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Kriminalstatistik zeigt Steigerung bei Cybercrime

Laut Kriminalstatistik 2021 ist die Cyberkriminalität in Österreich weiter gestiegen.
Laut Kriminalstatistik 2021 ist die Cyberkriminalität in Österreich weiter gestiegen. ©REUTERS/Kacper Pempel/File Photo (Sujet)
2021 ging die Zahl der angezeigten Straftaten in Österreich, laut Kriminalstatistik, zurück. Deutlich gestiegen ist allerdings die Internetkriminalität.
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Auch im zweiten Pandemiejahr ist die Zahl der angezeigten Straftaten in Österreich weiter zurückgegangen. Genau 410.957 Delikte wurden 2021 bei der Polizei angezeigt, um 5,3 Prozent weniger als 2020 - und mit Abstand der geringste Wert der vergangenen zehn Jahre. Gleichzeitig stieg die Aufklärungsquote leicht auf 55,3 Prozent an. Wie auch in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat die Internetkriminalität, hieß es bei der Präsentation der Kriminalstatistik 2021.

Österreichweit im Schnitt 1.126 Anzeigen pro Tag

Täglich wurden im Vorjahr in Österreich im Schnitt 1.126 Anzeigen erstattet. Insgesamt sind die gerichtlich strafbaren Handlungen auf "einem historischen Tiefstand angelangt", sagte der seit rund zwei Monaten amtierende Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien. "Die Kriminalpolizeiliche Großwetterlage ist gut", meinte der Direktor des Bundeskriminalamtes, Andreas Holzer. Der Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Ruf, hob die Aufklärungsquote von 55,3 Prozent hervor. Das sei eine Steigerung um knapp 13 Prozentpunkte alleine in den vergangenen zehn Jahren. Zum fünften Mal in Folge sei mehr als jeder zweite Fall geklärt worden, sagte Holzer.

Kriminalstatistik 2021 zeigt Steigerung bei Cybercrime

Karner erläuterte die derzeitigen Herausforderungen der Exekutive, unter anderem die Cyber-Kriminalität. Globalisierung, Internationalisierung und Digitalisierung "haben unsere Welt in den letzten beiden Jahrzehnten verändert", konstatierte Karner. Cybercrime wurde vom Orchideen- zum Hauptthema, sagte Ruf. Im Vorjahr gab es 46.179 Cybercrime-Anzeigen. Das waren fast ein Drittel mehr als 2020. In diesem Jahr gab es 35.915 Anzeigen. Der Großteil der Online-Kriminalität entfiel wieder auf Betrug. So wurden 2021 insgesamt 22.440 Anzeigen wegen Internetbetrugs erstattet, ein Fünftel mehr als 2020.

Im Vorjahr gab es in Österreich 46.179 Cybercrime-Anzeigen

Betrug habe sich in den virtuellen Raum verlagert und mit diesen Delikten sei den Betroffenen zum Teil erheblicher finanzieller Schaden zufügt worden, sagte Karner. Der Großteil betreffe Bestellbetrügereien, erläuterte Holzer. Bei einem Viertel sind Händler die Opfer, bei einem weiteren Viertel bestellen Opfer auf privaten Verkaufsplattformen, erhalten aber keine Waren. Cybercrime-Delikte im engeren Sinn gab es laut Holzer im Vorjahr 15.484 angezeigte Fälle. Ein "trauriger Höchststand der letzten zehn Jahre" wurde bei Online-Kindesmissbrauch erreicht, sagte der BK-Direktor. Hier gab es im Vorjahr 1.900 Anzeigen, die Aufklärungsquote betrug 92,4 Prozent.

Demonstrationen gegen Corona-Regeln forderten die Polizei

Besonders gefordert wurde die Polizei im Vorjahr bei Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. 2.100 Versammlungen wurden 2021 angezeigt, das waren täglich beinahe sechs Kundgebungen und Demonstrationen. Die Polizistinnen und Polizisten leisteten knapp 600.000 Einsatzstunden, berichtete Karner. Dabei wurden 25.000 Verwaltungsanzeigen erstattet und 550 nach dem Strafrecht. "200 Personen wurden nach der Strafprozessordnung festgenommen, 200 nach dem Verwaltungsstrafgesetz", sagte der Innenminister.

