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Kreuzfahrtschiff lief vor der Toskana auf Grund

Die "Costa Concordia" fuhr auf einen Felsen auf und kenterte vor der toscanischen Küste.
Die "Costa Concordia" fuhr auf einen Felsen auf und kenterte vor der toscanischen Küste. ©AP
Bei einem Schiffsunglück vor der Westküste Italiens sind mindestens drei Menschen ums Leben gekommen, 14 Personen wurden verletzt, zwei davon schwer.
"Costa Concordia" gekentert
Passagiere wurden evakuiert
Kontakt mit allen Österreichern hergestellt
Kapitän wurde festgenommen
Salzburgs Bürgermeister war an Bord
Das Kreuzfahrtschiff Costa Concordia

Mehrere Passagiere und Crew-Mitglieder galten noch als vermisst. Die “Costa Concordia” mit mehr als 4.200 Menschen an Bord, darunter 74 Österreicher, war am späten Freitagabend aus noch ungeklärter Ursache zwischen der Insel Giglio und der Toskana auf Grund gelaufen.

“Scheinbar wenige Österreicher in Not”

“Nach unseren Informationen haben sich 72 bis 74 Österreicher an Bord befunden, darunter eine große Gruppe von bis zu 51 Personen, die bei einem Reiseveranstalter gebucht hatten”, gab Außenamts-Sprecher Peter Launsky-Tieffenthal auf APA-Anfrage bekannt. Bei den übrigen handelte es sich um Indivualreisende bzw. Kleinstgruppen.Den Umstand, dass bisher kaum besorgte Angehörige das Außenamt kontaktiert haben, wertete Launsky-Tieffenthal als “gutes Zeichen”. Den meisten dürfte es gelungen sein, in Verbindung mit ihren Familien zu treten und diese zu beruhigen. “Scheinbar befinden sich wenige Österreicher in einer Notsituation”, so der Außenamts-Sprecher.     

Die Hafenstadt Savona wäre die erste Station gewesen, an der das vor der Toskana verunglückte Kreuzfahrtschiff Costa Concordia haltgemacht hätte. Daher wurden die meisten Passagiere in die knapp über 60.000 Einwohner zählende Stadt in Ligurien gebracht. Das Außenministerium hat nach einem Krisen-Meeting am Samstagnachmittag dafür gesorgt, dass neben Savona auch im Badeort Porto Santo Stefano und am Flughafen Rom-Fiumicino Mitarbeiter als Anlauf- und Hilfestelle für womöglich ohne Reisedokumente strandende Österreicher bereit stehen.

Da die meisten Österreicher eine organisierte Reise gebucht hatten, werden sich die jeweiligen Veranstalter um die Organisation ihrer Rückkehr kümmern. Der Großteil wird vermutlich mit Bussen von Savona zurück in die Heimat gebracht werden. Ob einzelne Personen von Rom zurückfliegen werden, war vorerst unklar.

Österreicher reisen über Savona nach Hause

Die österreichischen Passagiere, die sich an Bord des vor der Toskana verunglückten Kreuzfahrtschiffes Costa Concordia befanden, werden aus der Hafenstadt Savona in die Heimat zurückkehren. Aus der Badeortschaft Porto Santo Stefano wurden Busse organisiert, die die Österreicher nach Savona bringen sollten.”Von Porto Santo Stefano werden die Transfers nach Österreich organisiert”, berichtete Antonio Vezzoso, Mitarbeiter des Kitzbüheler Reiseveranstalters Eurotours, wo mehrere österreichische Passagiere die Kreuzfahrt gebucht hatten.     

Zu den Touristen, die an Bord gewesen waren, zählte auch der Salzburger Bürgermeister Heinz Schaden (S). Er blieb unverletzt.

Vezzoso traf in Porto Santo Stefano mehrere österreichische Passagiere. “Die Situation ist unter Kontrolle, den Umständen entsprechend geht es ihnen gut”, sagte er im Gespräch mit der APA.

“Costa Concordia” rammte Felsen

Auf der linken Seite des Schiffes klaffte ein etwa 70 Meter langer Riss. Das Schiff habe schwere Schlagseite und sich um 80 Grad nach Steuerbord geneigt, berichteten die Hafenbehörden. Augenzeugen vermuteten, dass es einen Felsen gerammt habe, so Zeugen.

An Bord brach Panik aus, mehrere Passagiere sprangen ins Wasser. Ein 70-Jähriger erlitt in dem kalten Wasser einen Herzinfarkt und starb. Eine im achten Monat schwangere Frau wurde in Sicherheit gebracht. Rettungsboote, Hubschrauber und in der Gegend kreuzende Schiffe brachten die Menschen auf die nahe gelegene Insel Giglio, wo sie die Nacht in Schulen, Kirchen und Privathäusern verbrachten.

