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Krebsimpfung erfolgversprechend

Einem Tiroler Forschungsteam ist mit der so genannten „Krebs- bzw. Tumorimpfung“ ein bedeutender Schritt in der Behandlung von Krebs gelungen.

Erstmals wurden dabei körpereigene Zellen im Kampf gegen die „bösartigen“ Krebszellen zur Aktivierung des Immunsystems verwendet.

Bereits seit 1997 hatte das siebenköpfige Team der Innsbrucker Universitätsklinik für Urologie unter Leitung von Univ.-Prof. Martin Thurnher und Univ.-Prof. Lorenz Höltl diese „neue“ Form der Tumor-Immuntherapie getestet. Ausgangspunkt dafür sind dendritische Zellen, eine bestimmte Sorte von weißen Blutkörpern (Leukozyten), die Krankheitserreger und Fremdkörper abfangen.

Es werden – vereinfacht ausgedrückt – die aus dem Blut der Patienten gewonnenen bzw. gezüchteten dendritischen Wächter-Zellen im Labor mit tumorspezifischen Molekülen (Peptide, Antigenen), die ausschließlich oder vermehrt auf bösartigen Krebszellen vorkommen, gemischt und beladen. Der daraus entstehende „Zellen-Cocktail“, ein medizinischer Serum-Mix aus „Gut und Böse“, soll dadurch das körpereigene Immunsystem zur Bildung der (über-)lebenswichtigen zytotoxischen (zellschädigenden; Anm.) T-Lymphozyten anregen. Diese sollen ihrerseits den Tumor erkennen und ihn gezielt zerstören.

Derzeit werden den betroffenen Krebspatienten bei dieser Behandlung drei Impfungen im Abstand von jeweils einem Monat verabreicht. Die Herstellung des Impfserums dauert insgesamt eine Woche. Die aus dem Blut des Patienten gewonnenen – noch inaktiven – dendritischen Zellen werden im Reagenzglas als Zellkultur herangezüchtet. Durch die gezielte Zugabe von Entzündungsfaktoren werden sie „scharf gemacht“ und in der Folge den Patienten gespritzt, erklärte Thurnher. Die Schwierigkeit sei, das exakt richtige Mischungsverhältnis für diesen Impfcocktail jeweils individuell fest zu legen.

Die „Krebsimpfung“ habe – als vierte Säule neben operativen Eingriffen, Strahlen- oder Chemobehandlung – den Vorteil, dass so gut wie keine Nebenwirkungen auftreten. „Allenfalls leichte, grippeähnliche Symptome“, sagte Thurnher. Zudem sei sie neben der guten Verträglichkeit auch breit anwendbar. Bei Nierenkarzinomen, bei denen herkömmliche Therapieformen wirkungslos sind, werde durch die „Krebsimpfung“ eine Behandlung ermöglicht. Aber auch bei Prostatakarzinomen oder Melanomen (Hautkrebs; Anm.) sei die Impfung sinnvoll.

Das Ergebnis der ersten klinischen Studien des Forscherteams am Kompetenzzentrum Medizin Tirol( KMT) wurde jetzt veröffentlicht. Insgesamt 29 Patienten wurden seit 1997 mit metastasiertem (bereits gebildeten Tochtergeschwüren; Anm.) Nierenzellkarzinom behandelt. Die durchschnittliche Lebenserwartung der Patienten betrug zu diesem Zeitpunkt maximal noch ein Jahr. In zwei Fällen kam es – nach Verabreichung des Krebs-Impfstoffs – zu einer vollständigen Tumorabstoßung. Bei einem Patienten war eine teilweise Krebsabstoßung zu registrieren, sieben weitere Fälle blieben zumindest stabil.

Nach Ansicht der Tiroler Forscher betrage ihr derzeitiger wissenschaftlicher Vorsprung am Sektor dendritischer Zellen gegenüber ihren weltweit auf diesem Gebiet tätigen Kollegen etwa drei Jahre. Ein Know-How-Vorteil, der letztlich – als Fernziel – in der Zulassung des „Krebs-Impfstoffes made in Tirol“ als Arzneimittel münden sollte.

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