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Kosovo: Präsident Rugova gestorben

Der Präsident des Kosovo, Ibrahim Rugova, ist 61-jährig gestorben. Das teilten am Samstag kosovarische und westlicher Vertreter in der Hauptstadt Pristina mit, wie Associated Press meldete. Rugova hatt Lungenkrebs.

Am Mittwoch sollten Vertreter Serbiens und des Kosovo unter UNO- Vermittlung erstmals zusammenkommen, um über den Status der Provinz zu verhandeln. Der Termin wurde aus Respekt vor dem Verstorbenen auf Anfang Februar verschoben, wie die UNO mitteilte.

Rugova kam in den Verhandlungen eine Schlüsselrolle zu. Das seit Ende der 90er Jahre unter UNO-Verwaltung stehende Kosovo gehört völkerrechtlich zu Serbien. Pristina fordert die vollständige Unabhängigkeit der zu 90 Prozent von Albanern bewohnten Provinz. Serbien lehnt dies entschieden ab. Verlorener Kampf gegen Krebs

Rugova starb nach monatelangem „mutigen Kampf“ gegen die Krankheit in seiner Villa bei Pristina, wie das Präsidentenbüro am mitteilte. Seine Erkrankung war im September bekannt geworden. Nach einer Untersuchung in Deutschland hatte Rugova betont, er wolle im Amt bleiben, und sich einer Chemotherapie unterzogen.

In seinem Einsatz für die Unabhängigkeit des Kosovo bemühte sich sich Rugova um eine friedliche Lösung des Konflikts. Der stets mit Seidenschal und John-Lennon-Brille auftretende Politiker galt bei den Kosovo-Albanern als „Vater der Nation“.

Zum letzten Mal hatte sich Rugova am 23. Dezember in der Öffentlichkeit gezeigt, danach hatte er alle Termine abgesagt. Radio und Fernsehen sendeten nach der Nachricht von seinem Tod nur klassische Musik. Von der Literatur zur Politik

Der 1944 in einem Dorf im Osten der Provinz geborene Rugova fand über die Literatur zur Politik. Unter seiner Leitung entwickelte sich der Schriftstellerverband im Kosovo zur geistigen Speerspitze der Opposition gegen Belgrad.

1989 wurde Rugova zum Vorsitzenden der wichtigsten albanischen Partei, der Demokratischen Liga des Kosovo (DLK), gewählt. Zehn Jahre lang leistete der Vater dreier Kinder dem jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic konsequenten, aber gewaltfreien Widerstand. Kritik der UCK

Von den albanischen Hardlinern der Kosovo-Befreiungsarmee UCK wurde Rugova wegen seiner pazifistischen Haltung scharf kritisiert. Im März 2002 wurde Rugova bei den durch die UNO ausgerichteten Wahlen erstmals zum Präsidenten des Kosovo gewählt. 2004 wurde er im Amt bestätigt.

Im März vergangenen Jahres entkam er nur knapp einem Bombenanschlag in Pristina, dessen Drahtzieher nie ermittelt werden konnten. Als mögliche Nachfolger gelten Parlamentspräsident Nexhat Daci, Regierungschef Bajram Kosumi, Oppositionsführer Hashim Thaci und der in der Schweiz lebende Geschäftsmann Behgjet Pacolli. (SDA-ATSÖ/zc/int c6ser reg bio)

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