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Kosovo: Rugova vermutlicher Sieger

Überschattet vom Wahlboykott der serbischen Minderheit haben die WählerInnen im Kosovo am Samstag ihr neues Parlament bestimmt. Laut Hochrechnungen siegte die Partei von Kosovo-Präsident Ibrahim Rugova klar.

Nach einer unabhängigen Hochrechnung kann Rugovas Partei Demokratische Liga (LDK) mit 47 Prozent der abgegebenen Stimmen rechnen. Die Demokratische Partei (PDK) des früheren Rebellenführers Hashim Thaci kommt demnach auf 27 Prozent.

Drittstärkste Kraft ist die Allianz für die Zukunft des Kosovo unter Führung des früheren Guerilla-Kommandanten Ramush Haradinaj (AAK) mit acht Prozent. Die neue Partei des Presse-Magnaten Veton Surroi, „Ora“ (Stunde), schaffte aus dem Stand sechs Prozent. Offizielle Ergebnisse wurden aber erst für Montag erwartet.

53 Prozent der 1,4 Millionen Wahlberechtigten stimmten ab. Weil die serbische Minderheit aus Protest gegen die schlechte Sicherheitslage die Wahl grösstenteils boykottiert hatte, wurden nur 600 Serben bei der Stimmabgabe gezählt. Dennoch besetzen ihre Vertreter von 120©Plätzen im Parlament 10 reservierte Mandate. Kritik und Lob

Der Chef der UNO-Übergangsverwaltung, Sören Jessen-Petersen, machte für den Boykott der serbischen Minderheit serbische Nationalisten verantwortlich: Ohne ihren Druck hätte es mehr Wähler gegeben, sagte er am Wahlabend.

Die Regierung in Belgrad trage ebenfalls eine Mitschuld, da sie die Boykottaufrufe unterstützt habe. Er lobte die Abstimmung aber als demokratisch, frei und fair. Unregelmässigkeiten habe es keine gegeben.

Die Stimmabgabe sei erstaunlich gut verlaufen, bilanzierte auch der Schweizer OSZE-Wahlbeobachter Remo Galli. Er überwachte die Parlamentswahl im westlichen Teil der Provinz. „Die Wahlen waren äusserst friedlich und sehr gut vorbereitet“, sagte er der Nachrichtenagentur sda.

Die Wahl galt als ein Test für die demokratische Reife der Behörden. Werden bis kommenden Sommer weitere demokratische Standards erfüllt, sollen Verhandlungen über die staatsrechtliche Zukunft der Region beginnen. Die Albaner verlangen die Unabhängigkeit des Kosovo, die Serben sind dagegen.

Präsident Rugova sprach sich ebenfalls für eine möglichst baldige Unabhängigkeit aus. Er betonte in einem Interview mit der französischen Tageszeitung „Le Monde“, dass die Zukunft eines unabhängigen Kosovo innerhalb von EU und NATO liege. Truppen für Wahltag verstärkt

Formal gehört die zu 90 Prozent von Albanern bewohnte Provinz zu Serbien. Sie steht jedoch seit 1999 unter UNO-Verwaltung. Seit dem Ende des NATO-geführten Kosovo-Kriegs 1999, der zum Abzug der serbischen Armee geführt hatte, haben mehr als 200©000 Serben das Kosovo verlassen.

Viele beklagten Diskriminierung durch die albanische Mehrheit. Um Ausschreitungen am Wahltag zu verhindern, hatte die NATO ihre Truppen verstärkt. Überwacht wurde die Wahl von rund 12.000 in- und ausländischen Beobachtern.

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