Im Gegensatz zu seinen Vorfahren scheint er vom Glück beinahe verwöhnt worden zu sein. Sein Großvater, König Alfons XIII., musste 1931 ins Exil gehen, sein Vater Don Juan sollte den Thron nie besteigen. Aber der Eindruck, Juan Carlos habe immer nur Glück gehabt, täuscht. Der König musste sich den Thron hart erarbeiten. Als er im November 1975 gekrönt wurde, schien alles gegen ihn zu sprechen. Er stand an der Spitze eines Landes, das seit dem Bürgerkrieg (1936-1939) in zwei Lager – Sieger und Besiegte – gespalten war und dessen Bevölkerung großteils für die Monarchie wenig übrig hatte.
Dem jungen Bourbonen haftete zudem der Ruf an, ein Zögling des Diktators Francisco Franco (1939-1975) zu sein, der ihn zu seinem Nachfolger erkoren hatte. Viele Spanier rechneten damit, dass seine Herrschaft von kurzer Dauer sein würde. Aber der Monarch überraschte alle Skeptiker damit, dass er die Diktatur Francos nicht fortführte, sondern den Anstoß zu demokratischen Reformen gab. Die letzten Zweifler brachte Juan Carlos auf seine Seite, als er am 23. Februar 1981 die junge Demokratie standhaft gegen einen Putschversuch von rechtsgerichteten Militärs verteidigte.
Die Sympathien seiner Landsleute gewann er aber auch durch seine herzliche und offene Art. Als „Bürgerkönig“ hält Juan Carlos, der mit Königin Sofia, einer Tochter des verstorbenen griechischen Königs Paul, verheiratet ist, keinen Hofstaat und lebt auch nicht in einem prunkvollen Schloss. Das Budget des spanischen Königshauses beträgt nur einen Bruchteil der Gelder, über welche die britische Königin Elizabeth II. oder König Mohammed VI. von Marokko verfügen. Nicht einmal Parteien mit einer antimonarchistischen Tradition wie die Sozialisten oder Kommunisten stellen heute Spaniens Königtum in Frage. „Hier musst Du Dir den Thron Tag für Tag aufs Neue verdienen“, sagte Juan Carlos einmal. „Wenn das Volk gegen Dich ist, kannst Du einpacken.“