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Kreischende Fans im Griff

Wenn die Mädels fallen wie die Kegel, fängt er sie auf: Martin Bertsch, Rotes Kreuz. Er leitete im März den Einsatz beim Teeniekonzert von "Tokio Hotel" in der Hohenemser Tennishalle.

Während sich 3500 Fans von „Tokio Hotel“ noch rasch das Näschen pudern, gehen 25 Leute vom Roten Kreuz in Stellung. Hinter der Bühne zieht sich Frontsänger Bill (16) mit dem Kajalstift die Augen nach. In der Nebenhalle klappen die Rotkreuzjungs 20 Feldbetten auseinander. Man weiß ja nie.

Das heißt: Man weiß eigentlich schon. „Wenn die Band auf die Bühne kommt, werden die kleinen Mädchen reihenweise ohnmächtig.“ Deshalb haben Bertsch und sein Team auch „eine Rettungsschleuse, die für uns frei gehalten wird“. Vermutlich werden breitschultrige Sicherheitsleute Ohnmächtige aus der Menge hieven und sie dem Roten Kreuz übergeben. Bertsch ist im Hauptberuf OPPfleger. Er ist an wortkarge Kundschaft gewöhnt.

Es dauert in der Regel nur „ein bis zwei Minuten, bis sie wieder zu Bewusstsein kommen. Die Körper schalten halt ab, wenn ihnen alles zu viel wird.“ Das Gedränge, der Lärm, der in Rockkonzerten mitunter einem Düsenjäger beim Start nahe kommt. Zwei Notärzte werden ein Auge drauf haben, dass die Kids die Rotkreuzhalle wieder wohlauf verlassen.

Erfahrungen aus 2005

Erfahrung hat Bertsch. Beim Juli-Konzert 2005 kippten vier, fünf Besucher aus den Latschen. Er erinnert sich an „hysterische junge Leute, die am Bühnenrand zusammengedrückt wurden“. Aber jetzt stehen 3500 Zehn- bis 14-Jährige ins Haus. „Da muss man aufpassen, dass man beim Rettungseinsatz auf niemanden draufsteht. Bertsch’s rechte Hand wird Ronny Bodemann sein. Er schaukelt die ganze Datenerfassung. Andere werden Wasser in Plastikbechern nach vorne reichen. Jeder eben auf seinem Posten.

Es haben sich einige freiwillig gemeldet für diesen Einsatz. Na klar, bei der Band! „Ach was“, sagt Bodemann und wird sehr prosaisch, „as git halt a kle a Geald.“ Er ist halt keine 13 mehr.

ZUR PERSON

Martin Bertsch

  • Beruf: OP-Pfleger
  • Geboren: 23. Juni 1983 in Hohenems
  • Familie: ledig
  • Ausbildung: Polytechnischer Lehrgang, Lehre als Einzelhandelskaufmann, jetzt OP-Pfleger. Seit acht Jahren beim Roten Kreuz.
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