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Können Irak-Nachbarn vermitteln?

Während rund um den Irak täglich mehr amerikanische Soldaten aufmarschieren, entwickeln die Nachbarn von Machthaber Saddam Hussein hektische Aktivitäten.

Inzwischen steigt fast alle zwölf Stunden ein Staats- oder Regierungschef ins Flugzeug. Der türkische Regierungschef Abdullah Gül besuchte in der vergangenen Woche alle wichtigen Staaten der Region, Ägyptens Präsident Hosni Mubarak flog am Dienstag nach Saudi-Arabien. An diesem Mittwoch wird der syrische Präsident Bashar el Assad in Teheran erwartet.

Doch glaubt man westlichen Diplomaten, so hofft keiner der nahöstlichen Akteure ernsthaft, dass er gegen eine zum Krieg entschlossene US-Regierung etwas ausrichten kann. Denn dass sich US- Präsident George W. Bush mit einer von den Arabern vermittelten Lösung ohne einen Rücktritt von Saddam Hussein und seiner Führungsclique zufrieden geben würde, glaubt in der Region fast niemand.

„Ich erwarte nicht, dass irgendein arabischer Führer versuchen wird, den irakischen Präsidenten zum Rücktritt zu bewegen“, erklärt Mohammed el Said Idriss vom ägyptischen Al-Ahram-Zentrum. Die Araber lehnten eine derartige Initiative geschlossen ab, fügt er hinzu und kritisiert gleichzeitig die zögerliche Haltung der arabischen Führer angesichts des drohenden Krieges am Golf. „Dies ist keine Situation, in der Zögern weiterhilft“, warnt er im arabischen Fernsehsender Al Jazeera. Die einzige Chance, die den Arabern jetzt noch bleibe, sei der Versuch, die US-Regierung und die amerikanische Öffentlichkeit doch noch davon zu überzeugen, dass ein Irak-Krieg ihren Interessen in der Region erheblich schaden würde.

Dass die Araber Saddam Hussein keine Goldene Brücke ins Exil bauen wollen, macht aus ihrer Sicht durchaus Sinn. Denn ähnlich wie ein Bote, der beim Überbringen einer unangenehmen Nachricht Angst vor der Rache des Königs haben muss, so will auch kein arabischer Führer nach vorne treten und Saddam Hussein zum Rücktritt drängen. Außerdem glaubt kaum jemand ernsthaft, dass der irakische Machthaber ein derartiges Angebot annehmen würde. Auch eine andere Überlegung spielt hier eine Rolle. Denn die Araber müssen sich fragen, wer von ihnen dann als nächster an der Reihe wäre. Schließlich gibt es in Washington auch Stimmen, die fordern, die USA sollten sich vom islamisch-konservativen Herrscherhaus Saudi-Arabiens distanzieren und Syriens Unterstützung für radikale Palästinensergruppen stoppen.

Zwar reden inzwischen alle von einem angeblich geheimen türkischen Vorschlag und einem ominösen saudischen Plan, der nach Angaben des Kronprinzen Abdullah Ibn Abdelasis „viele Probleme“ lösen soll. Doch mit welcher Zauberformel die Saudis Präsident Bush jetzt noch von einem Krieg abhalten wollen, behält der Kronprinz bisher noch für sich. Dies gibt Anlass zu Spekulationen, wonach das Ganze nicht mehr als ein Bluff ist, der dem eigenen Volk vermitteln soll, dass sich die Herrscher ernsthaft bemühen, den Krieg gegen „das irakische Volk, das uns teuer ist“, abzuwenden. Auch die Tatsache, dass die Saudis ihre Karten erst auf dem Arabischen Gipfel Ende März auf den Tisch legen wollen, macht misstrauisch. „Sie wollen halt warten, bis der Krieg vorbei ist“, meint ein ausländischer Beobachter in der Golfregion.

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