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Korea: Süden glaubt nicht an Explosion im Norden

Die Ursachen einer mysteriösen Explosion in Nordkorea bleiben auch mehr als eine Woche danach unklar. Die südkoreanische Regierung erklärte am Freitag, sie glaube inzwischen nicht mehr daran, dass es überhaupt eine Explosion gegeben habe.

Die Erderschütterung und die pilzförmigen Wolken in der nordkoreanischen Grenzregion zu China seien wohl nicht wie zunächst von Geheimdiensten angenommen das Ergebnis einer Explosion, erklärte der stellvertretende Vereinigungsminister Lee Bong Jo.

Vermutlich habe sich am Tag der vermeintlichen Explosion, am Donnerstag vergangener Woche, ein Erdbeben der Stärke 2,6 auf der Richterskala in der Nähe des Berges Baikdu an der Grenze zu China ereignet, sagte Lee. Der Ort des Bebens liege hundert Kilometer von dem Bezirk Kimhyungjik entfernt, wo sich die vermeintliche Explosion ereignet haben soll. Die an einen Atompilz erinnernde Wolkenbildung könne auch das Ergebnis eines natürlichen Vorgangs sein.

Eine Inspektionsreise europäischer Botschafter in den Bezirk Kimhyungjik im Norden Nordkoreas hat ebenfalls wenig Aufklärung über die mysteriöse Explosion gebracht. Nach der Rückkehr von der Großbaustelle für ein Wasserkraftwerk sagte die deutsche Botschafterin Doris Hertrampf: „Ob Sprengungen stattgefunden haben, kann ich weder bestätigen noch verneinen.“ Nach ihrer Ansicht hat es für das Dammprojekt wohl Sprengungen gegeben, aber ob es die berichteten Explosionen gewesen seien, „kann ich nicht sagen“.

An Ort und Stelle sahen die Diplomaten Erdbewegungen für das Dammprojekt. Die nordkoreanische Seite habe erläutert, dass seit Wochen gesprengt worden sei, um 6,8 Millionen Kubikmeter Gesteinsmassen für den Kern des Dammes zu bekommen. Da das Planziel von einer Millionen Kubikmeter bis zum Nationalfeiertag (9. September) nicht erreicht worden sei, habe es zwei Sprengungen mit jeweils 150 Tonnen Dynamit am Mittwoch und Donnerstag vergangener Woche gegeben, die „größer als normal“ gewesen seien und 200.000 Kubikmeter Gestein gebracht hätten, habe es geheißen.

Nach ihrem Eindruck ist der Bau des geplanten, 110 Meter hohen und 700 Meter breiten Dammes in einem Flusstal noch nicht weit fortgeschritten, doch sei das Fundament gelegt. Hertrampf war mit Kollegen aus Großbritannien, Russland, Polen, Schweden, Tschechien und der Mongolei in die Nordprovinz geflogen. Die Kooperation mit der nordkoreanischen Seite sei problemlos und schnell gewesen. Experten müssten die Informationen der Delegation bewerten. Zur Delegation gehörten diplomatische Vertreter Deutschlands, Polens, Russlands, Schwedens, Tschechiens, Indiens und der Mongolei.

Zunächst war über einen Atombombentest spekuliert worden, was weltweit Sorge ausgelöst hatte. Nordkorea hatte die Berichte als „Lügen“ zurückgewiesen und mehrere Botschafter zu einer Inspektion des Dammprojekts eingeladen. Die Baustelle liegt nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums allerdings 100 Kilometer östlich von der Stelle, wo die gewaltige Explosion anfänglich vermutet worden war.

In der Region Kimhyungjik nahe der chinesischen Grenze befindet sich nach westlichen Geheimdiensterkenntnissen eine unterirdische Raketen-Abschussbasis. Die USA verdächtigen Nordkorea seit langem, mit seinem Atomprogramm insgeheim den Bau von Atomwaffen zu verfolgen.

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