Das Schiff war zuvor nach Angaben des Betreibers, der Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, in Civitavecchia nahe Rom zu einer Mittelmeerkreuzfahrt aufgebrochen und sollte nach Palermo, Cagliari, Palma de Mallorca, Barcelona und Marseille fahren. An der Rettung der Passagiere und der Besatzung beteiligten sich mehrere andere Schiffe, die in der Region unterwegs gewesen seien.

Ein Geretteter berichtete, er habe einen lauten Knall gehört. Zunächst sei dann von Problemen mit der Elektrik die Rede gewesen, bevor eine Anweisung zum Anlegen von Rettungswesten ergangen sei. Ein Frau sagte, sie habe sich “wie auf der Titanic” gefühlt, als das Schiff zur Abendzeit Schlagseite bekommen habe. “Es gab zu wenig Schwimmwesten an Bord, die Leuten kämpften, um eine zu bekommen. Es war furchtbar. An Bord ist totale Panik ausgebrochen, einige Leute sind ins eisige Wasser gesprungen”, berichtete eine Zeugin.

An Bord befanden sich rund 3.200 Passagiere, die meisten davon Ausländer, und etwa 1.000 Mitarbeiter des Schiffs. Hunderte ausländische Passagiere, die unversehrt die Tragödie überlebten, wurden zum römischen Flughafen Fiumicino gebracht.

Ein menschlicher Fehler oder ein Defekt des elektronischen Systems sind laut Experten die wahrscheinlichsten Ursachen des Unglücks. “Es bestehen keine Zweifel, dass das Schiff gegen einen Felsen gestoßen ist. Man muss jetzt feststellen warum. Es kann sich um einen menschlichen Fehler oder auch um einen Defekt der elektronischen Geräte gehandelt haben”, sagte ein Experte, der die Costa Concordia aus der Nähe überprüfen konnte. Fachleute vermuten, dass sich das Schiff zu stark der Insel Giglio genähert habe. Das Schiff hätte fünf Seemeilen von der Inselküste entfernt fahren müssen, doch bis dorthin war es nur eine Meile. Die Staatsanwaltschaft von Grosseto hat Ermittlungen in die Wege geleitet. Laut der Hafenbehörde von Livorno könnte ein technischer Defekt das Unglück verursacht haben. Der Kapitän wurde lange befragt.

Costa Crociere bezeichnete das Schiffsunglück als eine bestürzende Tragödie. “Das ist der tragischste Moment in der 64-jährigen Geschichte des Unternehmens. Wir sind sprachlos”, sagte der Generaldirektor der Gesellschaft, Gianni Onorato. Den Angehörigen der Opfer sprach die in Genua ansässige Gesellschaft in einer Mitteilung am Samstag ihr Beileid aus. Man werde alles unternehmen, um die Passagiere und die Besatzungsmitglieder der “Costa Concordia” zu betreuen und im höchsten Maße mit den Behörden zusammenarbeiten, um die Ursachen des Unfalls zu klären.

Kapitän verteidigte sich

Nach dem Unglück vor der Westküste Italiens bestreitet Schiffskapitän Francesco Schettino, dass ein menschlicher Fehler für die Tragödie verantwortlich sei. “Das Schiff hat einen Felsen gerammt, der in den Seekarten nicht eingetragen war. Laut den Seekarten hätten wir dort genügend Grund unter uns haben sollen”, sagte Schettino in einem TV-Interview. Er selber sei am Steuer gewesen, als sich das Unglück ereignete.Schettino wurde von den Hafenbehörden lange befragt. Das Schiff bekam sehr schnell Schlagseite, daher sei es schwierig gewesen, die Passagiere in kurzer Zeit auf die Schlauchboote zu bekommen. Der Kapitän und seine Offiziere hätten als letzte das Schiff verlassen, nachdem sie festgestellt hatten, dass sich niemand mehr an Bord befand. Sie wiesen den Vorwurf mehrerer Passagiere über Verzögerungen bei der Rettungsaktion zurück.     

Der Betreiber des Schiffes, die Kreuzfahrtgesellschaft Costa Crociere, teilte indes mit, dass der Treibstoff aus dem Schiff entnommen worden sei. Es bestehe keinerlei Gefahr, dass Öl ins Meer gerate. Der Raum rund um die Insel Giglio ist für seine gute Wasserqualität bekannt.

Costa Concordia auf Grund gelaufen

(APA)

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