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Kräftigerer Starkregen in Österreich durch Klimawandel

Der Klimawandel hat Starkregen in Österreich schon deutlich verstärkt.
Der Klimawandel hat Starkregen in Österreich schon deutlich verstärkt. ©Pixabay (Sujet)
Kurzfristige Starkregenereignisse in Österreich haben seit 1980 an Intensität zugenommen. Eine Analyse über 100 Jahre laufender Messreihen zeigt, dass sie mittlerweile im Durchschnitt 15 Prozent mehr Niederschlag bringen. Hauptursache für diesen Anstieg sind gestiegene Temperaturen.
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Eine Studie mit Daten aus Österreich, analysiert von der TU Wien, Geosphere Austria, dem Landwirtschaftsministerium und der Universität Graz, wurde in "Nature" veröffentlicht. Die Ergebnisse sind für große Teile der Welt, insbesondere für mittlere Breiten, relevant. Blöschl erklärte, dass die gestiegenen Temperaturen regionale Auswirkungen haben und die Hochwassersituation beeinflussen.

Starkregen in Österreich: Zwei Messreihen umspannen über 100 Jahre

Da in Österreich der Niederschlag von zwei unabhängigen Stellen über 100 Jahre hinweg akribisch parallel dokumentiert wird - zum Ersten von der Geosphere Austria, der einstigen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), und zum Zweiten vom Hydrografischen Dienst -, lässt sich das hier detailliert untersuchen. Insgesamt gibt es 883 Messstationen bundesweit, von denen 163 auch stündlich Werte erheben. Die Wissenschafterinnen und Wissenschafter konnten so entsprechend genaue Messreihen vom Jahr 1900 bis ins Jahr 2023 analysieren, das gebe es so kein zweites Mal, so der Hydrologe.

Wie sich die durch den Klimawandel steigenden Durchschnittstemperaturen - in Österreich beläuft sich das Plus momentan auf rund zwei Grad Celsius - auf Starkregenereignisse vor allem in den Sommermonaten auswirken, ist eine der großen Fragen in der Klimaforschung und für das Hochwassermanagement. Dahinter steht die Erkenntnis, dass Luft pro zusätzlichem Grad Celsius um sieben Prozent mehr Wasserdampf aufnehmen kann. Zudem stellen sich Fragen dazu, wie sich die zusätzliche Energie im regionalen System auswirkt. Die stärkere Erwärmung nahe der Böden führt nämlich auch dazu, dass die warmen Luftmassen von dort aus rascher aufsteigen. Somit werden sie weiter oben dann auch wieder schneller abgekühlt, was zu mehr Regen führt, erklärte Blöschl.

Durchschnittlicher Starkregen in Österreich heute deutlich ergiebiger

Dementsprechend wurde angenommen, dass sich die kurzfristigen Niederschlagsereignisse verstärken müssen. Genau festmachen konnte man das aber auf diesem Niveau nun zum ersten Mal, so der Hydrologe. In Österreich geben die Daten nämlich sogar eine Auswertung der stündlichen Regenmengen ab dem Jahr 1950 her. Tatsächlich zeigte sich hier von 1950 bis 1980 keine signifikante Veränderung. Dann ging es aber über mehr als 40 Jahre lang nach oben: "Ein durchschnittlicher Starkregen brachte im Zeitraum 2003 bis 2023 um 15 Prozent mehr Wasser als ein durchschnittlicher Starkregen im Zeitraum 1950 bis 1970", so Erstautor Klaus Haslinger von der Geosphere Austria in einer Aussendung. Diese Entwicklung hängt weniger mit den großen globalen Zirkulationen in der Atmosphäre zusammen, sondern erkläre sich großteils durch die zusätzliche Energie, die lokal vorhanden ist, so Blöschl: "Das heißt dann auch, dass das mehr oder weniger überall außerhalb der Tropen auf ähnliche Weise passiert. Das ist die erste Studie weltweit, die das zeigt."

Kleineres Plus bei extremen Tagesmengen

Dass vor allem kurzfristige Starkregenereignisse heftiger ausfallen, zeigt sich darin, dass die Regenmenge innerhalb eines ganzen Tages bei Extremereignissen von den 1990er bis in die 2010er-Jahre um lediglich acht Prozent zugenommen hat. Wenn also kurzfristige Niederschlagsereignisse stärker zunehmen als länger andauernde intensive Regenphasen, heißt das auch, dass verschiedene Regionen unterschiedlich von Hochwasser betroffen sind. Mit Sturzfluten, die von heftigen, ein- oder zwei Stunden andauernden Gewittern verursacht werden, und Hochwasser in kleineren Flusseinzugsgebieten ist den Studienergebnissen zufolge also künftig noch mehr zu rechnen. Dass dem so ist, zeige sich auch schon in den heimischen Überflutungsdaten. "So etwas produziert aber kein Hochwasser in der Donau", sagte Blöschl. Das bedeute, dass man mehr über regionalen Hochwasserschutz in kleineren Gebieten nachdenken müsse, und genau analysieren sollte, wie sich nochmals intensivere, kurze Starkregenereignisse in einer spezifischen Region auswirken. Denn: Die kurzen Starkniederschläge nehmen mit der Erderwärmung im Schnitt im gesamten Bundesgebiet in ihrer Intensität zu, so der Hydrologe.

(APA/Red)

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