich. Bandic war wegen seines eigenständigen Antretens aus der SDP ausgeschlossen worden. Diplomaten erhoffen sich von dem neuen Präsidenten Unterstützung für die für den 2012 angestrebten EU-Beitritt Kroatiens notwendigen Reformen. Alle Favoriten haben sich für eine Mitgliedschaft in der Europäischen Union ausgesprochen.

Der aktuelle Präsidenten, Stjepan Mesic, ist noch bis Februar im Amt. Er war Anfang 2000 erstmals gewählt worden und durfte nach zwei Amtszeiten heuer nicht mehr antreten. Mesic wird in wenigen Tagen als Gast von Bundespräsident Heinz Fischer das Neujahrskonzert in Wien besuchen. Der Besuch gibt laut Präsidentschaftskanzlei auch die Möglichkeit zu einem bilateralen Gedankenaustausch.

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