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Kritik an Umsetzung von Österreichs Roma-Inklusion

Die Umsetzung der nationalen Strategie zur Inklusion von Roma in Österreich lässt laut Studie teilweise zu wünschen übrig.
Die Umsetzung der nationalen Strategie zur Inklusion von Roma in Österreich lässt laut Studie teilweise zu wünschen übrig. ©APA/HELMUT FOHRINGER (Sujet)
In Österreich gibt es seit 2012 eine nationale Strategie zur Stärkung der sozialen Inklusion der Roma. Bei der Umsetzung dieser Strategie, die auf eine Emfpehlung der EU-Kommission zurückgeht, ist noch einiges zu tun.

2016 wurde die Strategie zur Inklusion der Roma in Österreich gemeinsam mit der Community evaluiert und erweitert. Bei der Umsetzung der Strategie, die auf Empfehlungen der EU-Kommission zur Verbesserung der Lage der Roma in Europa zurückgeht, ist allerdings noch einiges zu tun, zeigt eine am Dienstag veröffentlichte Studie.

Kritik an Umsetzung von Projekt zur Inklusion von Roma in Österreich

Als Schwerpunkte der Strategie wurden zunächst Inklusion in den Bereichen Bildung, Arbeitsmarkt, Gesundheit und Wohnen festgelegt. 2017 kamen noch die Schwerpunktthemen Mädchen und Frauen und die Stärkung der Jugend hinzu, außerdem Zurückdrängen des Antiziganismus. Für die "Studie zur Evaluierung der nationalen Strategie zur Inklusion der Rom:nja in Österreich " (SENSIRO-Projekt) wurden nun laut Mitautor Christoph Reinprecht vom Soziologie-Institut der Universität Wien u.a. erstmals 400 in Österreich lebende Roma zu ihren Erfahrungen befragt.

Studie kritisiert die Umsetzung der Inklusions-Strategie in Österreich

Bei der Umsetzung der Strategie hapert es laut der SENSIRO-Studie noch in einigen Bereichen: Neben einer gesicherten Datengrundlage fehlt demnach sowohl eine Kommunikationsstrategie, die auch schwer erreichbare Zielgruppen erreicht, als auch eine Strategie, wer sich auf den jeweiligen Verwaltungs- und Politikebenen für die Umsetzung verantwortlich fühlt. Außerdem wäre laut Studie eine erfolgreiche und nachhaltige Umsetzung nur möglich, wenn Roma selbst in Entwicklung und Umsetzung der Strategie eingebunden sind.

Bürokratie hemmt den Erfolg bei Projekt der Inklusion der Roma

Auch die Bürokratie hemmt den Erfolg. Programme für die soziale Inklusion der Roma müssten nämlich so organisiert sein, dass sie von den für ihre Umsetzung verantwortlichen Vereine auch bewältigbar sind. Beispiel Arbeitsmarkt: Hier waren die vom Europäischen Sozialfonds (ESF) und Arbeitsministerium getragenen Programme laut Studie so komplex und mit bürokratischem Aufwand verbunden, dass Vereine davon überfordert sind. Einige Projekte kleinerer Vereine wurden deshalb auch abgebrochen.

Bereiche wie Wohnen oder Gesundheit wurden vernachlässigt

Bestimmte Bereiche oder Themen wie Wohnen oder Gesundheit wurden laut der Studie vor allem seit der Aktualisierung der Strategie 2017 vernachlässigt, obwohl diese nicht zuletzt im Zusammenhang mit den bisher wenig fokussierten Themen wie Armut und materiellen Lebensbedingungen von zentraler Bedeutung seien. Vor allem in westlicheren Bundesländern müssten viele Roma unter extrem prekären Bedingungen leben und seien auf niederschwellige Angebote wie die Kontaktprojekte der Caritas oder Unterstützung von NGOs angewiesen.

Bildungsbereich laut Bericht ein Godd-Practise-Beispiel

Im Bildungsbereich nennt der Bericht zwar Good-Practise-Beispiele wie die Schulmediation des Vereines Romano Centro in Wien oder außerschulische Bildungsangebote wie VIVARO. Demgegenüber stehen allerdings generelle Ungleichheit und eine Marginalisierung der Sprache der Roma, Sprachen wie Jenisch seien im Bildungssystem gar nicht repräsentiert. Ein Hebel für Verbesserungen wären laut Studie Aus- und Fortbildung der Lehrer sowie Lern- und Unterrichtsmaterialien.

Roma erleben Diskriminierung am häufigsten bei Behörden

Diskriminierung erleben Roma laut Studie am häufigsten im Umgang mit Behörden und öffentliche Einrichtungen. Besonders betroffen sind dabei Ältere, Roma mit Migrationsgeschichte und Roma in Westösterreich. Bewusstseinsbildung, Sensibilisierung und Aufklärung finde hier aber bisher nicht flächendeckend oder systematisch statt.

Antiziganismus laut Studie in Österreich ein generelles Problem

Antiziganismus ist laut der Studie in Österreich allerdings ein generelles Problem, Stereotype und Ausschließen dieser Gruppe seien "tief in die Strukturen unserer Gesellschaft eingeschrieben". Neben verpflichtenden Antiziganismus-Schulungen für Personal im öffentlichen Dienst plädieren die Studienautoren auch für eine Verankerung von Antiziganismus in den Lehrplänen aller Bildungseinrichtungen und eine "ehrliche und kritische Auseinandersetzung in allen Bereichen der Gesellschaft". Gleichzeitig müsse den Roma das Artikulieren und Durchsetzen ihrer Anliegen besser ermöglicht werden.

(APA/Red)

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