Kreml strebt neue Ukraine-Gespräche mit den USA im Herbst an

3.500 Drohnen und fast 190 Raketen
Allein in diesem Monat griff Russland nach Selenskyjs Angaben die Ukraine mit mehr als 3.500 Drohnen und fast 190 Raketen an. "Es hat zudem Provokationen gegen unsere Partner gegeben", sagte Selenskyj auf der Plattform X. Dies sei genau die Art von "Luftterror", gegen den die Ukraine eine gemeinsame Verteidigung fordere. So müsse niemand überstürzt Kampfflugzeuge aufsteigen lassen und den russischen Druck an den eigenen Grenzen spüren.
Mitte vergangener Woche waren im NATO- und EU-Staat Polen mehrere russische Drohnen abgeschossen worden. Das Land grenzt unter anderem an die Ukraine und den russischen Verbündeten Belarus sowie die russische Exklave Kaliningrad.
Tote und Verletzte in Ukraine
Bei den Angriffen auf die Stadt und den Kreis Saporischschja wurden zwei Menschen getötet, 18 weitere verletzt, wie Ministerpräsidentin Julia Swyrydenko mitteilte. Militärgouverneur Iwan Fedorow zufolge wurden zehn Wohnblocks und zwölf Häuser beschädigt.
Der Gouverneur der südlichen Region Mykolajiw erklärte, russische Streitkräfte hätten einen Bauernhof angegriffen. Ein Traktorfahrer sei getötet worden, als er auf dem Feld gearbeitet habe. Nach zwei Drohnentreffern in Sumy im Nordosten der Ukraine beklagte der Militärgouverneur des Gebiets, Oleh Hryhorow, teilweise Stromausfälle. Brände infolge russischer Angriffe gab es nach Angaben des Zivilschutzes in der Region Kiew und im Gebiet Charkiw.
Die Ukraine ihrerseits attackierte nach eigenen Angaben eine Raffinerie in Saratow an der Wolga mit Drohnen. In der Umgebung der Anlage seien Explosionen und Brände registriert worden, teilte der Generalstab in Kiew mit. Von russischer Seite gab es nur indirekte Hinweise auf den Drohnenangriff. Der Flughafen der Stadt Saratow war in der Nacht einige Stunden lang gesperrt, wie die Luftfahrtbehörde Rosawiazija mitteilte.
Die Raffinerie in Saratow, etwa 800 Kilometer von ukrainischem Territorium entfernt, gehört zum größten russischen Ölkonzern Rosneft. In den Tagen zuvor hatte die ukrainische Armee bereits die zweitgrößte russische Raffinerie in Kirischi im Umland von St. Petersburg sowie den Ölhafen Primorsk an der Ostsee attackiert. Durch die systematischen Angriffe hat Russland bereits geschätzt ein Fünftel seiner Kapazitäten zur Ölverarbeitung verloren. In einigen Regionen wird von Benzinmangel berichtet.
Rjabkow: Arbeiten hinter den Kulissen
Der russische Vizeaußenminister erklärte, ein Grund für die Verzögerung bei der Vereinbarung eines neuen Termins für Gespräche zwischen den USA und Russland sei der Wunsch beider Seiten, ein Treffen ohne nennenswerte Ergebnisse zu vermeiden.
"Es ist daher besser, solange auf beiden Seiten der politische Wille vorhanden ist, hinter den Kulissen weiterzuarbeiten, damit vielleicht eine Grundlage für den nächsten Schritt oder die nächsten Schritte geschaffen werden kann und alle logistischen und organisatorischen Aspekte schnell geklärt werden können", sagte Rjabkow demnach.
Trumps Pläne laut Rubio
US-Präsident Donald Trump plant nach Angaben seines Außenministers Marco Rubio für kommende Woche ein Treffen mit dem ukrainischen Staatschef Selenskyj am Rande der Generaldebatte der UNO-Vollversammlung. Trump habe "mehrfach mit (Kreml-Chef Wladimir) Putin telefoniert und sich mehrfach mit Selenskyj getroffen, wahrscheinlich auch nächste Woche wieder in New York", sagte Rubio am Dienstag während seines Israel-Besuchs zu Journalisten.
Trump werde sich weiter für eine Beendigung des Ukraine-Kriegs einsetzen. "Er wird es weiter versuchen. Wenn Frieden möglich ist, will er ihn erreichen", sagte Rubio. "Irgendwann könnte der Präsident zu dem Schluss kommen, dass es nicht möglich ist. So weit ist er noch nicht, aber er könnte an diesen Punkt kommen."
Trumps mit selbst hochgeschraubten Zielen versehene Initiative für Friedensverhandlungen zwischen Kiew und Moskau brachte bisher keine greifbaren Ergebnisse. Im August traf er sich mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin in Alaska, wenige Tage später empfing er Selenskyj und mehrere europäische Staats- und Regierungschefs zu einem Gipfel im Weißen Haus. Trumps Bemühungen um ein Zweiertreffen zwischen Putin und Selenskyj und einem späteren Dreiertreffen unter seiner Beteiligung liefen aber ins Leere.
"Nur Trump kann vermitteln"
Der US-Präsident hatte wiederholt Sanktionen gegen Russland angekündigt, falls Putin keine Bereitschaft zu Verhandlungen über eine Beendigung der Kämpfe zeigt. Seinen Drohungen ließ er aber keine Taten folgen, obwohl Russland seine Angriffe auf die Ukraine mit unverminderter Härte fortsetzt.
Rubio sagte, Trump sei der einzige, der sowohl mit Putin als auch mit Selenskyj und den Europäern sprechen könne. Sollte der US-Präsident seine Friedensbemühungen einstellen oder Sanktionen gegen Russland verhängen und sich dann zurückziehen, "dann gäbe es niemanden mehr auf der Welt, der das Ende (der Kämpfe) vermitteln könnte", sagte Rubio.
(APA/Reuters/dpa)