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Kontrollamt lobt Wiener Linien

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Das Wiener Kontrollamt hat beim Bau der Verlängerungsstrecken der U-Bahn-Linien U1 und U2 den Umgang der Wiener Linien mit Nachforderungen der Baufirmen untersucht.

Das Ergebnis: Durch eine ausgereifte Planung und faire Vertragsgestaltung sei der Prävention solcher „Claims“ (nachträgliche Ansprüche, Anm.) ein hoher Stellenwert eingeräumt worden. Der Verkehrssprecher der Wiener ÖVP, Wolfgang Gerstl, übt dennoch Kritik.

Der Hintergrund der Untersuchung: Für die U1 nach Leopoldau und die U2 zum Happel-Stadion wurden vor allem bei der Ausschreibung der Rohbauarbeiten im Vergleich zu Kostenschätzungen überraschend günstige Angebote gelegt. Das lasse auf ein Überangebot an Baukapazität und einen daraus resultierenden Wettbewerbsdruck schließen, so das Kontrollamt in einem der APA vorliegenden Bericht.

Um trotzdem auf ihre Kosten zu kommen, versuchen die Firmen danach, bei jeglicher Abweichung vom Bauvertrag – etwa ein anderer als der erwartete Untergrund beim Tunnelbau – Vergütungsansprüche geltend zu machen. Vor allem bei der U2 sei ein offensives Management für Nachtragsforderungen – ein so genanntes „Claim-Management“ – unter Heranziehung von Experten betrieben worden.

Besonders krass zeigt sich dies bei der U2 zwischen Schottenring und Stadion. Die Schätzkosten der Wiener Linien für den Rohbau der 7.412 Meter langen Strecke lagen bei 268,72 Mio. Euro. Das Angebotsergebnis lag viel niedriger, nämlich bei 196,94 Mio. Euro. Umso höher lagen die Nachforderungen: Die Firmen verlangten 51,6 Mio. Euro, wovon die Wiener Linien schließlich 38,46 Mio. Euro anerkannten (19,5 Prozent des Gesamtauftrags).

Fazit des Kontrollamts: Die Prüfung habe ergeben, „dass der Claimprävention durch die Sicherstellung einer ausgereiften und vollständigen Planung samt den notwendigen Vorerkundungen des Baugrundes und der örtlichen Verhältnisse sowie einer fairen Vertragsgestaltung hoher Stellenwert eingeräumt wurde“. Angeregt wurde, bei den Wiener Linien eine eigene Organisationseinheit dafür zu schaffen, was das städtische Unternehmen auch umsetzen will.

„Die Wiener U-Bahn ist zu teuer“, meinte dagegen Gerstl gegenüber der APA. Allein durch eine verbesserte Vorplanung könnten seiner Ansicht nach zehn Prozent der Kosten eingespart werden. Mit einem geänderten Ausschreibungssystem mit Fixbeträgen und einem Bonus-Malus-System, wie es etwa die Autobahngesellschaft Asfinag eingeführt habe, sei sogar zwischen einem Viertel und einem Drittel möglich, zeigte er sich überzeugt. Außerdem würde der Bau dann auch zügiger vorangehen. Gerstl gestand den Wiener Linien aber zu, aus früherer Kontrollamtskritik gelernt zu haben.

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