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Kriminalstatistik 2018: Erstmals unter 500.000 Anzeigen

Am Donnerstag wurde die Kriminalstatistik 2018 präsentiert.
Am Donnerstag wurde die Kriminalstatistik 2018 präsentiert. ©APA/HERBERT NEUBAUER
2018 sind in Österreich insgesamt 472.981 Straftaten angezeigt worden. Somit waren es 37.555 Anzeigen weniger als 2017.

472.981 Straftaten sind im Jahr 2018 in Österreich angezeigt worden. Das waren 37.555 Fälle weniger als im Jahr davor und somit ein Rückgang um 7,4 Prozent, geht aus der am Donnerstag in Wien präsentierten Kriminalstatistik hervor. Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) freute sich dabei über einen “historisch guten Wert”. Negativ auffällig sei die Zahl von 73 getöteten Personen, darunter 41 Frauen.

Die 60-seitige Kriminalstatistik 2018 trägt den Titel “Österreich ist so sicher wie noch nie”. Erstmals seit 20 Jahren wurden in einem Kalenderjahr weniger als 500.000 Anzeigen verzeichnet. “Das ist ein ganz, ganz hervorragender Erfolg”, betonte Kickl. Zudem stieg die Aufklärungsquote um 2,4 Prozentpunkte auf 52,5 Prozent. Hier sei 2017 ein historischer Höchstwert erreicht worden, der nun noch einmal gesteigert wurde, erläuterte Kickl.

Neu: Nur mehr drei Schwerpunkte bei Kriminalstatistik

Insgesamt wurden 288.414 Tatverdächtige ausgeforscht, ein Plus von 6,6 Prozent. 230.068 der Beschuldigten sind männlich. 115.258 Tatverdächtige sind keine österreichischen Staatsbürger. Der Anteil der fremden Tatverdächtigen lag somit bei 40,0 Prozent, nach 39,1 Prozent im Vorjahr. Die häufigsten Herkunftsländern waren Rumänien (11.701 Tatverdächtige), Deutschland (10.652), Serbien (10.293), die Türkei (7.658) und Afghanistan (7.337).

Die Schwerpunkte der Kriminalstatistik sind seit heuer Gewalt-, Eigentums- und Internetkriminalität, wobei nun bei den Gewaltdelikten zahlreiche zusätzliche Straftatbestände wie Raub, Erpressung, Freiheitsentziehung, Entführung oder auch gefährliche Drohung und beharrliche Verfolgung hinzugerechnet werden. Die bisher besonders hervorgehobenen “Big Five” – Wohnraumeinbrüche, KFZ-Diebstähle, ausgewählte Gewaltdelikte sowie Internet- und Wirtschaftskriminalität – waren laut Kickl “etwas in die Jahre gekommen”.
Die Zahlen wurden jedoch vergleichbar gemacht und in der Kriminalstatistik 2018 für die vergangenen zehn Jahre rückgerechnet. 69.426 Anzeigen von Gewaltdelikten – 190 pro Tag – gab es nach der neuen Zählweise im Vorjahr. Das bedeutet einen Rückgang um 4,3 Prozent im Vergleich zu 2017. 46.934 der Opfer waren männlich und 34.8346 weiblich.

Trotz weniger Gewalt: Negativtrend bei Morden

Von den ermittelten 72.567 Tatverdächtigen bei Gewalttaten waren 39 Prozent ohne österreichische Staatsbürgerschaft, darunter 2.832 Türken, 2.646 Serben und 2.492 Afghanen. Der größte Teil von Gewaltkriminalität werde allerdings innerhalb der Communitys und oft im Bekannten- oder Familienkreis verübt, erläuterte Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts (BK). Außerdem seien Gewaltdelikte im Vorjahr wieder auf das Niveau von 2013/2014 gesunken.

“Was im vergangenen Jahr leider negativ aufgefallen ist, sind die vollendeten Morde”, sagte Kickl. Inklusive der Mordversuche ging die Zahl der Tötungen zwar von 203 auf 190 zurück und die Aufklärungsquote lag bei 95,3 Prozent. Diese könne jedoch “kein Trost sein”, betonte Kickl. Wegen der hohen Zahl der Morde an Frauen sei eine Screening-Gruppe eingerichtet worden. Eine erste Stufe wurde im März abgeschlossen und es ist “durchaus schon gelungen, Verhaltensmuster zu erkennen”, hielt Kickl fest, ohne weitere Details zu nennen.

