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Kritik an Ergebnissen des Welternährungsgipfels in Österreich

SPÖ, Grüne und die katholische Kirche haben die Ergebnisse des Welternährungsgipfels als zu mager kritisiert.

“Der Dimension des Hungers und der Unterernährung auf der Welt wird das Ergebnis leider bei weitem nicht gerecht”, teilte der außenpolitische Sprecher der SPÖ, Andreas Schieder, am Freitag in einer Aussendung mit. Seine Grüne Kollegin Ulrike Lunacek kritisierte, bei dem Gipfel in Rom hätten sich “Böcke zu Gärtnern” gemacht, indem Freihandelsregime im Kampf gegen Hunger propagiert worden seien. “Der Hunger-Gipfel in Rom hat sein Ziel verfehlt”, stellte auch die katholische Kirche fest.

Der Gipfel der Welternährungsorganisation (FAO) ist am gestrigen Donnerstag in Rom zu Ende gegangen. Er war von einem Streit über die Auswirkungen der Biosprit-Produktion auf die Nahrungsmittelversorgung überschattet. Die Entwicklungsstaaten werfen den Industriestaaten vor, durch die Erzeugung von Biosprit die Preise auf den Märkten für Grundnahrungsmitteln zu treiben. In der Gipfel-Schlusserklärung heißt es lediglich, dass die Biospritproduktion “untersucht” werden soll. Um die Zahl der unterernährten Menschen bis zum Jahr 2015 zu halbieren, sollen Handelsschranken abgebaut und die Agrarproduktion gesteigert werden.

Angesichts der massiven Verschärfung der Nahrungsmittelfrage hätte es konkretere Ergebnisse beim FAO-Gipfel gebraucht, betonte Schieder. Die Preisexplosion auf den Nahrungsmittelmärkten treffe nämlich gerade jene Menschen, “deren Situation an und für sich bereits als prekär bezeichnet werden muss”. Der SPÖ-Politiker warb dafür, den Menschen in den Entwicklungsländern mehr Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, da gerade in den von Hunger besonders betroffenen Ländern viele Anbauflächen mangelhaft ausgeschöpft werden.

Als “glatte Schande” bezeichnete Lunacek die Ergebnisse des FAO-Gipfels. Statt der von FAO-Chef Jacques Diouf geforderten 30 Mrd. US-Dollar (19,5 Mrd. Euro) hätten die Delegierten nur 2,7 Milliarden Dollar Soforthilfe zur Hungerbekämpfung versprochen. Die Propagierung des Freihandelsregimes durch Weltbank und die Welthandelsorganisation (WTO) würde vergangene Fehlentwicklungen nur weiter fortsetzen, gab Lunacek dem “Druck der agroindustriellen Exportproduktion” die Schuld an der Hungerkrise in der Dritten Welt. Die Grün-Politikerin kritisierte auch, dass kein Mitglied der österreichischen Bundesregierung an dem FAO-Gipfel teilgenommen habe.

Der für Entwicklungsfragen zuständige Linzer Bischof Ludwig Schwarz sagte, die kurze FAO-Abschlusserklärung bleibe “angesichts des ungelösten Hungerproblems in skandalöser Weise hinter den Erfordernissen zurück”. In einer Aussendung der “Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission” (KOO) heißt es am Freitag, man habe wieder auf “alte Rezepte” gesetzt, “die nicht mithelfen, Hunger zu bekämpfen”: Die Öffnung der Märkte des Südens, die Subventionierung von Importen mit Entwicklungsgeldern und eine neue “grüne Revolution”. Es brauche aber innovative Konzepte, um zu verhindern, dass der Klimawandel die Hungerkrise noch weiter verschärfe. Besonders wichtig sei es dagegen, die kleinbäuerliche und nachhaltige Landwirtschaft zu unterstützen.

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