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Konsum-Prozeß geht weiter

"Präsidenten-Aufmarsch": Vier höchstrangige Funktionäre einvernommen. ÖGB-Präsident Verzetnitsch machte Anfang.

“Heut hamma’s leicht, heut könn’ ma alle mit “Präsident” anreden”, bemerkte Hermann Gerharters Verteidiger Manfred Ainedter zu Beginn des zwölften Verhandlungstages in der Causa Konsum. Gleich vier noch aktive bzw. bereits im Ruhestand befindliche höchstrangige Funktionäre traten Mittwoch im Krida-Verfahren gegen den Ex-Konsum-Generaldirektor in den Zeugenstand. Gerharter, seine mitangeklagten früheren Vorstandskollegen Edwin Schuster und Erich Ruthner sowie der ehemalige Aufsichtsrats-Präsident Johann Hobl sollen fahrlässig die Zahlungsunfähigkeit des Konsum herbeigeführt haben.

ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch, sein Amtsvorgänger Anton Benya, Arbeiterkammer-Präsident Herbert Tumpel und der frühere Migros-Chef Eugen Hunziker bildeten das prominente Quartett, das zur Aufklärung relevanter Vorgänge im Zusammenhang mit dem im Frühjahr 1995 in die Pleite geschlitterten “Roten Riesen” beitragen sollte. Verzetnitsch eröffnete den “Reigen”: Bei seiner Befragung ging es im wesentlichen um den Anteil, den der Konsum an der BAWAG hielt. Nach Ansicht mancher Insider hätte sich das Konsum-Management früher entschließen müssen, das milliardenschwere Aktienpaket zu verkaufen, um damit den Finanzbedarf abzudecken.

Erstmals habe der Konsum-Vorstand im Oktober 1992 von einem Interessenten für die BAWAG-Anteile berichtet. Konkreter seien jedoch Gespräche ab Mitte Jänner 1995 verlaufen: Im Zusammenhang mit der Gewährung des Konsortialkredits hätte der Konsum um den “Sanktus” zur Verpfändung des Aktienpaktes gebeten. Der ÖGB habe zugestimmt und schließlich selbst ein auf die Übernahme des Banken-Anteiles gerichtetes Anbot gelegt, berichtete Verzetnitsch.

“Der Zeitablauf war aber zu kurz, da konnte man keine echte Bewertung durchführen”, erklärte der ÖGB-Präsident, weshalb es doch nicht zum Erwerb gekommen war. Dem ÖGB wurde zwar ein Vorkaufsrecht eingeräumt, letztlich erwarb aber die Bayerische Landesbank im Zuge des Konsum-Ausgleichs Ende Mai 1995 um umgerechnet 4,33 Mrd. S die Anteile. Ob der Kaufpreis zu nieder gewesen sei, wie Hermann Gerharter einmal behauptet hatte, wollte Richterin Claudia Ortner wissen. “Darüber läßt sich immer spekulieren. Aber ich glaube schon, daß die Bewertung gepaßt hat”, antwortete der ÖGB-Präsident. Foto: APA(19.5.99)

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