2,6 Vergewaltigungen pro Tag angezeigt

2,6 Vergewaltigungen wurden im Vorjahr pro Tag angezeigt. Das bedeutete eine Zunahme um 14,6 Prozent von 817 auf 936 Fälle. Die Aufklärungsquote lag bei 81,3 Prozent, 541 Opfer stammten aus Österreich und 243 aus dem Ausland – darunter waren 45 Betroffene mit deutscher Staatsbürgerschaft und jeweils 18 aus Serbien und Afghanistan.

Auffällig war laut Lang, dass Frauen aus Afghanistan nun vermehrt Vergewaltigungen angezeigt hatten. Die Zahl der Raubdelikte sank indes um 9,4 Prozent auf 1.928 Fälle, was den niedrigsten Wert in den vergangenen zehn Jahren ergab.

Weniger Einbrüche und Kfz-Diebstähle

Bei der Eigentumskriminalität gab es ein Minus von zwölf Prozent auf 171.718 Fälle. Die Aufklärungsquote stieg um 2,6 Prozentpunkte und lag bei 25,2 Prozent. 9.784 Einbruchsdiebstähle in Wohnungen und Wohnhäuser (26,8 pro Tag) wurden der Polizei gemeldet – ein Minus um 17,1 Prozent. Bei 46,5 Prozent aller Wohnraumeinbrüche blieb es zudem beim Tatversuch.

Die Zahl der Anzeigen wegen Kfz-Diebstahls sank ebenfalls um 16,3 Prozent auf den tiefsten Stand im Zehnjahresvergleich von 2.224 Fällen (6,1 pro Tag). Noch größer war der Rückgang von 19 Prozent auf 20.310 Taschen- bzw. Trickdiebstähle. Trickbetrug wurde jedoch 2.928-mal angezeigt, ein deutlicher Anstieg um 57,3 Prozent zum Jahr 2017. Häufig wurde dabei der sogenannte Neffentrick angewandt.

Auch 2018 wieder großes Plus bei Cybercrime

Ein großes Plus wurde abermals bei der Internetkriminalität verzeichnet. Die angezeigten Fälle stiegen um 16,8 Prozent auf 19.627 Straftaten, 37,4 Prozent der Delikte wurden aufgeklärt. Klassische Cybercrime-Anzeigen gingen um etwas mehr als 13 Prozent zurück, was BK-Direktor Lang etwa auf die internationale Zusammenarbeit bei Erpressungen mit Ransomeware zurückführte, gegen die nun Methoden gefunden wurden.

13,3 Prozent mehr Anzeigen gab es dagegen beim Internetbetrug, worunter u.a. vorgetäuschte Warenlieferungen oder falsche Online-Gewinnversprechen fallen. Die angezeigten Fälle von Kinderpornografie stiegen mit 1.161 Meldungen um 58,4 Prozent.

Kickl vergleicht Kriminalstatistik mit Schulzeugnis

Geringe Änderungen im Vergleich zum Jahr 2017 gab es bei der Drogenkriminalität. Die Zahl der Anzeigen wegen Suchtmitteldelikten insgesamt ging laut Bundeskriminalamt “trotz erhöhten Kontrolldrucks” um 3,7 Prozent auf 41.044 zurück. 35,6 Prozent der Tatverdächtigen waren Fremde, ein etwas geringerer Anteil als im Jahr zuvor. Allerdings wurden 5,5 Prozent mehr Dealer (629 Fälle) nach Paragraf 28 Suchtmittelgesetz angezeigt.

Die Kriminalstatistik könne mit einem Schulzeugnis verglichen werden, sagte Kickl. “Das Zeugnis, das wir für das Jahr 2018 bekommen haben, ist eines, auf das ich sehr stolz bin”, fügte der Innenminister hinzu. Das Lob gebühre aber “den Polizistinnen und Polizisten und Beamten des Innenressorts”.

(APA/Red)

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