Bei den Demonstrationen wurden etwa 60 Beamte verletzt. Gestiegen sind die Anzeigen nach dem Verbotsgesetz, 1.671 gab es im Vorjahr, nach 1.649 im Jahr 2020. Vor der Pandemie hat es 2019 insgesamt 1.388 derartige Anzeigen gegeben. Die Verharmlosung des Holocaust bei den Kundgebungen sei eine besondere Herausforderung. Es sei die "notwendige Aufgabe, dass wir gegen jedwede Form des Antisemitismus vorgehen", betonte der Minister. Mittlerweile nehmen an den Kundgebungen zwar insgesamt weniger Menschen teil, allerdings werde zu aggressiveren Mitteln gegriffen, sagte Karner. Es sei die Aufgabe der Polizei, wachsam zu sein.

Kampf gegen Schlepper als weiterer Polizei-Schwerpunkt

Als weiteren Schwerpunkt nannte Karner den Kampf gegen die Schlepperkriminalität. 3.570 Anzeigen wegen Schlepperei wurden 2021 erstattet - das ist eine Verdoppelung zum Vorjahr, sagte Karner. Etwa 400 Schlepper wurden festgenommen. Menschenleben spielen in diesem Gewerbe keine Rolle, konstatierte der Innenminister.

Weiter zurückgegangen ist die Eigentumskriminalität. Noch vor zehn Jahren war diese "unser Sorgenkind", sagte Ruf. 108.613 Anzeigen wurden im Vorjahr erstattet, um 15 Prozent weniger als noch 2020. Fünf Jahre zuvor - 2016 - waren es mit 224.555 Eigentumsdelikten noch doppelt so viele gewesen. Einbruchsdiebstähle in Wohnräume wurden im Vorjahr 4.691 Mal angezeigt, vor zehn Jahren waren es noch dreimal so viele. Dieser Bereich ist aber "besonders sensibel, jede Straftat ist eine zu viel", sagte Ruf. Ähnlich deutlich reduziert hat sich im Zehn-Jahres-Vergleich auch die Zahl der angezeigten Kfz-Diebstähle. Sie sind auch gegenüber 2020 um ein Fünftel zurückgegangen. Österreichweit wurden 2021 insgesamt 1.168 Anzeigen erstattet. Jeden Tag wurden somit durchschnittlich drei Fahrzeuge als gestohlen gemeldet.

Rückgang bei Eigentumskriminalität

Eine leichte Steigerung um exakt 390 Anzeigen gab es 2021 bei der Gewaltkriminalität. Österreichweit wurden 67.441 Anzeigen bei der Polizei erstattet. Deutlich gestiegen - um zehn Prozent - ist der Bereich Gewalt in der Privatsphäre. 20.213 derartige Fälle wurden im Vorjahr angezeigt, hoch war die Aufklärungsquote mit 99,8 Prozent. Eine deutliche Steigerung - knapp zehn Prozent mehr - gab es bei angezeigten Vergewaltigungen. Mit 1.054 Delikten gab es erstmals eine vierstellige Anzahl an Anzeigen. 2020 waren noch 962 Vergewaltigungen angezeigt worden.

Bei den Tötungsdelikten gab es insgesamt weniger Opfer als 2020, damals waren es 54 gewesen. Im Vorjahr gab es laut Bundeskriminalamt insgesamt 40 Opfer eines vollendeten Mordes (Paragraf 75 Strafgesetzbuch), darunter 29 weibliche und elf männliche. Unter den 29 weiblichen Opfern war auch ein Kind. Wieder leicht gestiegen ist im zweiten Pandemiejahr auch die Zahl der Raubüberfälle. 2021 wurden 1.780 Anzeigen erstattetet, um 29 mehr als 2020. Mehr als die Hälfte der Taten - 929 - konnte im Vorjahr geklärt werden.

(APA/Red)

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