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Kraftklub live im Gasometer Wien: In Schwarz und mit viel Liebe

Ein Anruf bei der Mama beim Kraftklub-Konzert in Wien
Ein Anruf bei der Mama beim Kraftklub-Konzert in Wien ©Vienna.at/Sebastian Windisch
Am Mittwochabend kam wohl (gefühlt) ganz Wien aus Karl-Marx-Stadt: Die deutsche Band Kraftklub gastierte im ausverkauften Gasometer und bewies einmal mehr, dass ihre Liebe zu den Fans größer ist denn je - auch wenn diese eh schon längst alle "Mainstream" sind.
Beim Konzert in Wien
Kraftklub im Interview

Man durfte sich am Mittwochabend nicht über die Vielzahl an Unter-Zwanzig-Jährigen mit Undercuts und in College-Jacken in der U3 wundern: Kraftklub schickten sich an, bei ihrem ausverkauften Konzert im Gasometer die Fans auf ihre bewährte Art und Weise zum Tanzen zu bringen. Wien war übrigens die zweite Station auf ihrer aktuellen Tournee, den Auftakt gab es am Dienstag in Graz.

Als Support-Act wärmte die Wiener Alternative-Popband Gin Ga  – übrigens sehr reinhörenswert! –  die hippe Menge auf, die schließlich um 20:45 Uhr tosenderweise mit Kraftklub-Frontmann Felix Brummer “Für Immer”, die Ode an die bittersüße Einsamkeit, anstimmte.

Kraftklub in Schwarz und mit viel Tanz-Mucke

Und dann ging’s auch schon los mit dem schweißtreibenden Getanze und Gezapple, das an diesem Abend kein Ende nehmen wollte – was gerade den Charme von Live-Auftritten der fünf Chemnitzer ausmacht. Felix Brummer gab den rastlosen Animateur und Allein-Entertainer, der selbst die Sitzplatzränge im Gasometer binnen Sekunden zum Aufspringen brachte.  Der Mann kann bekanntermaßen nicht nur tanzen, vergnügt (und für jemanden mit seiner Körpergröße auch äußerst geschickt!) wich er zudem den Bierbechern aus, die im Laufe des Konzerts immer wieder in seine Richtung flogen (an dieser Stelle sei übrigens  an all jene, die so penetrant versucht haben, ihn mit Bechern abzuschießen, gesagt: Geniert’s euch! Und ätsch, getroffen habt ihr eh nie!).

Die restlichen Bandmitglieder  Till Brummer, Steffen Israel, Max Marschk und Karl Schumann überzeugten eher durch technisch einwandfreies Zusammenspiel. Gitarrist Schumann war übrigens das Geburtstagskind des Abends, für ihn wurde natürlich auch ein grölendes “Happy Birthday, Karl” angestimmt.

Erinnerungen an Anfänge in Wien

Tour- und albumgemäß “In Schwarz” gekleidet, spielten Kraftklub in Wien jedoch nicht nur Stücke aus ihrem neuen Studiowerk, sondern gingen kurzerhand durch das gesamte Potpourri ihrer beiden Alben (“Mit K”-Medley inlusive). Da gab es ältere Lieblingshits wie “Ich will nicht nach Berlin”, “Liebe” oder “Songs für Liam” ebenso wie die neuen Stücke ihres im Herbst 2014 erschienenen zweiten Albums. Zwar erlebt man es bei Konzerten immer wieder, dass die Zuschauer die alten Texte brav mitsingen können, es bei den neuen aber noch hapert – nicht so bei einem Kraftklub-Auftritt, womit die Fans den deutschen Musikern wohl das größte Kompliment machten.

Frontmann Brummer verdankte es den “süßen Mainstream-Schnuckis”: “Wir erinnern uns gut daran, als wir hier 2011 noch als Voract für die Beatsteaks oder im B72 gespielt haben – und nun stehen wir hier, als Mainact, und ihr seid alle wieder da … Danke Wien!”

Anruf für die Mama beim Konzert

Es wäre natürlich kein Kraftklub-Konzert ohne eine ordentliche Prise Humor: Kurzerhand schnappte sich Brummer das Handy eines Zuschauers und rief auf der Bühne mal eben dessen Mutter an (“Sie müssen sich keine Sorgen machen, ich hab ein Auge auf den Daniel!”). Dass die doch etwas verdatterte Dame eher knapp angebunden antwortete, bremste das laute Gelächter des Auditoriums nicht ein.

Passenderweise wurde danach zu “Irgendeine Nummer” weitergetanzt, bevor der Menge mit einer überraschend gefühlvollen Akustik-Version von “Hand in Hand” eine kurze Verschnaufpause gegeben wurde.

Wett-Stagediven und obligatorisches Ausziehen

Im letzten Drittel war die Band noch für einige weitere Überraschungen gut: Da tauchten sie mal plötzlich im hinteren Bereich des Gasometers auf und ließen sich in einem Wett-Stagedive-Rennen wieder von den Fan-Händen zurück zur Bühne tragen, bevor nochmal die letzten Kraftreservern für “Randale”, Schüsse in die Luft” und “Scheiß in die Disco” als lauter Abschluss für den gut zweistündigen Gig mobilisiert wurden (kleines Zuckerl für den weiblichen Teil des Publikums: Felix Brummer zog am Schluss sein Hemd aus. Kreisch!).

Fazit: Das Schöne an Konzerten von Kraftklub ist wohl nicht die Routine, die sie sich in ihrem enormen Aufstieg in den letzten Jahren erspielt haben. Es ist auch nicht ihr Schmäh, auch wenn der definitiv mitwirkt. Mehr noch ist es wohl die Tatsache, dass die fünf Chemnitzer ihren Fans nach wie vor das Gefühl geben, jede Sekunde des Auftritts vor ihnen und mit ihnen wertzuschätzen. Sowas nennt man wohl Liebe.

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