Kritik an Gesundheitsvorsorge
Es sei eine “Schande”, dass Gesundheitsversorgung für Kinder und Jugendliche bis jetzt “offenbar nur ein Lippenbekenntnis” sei, fand Ärztekammer-Präsident Walter Dorner klare Worte. Die Gesundheits-, Familien- und Schulpolitik sei aufgefordert, diesem “existenziellen Manko mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung an den Leib zu rücken”. Dorner forderte unter anderem Gesundheitserziehung vom Kindergarten über die Volksschule bis zur Matura mit Einbindung der Schulärzte, zielgruppengerechte Nichtraucher-Kampagnen sowie mehr Turnunterricht.
Dramatischer Lagebericht
Laut Unicef liegt Österreich bei der Kinder- und Jugendgesundheit in einem Ranking von 21 Staaten nur an 14. Stelle, in einer Rangliste der OECD unter 30 Staaten sogar nur auf Platz 27. Noch dramatischer die Zahlen bei Tabak- und Alkoholmissbrauch sowie Mobbing an der Schule: Hier belegt die Alpenrepublik gar den traurigen Spitzenplatz. Auch bei Suiziden von Jugendlichen (9,5 pro 100.000 in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen) nimmt Österreich eine Stellung in der vordersten Reihe ein.
“Vorsorge ist eine Schande”
Ein Forderungspaket zur Jugendgesundheit hat die österreichische Ärztekammer (ÖÄK) gestern vorgelegt. Anlass ist der OECD-Bericht über den Gesundheitszustand der österreichischen Jugend, der vergangene Woche vorgestellt wurde und wenig schmeichelhaft ausfiel. Ärztekammer-Präsident Walter Dorner forderte unter anderem Gesundheitserziehung vom Kindergarten über die Volksschule bis zur Matura mit Einbindung der Schulärzte, zielgruppengerechte Nichtraucher-Kampagnen sowie mehr Turnunterricht und die Schließung der Lücke zwischen Mutter-Kind-Pass und Gesundenuntersuchung.
Massive Kritik von Ärzten
Schon vom Kindergarten-Alter weg sollte der Nachwuchs sensibilisiert werden, so der Ärztekammer-Präsident Dorner. “Während der gesamten Schulkarriere muss Gesundheit ein fächerübergreifendes Lehr- und Lernprinzip darstellen, das Kinder und Jugendliche je nach Unterrichtsfach über Themen wie Bewegung, Ernährung sowie Krankheitsrisiken und -folgen aufklärt. Natürlich muss da auch der Schularzt verstärkt miteinbezogen werden.” Mittels einer Aufwertung des Turnunterrichts könnten die Jugendlichen zu mehr Sport angehalten werden, so der ÖÄK-Chef. Gleichzeitig müsse es flächendeckende und zielgruppengerechte Präventionskampagnen geben, um dem Nachwuchs die Schädlichkeit des Tabakkonsums zu zeigen.
Kein Angebot für Jugendliche
Während Kinder bis zum fünften Lebensjahr im Rahmen des Mutter-Kind-Passes regelmäßig untersucht und Erwachsene ab 18 zu Gesundenuntersuchungen eingeladen würden, gebe es gerade für Jugendliche kein entsprechendes Angebot, kritisierte Dorner. “Diese Lücke muss unbedingt geschlossen werden.” Es könne nicht sein, dass sich Österreich rühme, eines der besten Gesundheitssysteme zu haben, aber auf den Nachwuchs vergesse.
Alarmierende Zahlen
Laut Unicef liegt Österreich bei der Kinder- und Jugendgesundheit in einem Ranking von 21 Staaten nur an 14. Stelle, in einer Rangliste der OECD unter 30 Staaten sogar nur auf Platz 27. Bei Tabak- und Alkoholmissbrauch sowie Mobbing in der Schule sei die Alpenrepublik traurige Spitze. Traurig fällt auch die Suizid-Statistik aus. “Oft wird behauptet, Österreich habe das beste Gesundheitswesen der Welt. Allerdings gilt das nicht für den Bereich Kinder und Jugendliche. Die Diskrepanz ist alarmierend und unverständlich”, betonte Klaus Vavrik, Kinderarzt und Präsident der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit. Was der Experte mit Verweis auf den Bericht auflistete, hat es in sich: Es gibt monatelange Wartezeiten auf Therapien. Es gibt Kontingentierungen. Es gibt in Österreich 7000 Rehabilitationsplätze für Erwachsene, aber keine Spezialabteilung für Kinder. Beim Rauchen, beim Alkohol und bei den Jugend-Suiziden (9,5 pro 100.000 in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen) nimmt Österreich in einem OECD-Vergleich mit 30 Staaten jeweils eine Stellung in der vordersten Reihe ein.