AA

Kosovo: Sorge vor neuen Unruhen

Knapp drei Monate nach den schweren Übergriffen der Albaner gegen die serbische Minderheit im Kosovo ist in der von der UNO verwalteten Provinz ein 16-jähriger Serbe erschossen worden.

Die Sorge vor neuen Unruhen ist groß. Nach Angaben der UNO-Verwaltung (UNMIK) wurden zwei Kosovo-Albaner festgenommen, während aufgebrachte Serben eine wichtige Straße blockierten. Der offenbar gezielte Anschlag ereignete sich kurz vor dem Eintreffen internationaler Politiker im Kosovo, dessen künftiger Status weiter ungeklärt ist.

Der 16-Jährige wurde am Samstagmorgen in der serbischen Enklave Gracanica aus einem fahrenden Auto heraus erschossen, als er mit weiteren Jugendlichen vor einem Hamburger-Imbissladen stand, sagte ein Sprecher der Polizei der Vereinten Nationen. Dem Sprecher zufolge stoppte die Polizei später ein Fahrzeug der Verdächtigen und beschlagnahmte Waffen.

Es handelt sich um den ersten schwerwiegenden Zwischenfall seit den Unruhen im März. Damals waren ebenfalls nach Schüssen aus einem Auto auf einen Serben in der Enklave Caglavica drei albanische Jungen in einem Fluss ertrunken. Albanische Medien machten Serben für ihren Tod verantwortlich, doch wurde dies nach Untersuchungen nicht bestätigt. In der Folge kam es zu organisierten Angriffen der Albaner gegen Serben, bei denen 19 Menschen getötet, tausende Serben fliehen mussten und hunderte Wohnungen und Häuser sowie Dutzende Kirchen und Klöster in der ganzen Provinz in Brand gesteckt wurden.

Der Anschlag ereignete sich kurz vor der für Samstagnachmittag geplanten Rückkehr des scheidenden UNMIK-Chefs Harri Holkeri ins Kosovo. Der Finne hatte aus gesundheitlichen Gründen im vergangenen Monat seinen Rücktritt erklärt. Ein Nachfolger ist noch nicht ernannt. Bei seiner Ankunft im Kosovo vor neun Monaten wurden zwei serbische Jungen erschossen. Am Montag wird der außenpolitische Beauftragte der Europäischen Union (EU), Javier Solana, zu politischen Gesprächen im Kosovo erwartet.

Die albanische Mehrheit fordert die Unabhängigkeit der Provinz, was die Serben strikt ablehnen. Die serbische Minderheit ist wiederholt Ziel albanischer Angriffe gewesen und klagt über mangelnden Schutz. Die von der NATO geführte Friedenstruppe KFOR untersucht nach eigenen Angaben, wie ein Auto mit bewaffneten Albanern in die geschützte serbische Enklave und wieder hinaus fahren konnte. Die Friedenstruppe hatte nach den Unruhen vom März wieder dauerhafte Kontrollpunkte in vielen serbischen Gegenden errichtet. Nach Angaben eines KFOR-Sprechers könnten die Kontrollen seither aber an einigen Stellen gelockert worden sein.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Kosovo: Sorge vor neuen Unruhen
  • Kommentare
    Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.