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Kritik: Wiener Staatsoper hat an Relevanz verloren

Laut Welser-Möst hat die Wiener Staatsoper an Relevanz verloren.
Laut Welser-Möst hat die Wiener Staatsoper an Relevanz verloren. ©APA
Ex-Generalmusikdirektor Welser-Möst übt Kritik an Ex-Staatsopern-Chef Meyer: "Ein Problem war, dass er viele junge, hübsche Sängerinnen mit wenig oder keiner Erfahrung in der Wiener Staatsoper anstellte".

Der Dirigent und ehemalige Generalmusikdirektor der Wiener Staatsoper, Franz Welser-Möst, übt Kritik am gerade aus dem Amt geschiedenen Direktor Dominique Meyer. "Die Staatsoper hat international an Relevanz verloren", so Welser-Möst in den "Oberösterreichischen Nachrichten" (Wochenend-Ausgabe).

"Ein Haus muss lebendig sein und pulsieren", argumentierte der Dirigent. "Das zeigt sich unbedingt nicht nur an Auslastungszahlen, die, so wie sie kolportiert worden sind, sowieso nicht gestimmt haben. Es gibt eine Gefälligkeit, die gefährlich ist. Kunst muss auch leidenschaftlich diskutiert werden".

Welser-Möst mit anderen Visionen für Staatsoper

Welser-Möst war 2014 aufgrund von "Auffassungsunterschieden in künstlerischen Belangen" mit Meyer als Generalmusikdirektor zurückgetreten. Er habe dann eine Vereinbarung unterschrieben, wonach er sich bis 1. Juli 2020 nicht zu seiner Zeit an der Staatsoper äußern dürfe, schildert er im Interview.

"Wenn ein Haus auf lange Sicht vom Tourismus lebt, dann wird das gefährlich", meinte der Dirigent unter Hinweis auf die Coronakrise. Auch bei der künstlerischen Ansicht, "also was szenisch passiert und auch was das Sängerensemble und Engagements anlangt, habe ich die Meinung von Dominique Meyer oft nicht geteilt": "Für mich war es ein Problem, dass er viele junge, hübsche Sängerinnen engagiert hat, die einfach mit wenig oder gar keiner Erfahrung plötzlich Ensemblemitglied in der Wiener Staatsoper waren. Das ist ja keine Ausbildungsstätte, sondern ein Riesenbetrieb mit rund 50 verschiedenen Opern pro Jahr."

Meyer und Welser-Möst keine Freunde

Auch persönlich hatte Welser-Möst mit Meyer Probleme: "Ich bin jemand, der sich mit einem Menschen wie Dominique Meyer, der einfach nicht greifbar ist, wahnsinnig schwertut. Ich kann mit sogenannten schwierigen Persönlichkeiten wie Holender oder Pereira viel besser als mit jemandem, der mit einem Diplomatenlächeln alles weglächelt."

Meyer will "Schmutzwäsche nicht öffentlich waschen"

Der ehemalige Direktor der Wiener Staatsoper, Dominique Meyer, will "die Schmutzwäsche der Zusammenarbeit mit Franz Welser-Möst nicht öffentlich waschen". Das betonte der mittlerweilige Intendant der Mailänder Scala auf APA-Anfrage zur Kritik seines Ex-Generalmusikdirektors.

"Und auch seine direkten und indirekten persönlichen Angriffe werde ich nicht kommentieren - wiewohl ich mich schon frage, warum der international erfolgreiche Dirigent das nötig hat und was er mit den nachweislich falschen Aussagen bezweckt", meinte Meyer. Außerdem wies er nebenbei darauf hin, dass die vereinbarte Frist, in der sich Welser-Möst nicht zu seiner Staatsopern-Zeit äußern dürfe, eigentlich noch bis zum 5. September laufe.

(APA7red)

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