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Kongo: Schlimmster Konflikt seit II. Weltkrieg

Der Bürgerkrieg in Kongo ist nach einer Feldstudie von US-Medizinern die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. Konflikt kostete seit 1998 fast vier Millionen Menschen das Leben.

Der Konflikt im ehemaligen Zaire habe seit 1998 fast vier Millionen Menschenleben gekostet, berichtet das Team um den New Yorker Arzt Richard Brennan vom International Rescue Committee im britische Fachjournal „The Lancet“ (Bd. 367, S. 44). Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit stürben in dem zentralafrikanischen Land jeden Monat 38.000 Menschen durch die Folgen des Krieges, in den zeitweise auch mehrere Nachbarländer verwickelt waren.

Die Gruppe um Brennan besuchte 19.500 Haushalte in fast allen kongolesischen Provinzen und erstellte aus diesen Daten eine Todesfallstatistik. Demnach sterben in Kongo 40 Prozent mehr Menschen als in den anderen Ländern südlich der Sahara, die mit ihrer Sterberate vor allem durch Aids weltweit an der Spitze stehen. Im Zeitraum der Untersuchung von April bis Juli 2004 registrierten die Mediziner 600.000 zusätzliche Todesfälle – und damit etwa doppelt so viele wie etwa durch den verheerenden Tsunami im Indischen Ozean, wie Evelyn Depoortere von der Pariser Organisation Epicentre in einem Begleitkommentar betont.

Jeder zweite Tod geht auf Krankheit zurück

Die meisten Todesfälle waren keine direkten Folgen der Gewalt, sondern wurden durch leicht vermeidbare und behandelbare Krankheiten verursacht, betonen die US-Ärzte. Jeder zweite Tod gehe auf unsauberes Trinkwasser, Mangel an Impfstoffen und angemessener Behandlung für Fieber, Malaria, Durchfallerkrankungen sowie Atemwegsinfektionen zurück. Jedes zweite Kind leide unter akuter Mangelernährung. Viele Frauen stürben im Kindbett, andere an der Hirnhautentzündung Meningitis, stellte die Gruppe fest. Direkte Waffengewalt ist ihrer Untersuchung nach für jeden dritten Todesfall verantwortlich. Indirekt ist der Krieg aber für weitaus mehr Tote verantwortlich, weil die Versorgung der Bevölkerung in dem noch immer unruhigen Osten des Landes weitaus schwieriger ist als im Westen Kongos.

In einem leidenschaftlichen Appell wenden sich die Mediziner an die Vereinten Nationen und die Industrieländer, die Kongokrise nicht länger zu „ignorieren“, sondern den Menschen dort umgehend die dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.

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