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Kreditbetrüger holten 2 Millionen Euro

Zwei Millionen Euro Schaden wird einer Organisation von Betrügern zur Last gelegt: Sie schickte Obdachlose mit falschen Papieren zu Kreditinstituten.

Zwei Jahre lang wurden Obdachlose oder Drogenabhängige mit gefälschten Einkommens- und Versicherungsbestätigungen ausgestattet und als Kreditwerber zu Banken geschickt.

Das erschlichene Geld ermöglichte dem mutmaßlichen Kopf der Bande, einem vorbestraften 46 Jahre alten Wiener, einen feudalen Lebenswandel: Villa und Bodyguards in Moldawien, Villa in Wien, Luxusleihwagen in Österreich, Kreditkartenabrechnungen von 6.000 bis 8.000 Euro im Monat. Nach Ermittlungen des Kriminalkommissariats Mitte sitzt der Mann in U-Haft.

Siebenundachtzig mal

87 Fälle von Kreditbetrug haben die Kriminalbeamten unter Federführung von Marina Rabensteiner ermittelt, wobei es jeweils um 20.000 bis 80.000 Euro ging, welche Obdachlose oder junge Leute aus dem Drogenmilieu nach entsprechender Instruierung durch die 21 Mitglieder umfassende Organisation bei insgesamt fünf Banken ausborgten.

Die Kreditnehmer bekamen, wie Major Martin Roudny am Dienstag bei einer Pressekonferenz sagte, zehn Prozent Provision. Die Raten, so wurde den Leuten versprochen, würde von den (Schein-)Firmen bezahlt, für die sie vermeintlich arbeiteten. Da sich diese Möglichkeit des Gelderwerbs via Mundpropaganda herumsprach, gab es keinen Mangel an „Mitarbeitern“. 61 Kreditnehmer wurden ausgeforscht und angezeigt.

Strenge Überwachung

Um zu verhindern, dass sich die Kreditnehmer mit dem erschlichenen Geld direkt von der Bank weg aus dem Staub machten, waren in den Geldinstituten immer ein angeblicher Versicherungsmakler und ein „Aufpasser“ anwesend.

In einem Fall gab ihnen eine 37-Jährige das Nachsehen: Die Frau täuschte nach Auszahlung von 28.000 Euro einen Ohnmachtsanfall vor, wurde von der Rettung in ein Krankenhaus eingeliefert und tauchte mit dem Geld unter.

Unauffällige Drogensüchtige

Bei den Banken erweckten die Kreditnehmer offenbar nie Verdacht, laut Roudny nicht einmal eine teilentmündigte Frau. Namen wurden nach Bedarf – da es zum Teil Vormerkungen beim Kreditschutzverband gab – offiziell geändert.

So hatte sich der mutmaßliche Drahtzieher Gerhard P. einst mit einem adligen Familiennamen geschmückt, einer der Kreditnehmer heißt aktuell so wie ein attraktiver, wenn auch schon etwas angegrauter Hollywood-Star.

Strafbar gemacht haben sich nicht nur die „aktiven“ Mitglieder der Bande, sondern auch die Kreditnehmer als Beitragstäter. Den finanziellen Schaden dürften überwiegend die Banken zu tragen haben. Denn bei den Schuldnern wird wohl kaum etwas zu holen sein. 100.000 Euro hat die Polizei noch sichergestellt.

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