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Kosovo: Anschlag auf UN-Fahrzeuge

Radikale albanische Nationalisten der offiziell aufgelösten "Kosovo-Befreiungsarmee" (UCK) haben sich am Dienstag zu einem Anschlag auf Fahrzeuge der UN in Pristina bekannt.

Es sei ein „Racheakt“ für den Tod von zwei Albanern bei Protesten gegen den Kosovo-Statusvorschlag des UNO-Sonderbeauftragten Martti Ahtisaari, hieß es in Medienberichten. Damit habe sich die UCK „aktiviert“, zitierten die Medien eine Aussendung der Untergrundorganisation. Der kosovarische Ministerpräsident Agim Ceku warf den Angreifern vor, den Unabhängigkeits- und Staatswerdungsprozess der UNO-verwalteten südserbischen Provinz mit albanischer Mehrheitsbevölkerung zu gefährden.

Der Anschlag vom Montagabend, bei dem drei Fahrzeuge beschädigt wurden, erfolgte kurz vor der für Mittwoch vorgesehenen abschließenden Gesprächsrunde über die völkerrechtliche Zukunft des Kosovo in Wien. Menschen kamen nicht zu Schaden. Albanische Kosovo-Nationalisten protestierten vor zehn Tagen zum Teil gewaltsam gegen Ahtisaaris Plan, der nach ihrem Dafürhalten nicht weit genug geht. Sein Vorschlag sieht eine international überwachte Unabhängigkeit vor. Die UCK gilt offiziell als aufgelöst, seitdem sie sich in eine politische Partei umgewandelt hat. Die extremistische Gruppe kämpfte in den neunziger Jahren mit Waffengewalt für die Loslösung des Kosovo von Serbien.

Medien berichteten in den vergangenen Tagen, dass sich einstige Angehörige der UCK jeglichen Verhandlungen mit Belgrad widersetzen und im Lösungsvorschlag des finnischen Ex-Präsidenten und UNO-Chefverhandlers Martti Ahtisaari eine Gefahr für die Teilung der Provinz erkennen. Vorige Woche meldete sich der ehemalige politische Führer der UCK, Adem Demaci, zu Wort. „Europa muss unseren Willen respektieren“, betonte er. Ein Nachgeben hinsichtlich des völkerrechtlichen Status sei für die Albaner nicht annehmbar. Demaci führte in der Vorwoche gemeinsam mit Albin Kurti die Proteste der „Vetevendosja“ (Selbstbestimmung) in Pristina an. Die nationalistische Organisation fordert die sofortige Unabhängigkeit des Kosovo und ist gegen Gespräche mit Belgrad. Vor allem junge Albaner und ehemalige UCK-Angehörige unterstützen die „Vetevendosja“.

Für Ahtisaaris österreichischen Stellvertreter Albert Rohan gibt es zu dem UNO-Vorschlag „keine realistische Alternative“. Ein Festhalten am Status quo würde zu einer Destabilisierung der gesamten Region führen, sagte Rohan in einem Interview mit dem „Kurier“ (Montag). Der Weg zu einer „stabilen multi-ethnischen Gesellschaft“ im Kosovo sei noch ein weiter, ergab eine Studie, die von CARE in Auftrag gegeben und am Dienstag in Pristina der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Als positiv stechen dabei Projekte heraus, in denen Dialoge und Netzwerke zu einem stärkeren Zusammenrücken der Kosovo-Albaner und Serben führten, hieß es.

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