Korruption in Österreich auf dem Vormarsch

Die internationale Anti-Korruptionsorganisation Transparency International präsentiert das Global Corruption Barometer 2020 (GCB) für EU-Mitgliedsstaaten. Das GCB ist eine Umfrage über Wahrnehmungen und Erfahrungen der Bevölkerung in Bezug auf Korruption. Für das GCB wurden rund 40.600 Personen in 27 EU-Mitgliedsstaaten befragt. Fast die Hälfte der befragten Bevölkerung in der EU gibt an, dass die Regierungen der Mitgliedsstaaten bei der Bekämpfung von Korruption keine gute Arbeit leisten.
Korruption und Freunderlwirtschaft in Österreich
Aus österreichischer Sicht fällt dabei vor allem eines auf: Neun Prozent der befragten Bevölkerung in Österreich, die eine öffentliche Dienstleistung in Anspruch genommen haben, gaben an dafür Bestechungsgelder bezahlt zu haben. Damit liegt Österreich über dem EU-Durchschnitt von sieben Prozent.
Bestechung ist nicht die einzige Form von Korruption. Durch "Freunderlwirtschaft" können Vorschriften umgangen werden. Beispielsweise indem man persönliche Kontakte nutzt, um eine (qualitativ besser) öffentliche Dienstleistung z.B. im Gesundheitssektor, Bildungssektor oder auch Sozialleistungen zu erhalten. 40 Prozent der befragten Bevölkerung in Österreich gaben an persönliche Kontakte genutzt zu haben, um in den letzten 12 Monaten eine öffentliche Dienstleistung zu erhalten. Auch in dieser Kategorie liegt Österreich deutlich über dem EU-Durchschnitt von 33 Prozent.
Sex gegen Gefallen nicht selten in Österreich
Luca Mak, Geschäftsstellenleiter von TI-Austria, führt ein weiteres Element des Reports an: "Das GCB-EU beinhaltet auch Daten über geschlechtsspezifische Korruption. Bei dieser Art von Korruption werden Menschen mit Forderungen sexueller Art konfrontiert. Menschen werden etwa zu sexuellen Handlungen im Austausch für Dienstleistungen, u.a. im Gesundheits- und Bildungsbereich, gezwungen. Neun Prozent der befragten Personen in Österreich wurden entweder selbst mit einer derartigen Forderung konfrontiert oder kennen jemanden. Auch hier liegt Österreich zwei Prozent über dem EU-Durchschnitt. Dies sollte die Alarmglocken schrillen lassen."
Österreich über dem Durchschnitt
Eva Geiblinger, Vorstandsvorsitzende von TI-Austria gibt zu bedenken, "dass in Österreich die Bevölkerung den Glauben daran verliert, selbst etwas bewegen zu können und auch ein Teil der Lösung zu sein. Die allgemeine Resignation in Bezug auf das Thema Korruption wird immer deutlicher spürbar!" Mak dazu: "In Österreich ist weniger als die Hälfte der Bevölkerung davon überzeugt, Korruption zu verhindern oder minimieren zu können. Der Unterschied zu anderen EU-Mitgliedsstaaten (67 Prozent) ist bedauerlich."
Geiblinger führt aus: "Österreich liegt in den entscheidenden Umfragekategorien über dem EU-Durchschnitt, leider in negativer Hinsicht. Dies zeigt deutlich, dass sich die jüngsten Ereignisse in der österreichischen Innenpolitik, bei der Bevölkerung eingeprägt haben."
Ergebnisse der Europäische Union
Das von Transparency International veröffentlichte Global Corruption Barometer (GCB) - European Union zeigt, dass fast ein Drittel der Menschen davon ausgeht, dass die Korruption in ihrem Land zunimmt.
Drei von zehn Befragten gaben an Bestechungsgelder gezahlt oder persönliche Kontakte genutzt zu haben, um Zugang zu öffentlichen Dienstleistungen wie Gesundheitsversorgung oder Bildung zu erhalten. Dies entspricht mehr als 106 Millionen Menschen in der Europäischen Union.
(red)