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Kriminalgeschichte wie aus Hollywood

Einbrecher entpuppte sich als gesuchter Räuber - Nach Flucht aus bosnischem Gefängnis saß in Wien verurteilter Bankräuber unter falschem Namen wieder in Wiener Zelle.

Eigentlich wäre Sead K. recht bald aus der Haft entlassen worden: Wegen Einbruchsdiebstahls hatte man ihn im Wiener Landesgericht zu zweieinhalb Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Bevor für ihn nach Verbüßung dieser Strafe die Gefängnistore aufgingen, traf jedoch eine brisante Information aus Bosnien-Herzegowina ein:
Der Mann heißt in Wahrheit Nedzad J., ist 32 Jahre alt und war 1996 in Wien für einen spektakulären Bankraub zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Offizielles Strafende: 6. Februar 2008.

Die abenteuerliche Geschichte könnte aus einem Krimi-Drehbuch stammen: Der Mann hatte am 4. April 1996 eine nur 1,45 Meter große Kroatin zu einem Banküberfall in der Bundeshauptstadt gezwungen. Kennen gelernt hatte er die Frau, indem er auf ein Zeitungsinserat antwortete, in welchem diese eine Stelle als Bedienerin suchte.

Bart aus Barbie-Haaren
Mit einer Pappnase und einem falschen, aus den Haaren einer Barbie-Puppe gefertigten Schnurrbart mehr schlecht als recht maskiert, war sie auf sein Geheiß mit einer Gaspistole in eine Filiale der „Ersten“ in Wien-Landstraße marschiert. Der geplante Coup scheiterte kläglich. In der folgenden Gerichtsverhandlung wurde Nedzad J. als Bestimmungstäter schuldig gesprochen.

Er ersuchte allerdings darum, die Strafe in seiner bosnischen Heimat absitzen zu können. Das Justizministerium gab „grünes Licht“, der Mann wurde nach Belgrad überstellt, wo ihm nur wenige Monate später die Flucht gelang und sich seine Spur verlor.

Zurück ins selbe Gefängnis
Wie man jetzt weiß, kehrte Nedzad J. unter falschem Namen nach Österreich zurück und wurde hier bald neuerlich straffällig. Keiner ahnte, dass es sich bei ihm um einen flüchtigen Bankräuber handelte, als er nach mehreren Einbrüchen just in Wien wieder festgenommen wurde. Er kam ins selbe Gefängnis wie damals nach dem Banküberfall. Auch im Wiener Landesgerichtlichen Gefangenenhaus blieb seine wahre Identität zunächst verborgen.

Diese wurde erst bekannt, als die Belgrader Behörden bei einer Überprüfung die übereinstimmenden Fingerabdrücke zwischen dem ausgebrochenen Nedzad J. und dem vermeintlichen, ebenfalls mit einem bosnischen Pass versehenen Sead N. erkannten. Dessen Unterlagen hatte man routinemäßig von den österreichischen Behörden übermittelt bekommen. In Belgrad wurde sofort Alarm geschlagen.

Krimineller will wieder nach Hause
Nachdem seine Tarnung spät, aber doch aufgeflogen ist, verspürt Nedzad J. jetzt keine Lust, die noch ausständigen vier Jahre in Österreich abzusitzen. Er hat neuerlich um Übernahme der Strafvollstreckung in Bosnien-Herzegowina angesucht, bestätigte der zuständige Wiener Vollzugsrichter am Donnerstagnachmittag. Die Entscheidung darüber obliegt dem Justizministerium.

Redaktion: Claus Kramsl

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