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Krawalle und Blockaden in Frankreich

Autos in Flammen, zerstörte Bushalte- Stellen, Gummigeschosse und Tränengas: In Frankreich haben die zunehmend gewalttätigen Massenproteste gegen die Rentenreform das öffentliche Leben stark behindert.
Krawalle und Blockaden
Lkw-Fahrer blockieren Straßen
Hunderte Tankstellen ohne Benzin
Schwere Protest in Frankreich
Ölraffinerien werden bestreikt
Pensions-Streiks in Frankreich
Streikwelle in Frankreich geht weiter

Nach fast einwöchigem Dauerprotest wird der Sprit knapp, weil Raffinerien und Treibstoffdepots blockiert werden. 1500 Tankstellen sind betroffen. Die Regierung setzte am Montag einen Krisenstab ein, um die Energieversorgung des Landes zu sichern. Schwere Jugend-Krawalle überschatteten die Proteste. Die Gewerkschaften wollen die Proteste am Dienstag noch ausweiten. Derweil verzögert sich die für Mittwoch geplante Verabschiedung der umstrittenen Reform im Senat.

Erstmals beteiligten sich auch Lkw-Fahrer an den Protesten und blockierten Verkehrsachsen und Depots. Ihre Aktion verschärft bestehende Engpässe bei der Benzinversorgung weiter. In zwei Departements riefen die Behörden zur Vermeidung unnötiger Fahrten auf.

Überschattet wurde der Protest durch schwere Jugend-Krawalle mit brennenden Autos und zerbrochenen Schaufenstern in diversen Städten des Landes. Die Polizei setzte Tränengas ein und nahm rund 200 Randalierer fest. Verspätungen und Flugausfälle gab es am Montag auf dem wichtigsten Pariser Luftverkehrs-Drehkreuz, am Flughafen Charles de Gaulle. Dort sorgten streikende Mitarbeiter von Treibstoff-Firmen für Behinderungen.

Auf allen Flughäfen des Landes wird am Dienstag nach Behördenangaben etwa ein Drittel aller Flüge ausfallen, wenn erneut Tausende an Protest-Kundgebungen im ganzen Lande teilnehmen wollen. Auf dem zweitgrößten Pariser Airport Orly dürfte sogar die Hälfte aller Flüge gestrichen werden.

Die Proteste haben mittlerweile auch die Energieversorger erreicht. Die Belegschaft des nordfranzösischen Atomkraftwerks Flamanville stimmte für einen 48-stündigen Ausstand, so dass sich die Leistung der 1300-Megawatt-Anlage halbieren wird. Nach Angaben des Stromkonzerns EdF sei jedoch kaum mit einer spürbaren Auswirkung bei den Verbrauchern zu rechnen. Im Elsass haben Demonstranten stundenlang den Zugang zum Automobilbauer Peugeot Citroen in Mülhausen blockiert, wo 10.000 Angestellte beschäftigt sind.

Weiterhin gestört ist auch der Bahnverkehr. Etwa jeder zweite innerfranzösische Schnellzug (TGV) sollte am Montag ausfallen – exakte Zahlen sollten erst am Abend vorliegen. Mehrere Lastwagenfahrer blockierten am Montagmorgen zahlreiche Treibstoffdepots und behinderten den Verkehr auf wichtigen Verkehrsachsen. Die Blockade soll an einigen Orten bis Mittwoch fortgesetzt werden. Zahlreiche der 12.500 Tankstellen im Lande klagen über versiegende oder bereits versiegte Vorräte.

Die Gewerkschaften planen am Dienstag eine Ausweitung der Proteste. Sie richten sich gegen Pläne der Regierung, das Renteneintrittsalter von 60 auf 62 Jahre anzuheben. Die volle Rente können Franzosen dann erst mit 67 statt wie bisher mit 65 beziehen. Die Mehrheit der Franzosen unterstützt die Proteste gegen die Reform, mit der Präsident Nicolas Sarkozy das Defizit der Rentenkasse in den Griff bekommen will. Der Gesetzentwurf sollte ursprünglich an diesem Mittwoch durch den Senat gehen, dürfte ihn nach jüngsten Informationen nun aber erst Donnerstagabend passieren.

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