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Kritische dritte Verhandlungsrunde

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Der drohende Konflikt über die Lohn- und Gehaltsharmonisierung für Arbeiter und Angestellte überschattet die morgige dritte Tarifrunde für rund 119.000 Metallarbeiter und 73.900 Industrieangestellte.

Die zweite Verhandlungsrunde wurde ohne Annäherung unterbrochen. Die Gewerkschaft hat im Anschluss in bundesweiten Betriebsrätekonferenzen über die „kritische Verhandlungssituation“ informiert. Beobachter gehen davon aus, dass das einheitliche Entgeltsystem in der Metallindustrie vorerst Zukunftsmusik bleiben und morgen lediglich über Prozente verhandelt werde.

Trotzdem wollen sowohl Gewerkschaften als auch Unternehmer die morgige Tarifrunde mit Gesprächen über ein einheitliches Entgeltschema beginnen. Knackpunkte sind die Vorrückungen, die es wie im Modell der Elektroindustrie künftig auch für Arbeiter geben soll; während die Angestellten im Gegenzug auf einen Teil der Vorrückungen verzichten müssen.

Problem Metallindustrie

In der Elektroindustrie, in der die Lohn- und Gehaltsharmonisierung bereits seit Mai 2004 praktiziert wird, gibt es Vorrückungen für alle, wobei die ersten deutlich höher ausfallen als die letzten. Da in der Metallindustrie rund 60 Prozent Arbeiter (in der Elektroindustrie ist es umgekehrt) beschäftigt sind, befürchten die Unternehmen einen kräftigen Kostenschub, den sie im Rahmen einer Paketlösung durch flexiblere Arbeitszeiten ausgeglichen haben wollen. Die Kostenbelastung, so heißt es aus Unternehmerseite, sei sehr unterschiedlich, könne aber in einigen Bereichen über 3 Prozent der Lohnsumme liegen.

Die Arbeitgeber fordern daher als Gegenleistung die Ausdehnung der täglichen Normalarbeitszeit auf bis zu 10 Stunden, der wöchentlichen Normalarbeitszeit auf bis zu 48 Stunden bzw. im Schichtbetrieb auf 56 Stunden. Darüber hinaus soll die 10. Stunde bei Gleitzeit zuschlagsfrei sein.

Keine Einigung zwischen Interessensvertretern

Die Gewerkschaft hat dieses „Angebot“ der Unternehmer abgelehnt und gedroht, die Gespräche über ein einheitliches Entgeltsystem zu beenden. Sollte morgen, Freitag, kein deutlich verbessertes Angebot auf dem Tisch liegen und die Arbeitgeber nicht ihre „unannehmbaren Forderungen“ zurückziehen, seien die Gespräche um ein einheitliches Entgeltsystem gescheitert, so die Gewerkschaft Metall Textil (GMT) und die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) in einem gemeinsamen Flugblatt, das bei den Betriebsrätekonferenzen verteilt wurde.

Bei Scheitern der Gespräche werde man die gemeinsame Kraft heuer nur für die Lohn- und Gehaltsverhandlungen einsetzen. Beide Gewerkschaften fordern die Erfüllung der ursprünglich von den Arbeitgebern gemachten Zusage, den Arbeitern einen Wertausgleich für den Biennalsprung bei den Angestellten zuzugestehen. Sollte bei den diesjährigen KV-Verhandlungen keine Einigung über ein einheitliches Entgeltsystem gelingen, sei dies für die kommenden drei Jahres auf jeden Fall vom Tisch, kontern die Arbeitgeber.

Aber auch das Feilschen um Prozente droht heuer durch die hohe Inflationsrate besonders schwierig zu werden. Während sich die Gewerkschaft an der Prognose der Wirtschaftsforscher von 2,1 Prozent orientiert, gehen die Arbeitgeber von einer Teuerungsrate von 1,64 Prozent für die Zeit von September bis September aus. Die Gewerkschaft verlangt eine Erhöhung der Ist- und der Tariflöhne und verlangt dabei eine Stärkung der Kaufkraft. Neben der Inflationsabgeltung verlangen die Arbeitnehmervertreter traditionell auch einen Anteil an der Produktivität.

Prognosen, ob sich Metaller-Chef Rudolf Nürnberger und Angestellten-Verhandler Karl Proyer mit Unternehmer-Vertreter Hermann Haslauer morgen, Freitag, auf einen neuen Kollektivvertrag einigen werden, wagt derzeit noch niemand abzugeben. Es sei alles offen, heißt es von beiden Seiten. Allerdings glaubt man nur dann an eine Einigung, wenn lediglich über Prozente verhandelt wird und die Harmonisierung vom Tisch ist.

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