AA

Kongress zu Suchtverhalten

Symbolfoto &copy Bilderbox
Symbolfoto &copy Bilderbox
Suchtverhalten hängt von der Herkunft ab: In Österreich wird viel Alkohol konsumiert, in südostasiatischen Ländern haben Opiate eine große Verbreitung - Experten: In Forschung kaum berücksichtigt.

In der Forschung findet diese Erkenntnis aber nur wenig Niederschlag, kritisierte der deutsche Suchtexperte Univ. Prof. Dr. Michael Krausz am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien. Mit dem Thema „Ethnizität und Sucht“ beschäftigt sich der Kongress im Museumsquartier, an dem 200 internationale Experten teilnehmen.

“Lokalkolorit” bei der Sucht

Migranten eignen sich das Suchtverhalten ihres Gastlandes offenbar an, sagte der Wiener Kinderpsychiater Max Friedrich: „Offensichtlich gibt es so etwas wie ein Lokalkolorit.“ In Österreich betrifft dies vor allem den Alkohol, sagte er: „Wir sind eine sehr alkoholpermissive Gesellschaft.“ Bei Feiern kämen Kinder hier zu Lande recht früh Sekt oder ähnliche Getränke. Auch in Geschäften sei der Zugang für Minderjährige sehr leicht.

Er sah unter Jugendlichen einen neuen Trend zu regelrechten Besäufnissen. Neu seien beispielsweise so genannte Autopartys, bei denen Gruppen mit dem Kofferraum voller Alkoholika zu Partys im Freien aufbrechen.

Rund 100 Menschen saufen sich jährlich tot

In Österreich ist die Gefahr, an einer Alkoholvergiftung zu sterben, etwa vier Mal so groß, wie sein Leben durch illegalen Substanzen zu verlieren, sagte Alfred Uhl vom Anton Proksch Institut in Wien. Jährlich seien dadurch etwa 100 Opfer zu beklagen, erklärte er. Die Opfer seien meist im mittleren Alter, so Uhl.

Von der Wissenschaft werde der Zusammenhang von Herkunft und Suchtverhalten großteils ignoriert, sagte Krausz. Zwar gebe es international „einige Highlights“, aber die Erkenntnisse würden nicht miteinander verknüpft. Die Folge: „Es wird nichts davon gelernt.“

Großes Wissen über Sucht

Dabei wären die Möglichkeiten, Profit aus dem Wissen anderer Kulturen zu ziehen, vielfältig: So seien Staaten wie Vietnam kulturell sehr alte Orte, an denen Opiate konsumiert werden, erklärte Krausz. Entsprechend groß sei dort auch das Wissen über Entzug, das über hunderte Jahre angesammelt wurde, sagte der Suchtexperte.

Der 16. Internationale Suchtkongress zum Thema „Ethnizität und Sucht“ findet noch bis zum 10.September statt. Er wird gemeinsam mit anderen Forschungsinstituten aus den Niederlanden, Deutschland, Schweiz, England, Spanien und Großbritannien veranstaltet.

  • VIENNA.AT
  • Wien
  • Kongress zu Suchtverhalten
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen