Kosovo: Holkeri tritt zurück
Holkeri sagte am Dienstag auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz, er habe sein Rücktrittsgesuch UNO-Generalsekretär Kofi Annan am Montagabend telefonisch mitgeteilt und dieser habe sich verständnisvoll gezeigt. Holkeri hatte Mitte Mai bei einem Aufenthalt in Straßburg einen Schwächeanfall erlitten. Die Ärzte in Frankreich und zuletzt auch in Finnland hätten ihm dazu geraten, seinen Posten abzugeben.
Holkeri sagte, er sei durch den Schwächeanfall nach den harten Arbeitsanforderungen der letzten Monate daran erinnert worden, dass der Mensch keine Maschine sei. Mit der Frage konfrontiert, ob sein Rücktritt mit der teils heftigen Kritik an seiner Amtsführung im Kosovo zusammenhänge, antwortete Holkeri, er und die UNMIK-Verwaltung hätten ihr Äußerstes getan, um die Situation während der schweren Unruhen im vergangenen März richtig zu beurteilen. Auf eine weitere Journalistenfrage, was seine größte Enttäuschung während seiner nicht einmal einjährigen Amtszeit gewesen sei, sagte Holkeri: Dass ich vielleicht zu sehr bemüht war.
Holkeri war im Juli 2003 als Kompromisskandidat von UNO-Generalsekretär Annan zum Nachfolger des Deutschen Michael Steiner zum UNMIK-Chef bestellt worden und trat seine Funktion im September an. Er leitete seither die Wiederaufbauarbeit in der autonomen südserbischen Provinz. Die Bemühungen von UNO und NATO für eine Stabilisierung der Region erlitten im März einen schweren Rückschlag, als bei serbenfeindlichen Unruhen rund 20 Menschen umkamen. Holkeri geriet danach vor allem von serbischer Seite unter Beschuss.
Ob er jetzt in Pension gehen werde, wisse er noch nicht. Er werde sich jedenfalls nicht mehr um einen neuen Posten bemühen. Seine Amtszeit sollte ursprünglich im Herbst zu Ende gehen. Holkeri selbst hatte nach seiner Bestellung die Funktion im Kosovo als seine bisher schwerste Aufgabe bezeichnet. Im Kosovo wolle er nun nur noch seine Amtsübergabe vorbereiten, sagte der 67-Jährige. Über mögliche Nachfolger wollte er sich nicht äußern. Für die Zukunft wünsche er sich mehr internationale Beachtung für die Probleme im Kosovo; diese sei nach wie vor sehr gering, klagte Holkeri.
Der der konservativen Sammlungspartei angehörende Holkeri war von 1987 bis 1991 finnischer Ministerpräsident. Danach war er Mitglied einer dreiköpfigen Nordirland-Kommission, die in der Zeit von 1995-98 Lösungsvorschläge für den politischen Konflikt in Nordirland ausarbeitete. 2000-2001 war er Vorsitzender der 55. UNO-Generalversammlung.
Holkeri war nach dem Franzosen Bernard Kouchner, dem Dänen Hans Haekkerup und dem Deutschen Michael Steiner der vierte Chef der UNO-Übergangsverwaltung im Kosovo seit deren Schaffung im Jahr 1999.