Die Gruppe der Kardinäle, die für eine tiefgreifende Erneuerung in der Kirche plädiert, ist der Ansicht, dass Tettamanzi der ideale Kandidat gegen den Kardinalsdekan, Joseph Ratzinger, sein könnte, berichtete die römische Tageszeitung Il Messaggero in ihrer Freitag-Ausgabe. Ratzinger gilt laut mehreren italienischen Medien als Favorit im Rennen um die Nachfolge des vor zwei Wochen gestorbenen Johannes Paul II.
Tettamanzi tritt immer mehr als Kandidat hervor, der Ratzinger dem Weg zum Pontifikat versperren könnte. Mit dem Mailänder Erzbischof sehen die Progressiven die einzige Erfolgschance. Auch sein Vorgänger in Mailand, der nunmehr in Jerusalem emeritierte Kardinal Carlo Maria Martini, unterstützt Tettamanzi, schrieb Il Messaggero.
Ratzinger, der Super-Favorit
Ratzinger bleibt laut der römischen Tageszeitung jedoch der Super-Favorit unter den 115 Kardinälen, die ab kommendem Montag am Konklave teilnehmen werden. Ratzinger ist der einzige, der das Ruder in der Phase der Wende nach dem Wojityla-Pontifikat halten und Spaltungen in der Kirche vermeiden kann, so Il Messaggero. Das hohe Alter (78 Jahre) und die rigorose Einstellung Ratzingers, der den ökumenischen Dialog bremsen könnte, seien jedoch Aspekte, die man berücksichtigen müsse, mahnte die Tageszeitung.
Sollten die Stimmen für Ratzinger oder Tettamanzi nicht genügen, könnte ein Außenseiter wie der Kardinal aus Honduras Oscar Andres Rodriguez Maradiaga (62), an Chancen gewinnen. Auch der Erzbischof von Bombay, Ivan Dias (68), käme als Alternative in Frage, so Il Messaggero.