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Kriegs-Pläne der USA konkretisieren sich

Nach dem Sturz von Machthaber Saddam Hussein werde Irak zeitweise unter Militärverwaltung gestellt, sagte US-Sicherheitsberaterin Rice einer ägyptischen Zeitung.

Massive Luftangriffe auf Präsidentenpaläste und andere Herrschaftssymbole sollten die Intervention einläuten, berichtete der Londoner „Observer“ unter Berufung auf britische Regierungsbeamte. Zur Vergeltung werde der Irak „tausende von Selbstmordattentätern einsetzen“, drohte Vizepräsident Taha Yassin Ramadan.

Die USA wollten zwar keine Militärregierung in Bagdad einsetzen, müssten aber vorübergehend die „Sicherheit gewährleisten, Gewaltakte verhindern, die Einheit des Landes wahren und sicherstellen, dass die humanitäre Hilfe das irakische Volk erreicht“, sagte Rice. Sie war das erste US-Regierungsmitglied, das Pläne Washingtons für eine Militärverwaltung bestätigte.

„Der Krieg wird mit einem großen Knall anfangen“, zitierte der „Observer“ einen britischen Regierungsbeamten. Saddam Husseins Heimatstadt Tikrit werde dabei regelrecht “überfahren“. Mit 3.000 Bomben und Raketen in den ersten 48 Stunden solle die Moral der irakischen Truppen gebrochen und die Führung in Bagdad überrascht werden, berichtete die „New York Times“ unter Berufung auf das Pentagon. US-Verteidigungsberater Richard Perle äußerte gegenüber der arabischen Zeitung „Ashark el Awsat“ die Überzeugung, der Krieg werde „bald anfangen“ und binnen 30 Tagen entschieden sein.

„Die Selbstmord-Märtyrer sind unsere neuen Waffen, und die werden nicht nur im Irak zum Einsatz kommen“, sagte Ramadan in einem „Spiegel“-Gespräch. Ein Krieg werde sich zum „Flächenbrand in der ganzen Region ausweiten“ und die arabische Welt für die USA „zu einem Meer aus Widerstand und Gefahr“ machen. Saddam Hussein bekräftigte bei einem Treffen mit ranghohen Militärs in Bagdad seine Einschätzung, dem US-Militär werde die Einnahme der Hauptstadt nicht gelingen. „Sogar wenn der Feind eine Million Soldaten schickt, werden wir sie töten.“

Am Freitagabend hatte US-Präsident George W. Bush nach einem mehrstündigen Treffen mit Großbritanniens Premier Tony Blair widerstrebende Zustimmung zu einem UNO-Mandat für einen Angriff auf Irak erkennen lassen: Eine zweite Resolution sei willkommen, wenn sie den Druck auf die Führung in Bagdad erhöhe. Ein militärisches Vorgehen sei jedoch bereits durch die UNO-Resolution 1441 gedeckt, sagte Bush. Berichte über eine letzte sechswöchige Frist wies der britische Verteidigungsminister Geoff Hoon am Sonntag zurück. Es gebe noch keinen festen Zeitplan für das weitere Vorgehen gegen Bagdad, sagte er der britischen BBC. Blair will beim französischen Präsidenten Jacques Chirac am Dienstag für die gemeinsame US-britische Haltung werben.

In einer vom deutschen Außenminister Joschka Fischer geleiteten Sitzung des UNO-Sicherheitsrates will US-Außenminister Colin Powell am Mittwoch Abhörprotokolle vorlegen, die angeblich belegen sollen, dass Irak die UNO-Inspektoren belog und Waffen versteckte. Dabei handele es sich um Gespräche irakischer Beamter und Militärs, berichtete „Newsweek“. Der Bundesnachrichtendienst (BND) habe zudem Informationen über rollende Waffenlabors weitergegeben, berichtete „Focus“. UNO-Chefinspekteur Hans Blix hatte gesagt, seine Experten könnten Behauptungen über versteckte mobile Einrichtungen nicht belegen. Blix wird am Samstag erneut in Bagdad erwartet.

Bagdad rückte von dem Plan ab, einen ranghohen Vertreter zu Powells Auftritt im Sicherheitsrat zu schicken. Powells Ausführungen will auch der amtierende EU-Ratspräsident Giorgios Papandreou verfolgen. Danach werde über einen möglichen Gipfel der in der Irak-Frage zerstrittenen EU-Staten entschieden, kündigte der griechische Außenminister an. In Damaskus begann Papandreou am Sonntag eine dreitägige Nahost-Reise zu Beratungen über die Irak-Krise.

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