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Kongo: Missbrauch durch UNO-Friedenssoldaten

Abtrünnige kongolesische Soldaten haben im Osten des Landes ein Massaker an der Zivilbevölkerung veranstaltet. Unter den mindestens 30 Opfern waren auch Frauen und Kinder, wie die UNO-Mission im Kongo mitteilte.

In New York wurde unterdessen bekannt, dass Soldaten der UN-Friedenstruppe im Kongo wiederholt das Elend der Bevölkerung ausgenutzt und Frauen sowie minderjährige Mädchen sexuell missbraucht haben.

Wie aus einem am Freitag veröffentlichten UN-Bericht hervorgeht, wurden selbst 13-Jährige gegen geringe Geldzahlungen zu sexuellen Handlungen gezwungen. Die Vereinten Nationen prüfen 72 Fälle angeblicher sexueller Ausbeutung minderjähriger Frauen im Kongo, konnten bisher aber nur 19 Fälle ausreichend nachweisen. „Wir sind schockiert, empört und traurig“, sagte der Kongo-Sondergesandte der Vereinten Nationen, William Lacy Swing. Unter-Generalsekretär der UNO, Jean-Marie Guehenno, bedauerte die Vergehen zutiefst. „Dies ist ein großer Fleck auf unserer Weste. Es demoralisiert unsere Missionen und zerstört das Vertrauen“ der Bevölkerung, sagte Guehenno am Freitag zu Journalisten in New York.

Sexuelle Kontakte zwischen Blauhelm-Soldaten und kongolesischen Frauen und Mädchen gehören laut dem Bericht zum Alltag in Bunia im Nordosten des Landes. Viele Mädchen in der Region seien schon von Kämpfern der Bürgerkriegsparteien sexuell misshandelt worden. Die Anwesenheit der UN-Truppen habe „das Probleme weiter verschärft“, hieß es. Als Gegenleistung hätten die Soldaten Nahrungsmittel oder kleine Geldbeträge verteilt. So habe ein 14-jähriges Mädchen angeben, dass sie für Sex mit einem Soldaten umgerechnet 1,50 Euro oder zwei Eier erhalten habe.

Die UN-Ermittler erklärten weiter, dass ihre Arbeit von einigen Kommandanten behindert worden sei. Der Bericht empfiehlt, dass die Heimatländer der Blauhelm-Soldaten angemessene Strafmaßnahmen ergreifen. Die Teilnehmer an UN-Einsätzen unterliegen der Gerichtsbarkeit ihrer jeweiligen Herkunftsländer. Der UN-Friedenstruppe im Kongo gehören mehr als 11.000 Soldaten an, unter ihnen Soldaten aus Bangladesch, Pakistan, Indonesien und Uruguay.

Das am Freitag bekannt gewordene Massaker im ostkongolesischen Dorf Buramba fand laut UN bereits am 17. Dezember statt. Die abtrünnigen Soldaten hätten die Bewohner beschuldigt, die in der Region operierende Miliz Mayi Mayi zu unterstützen. Diese habe zuvor drei Soldaten beim Diebstahl von Reis erwischt und getötet. Den UN-Angaben zufolge könnte die Zahl der umgebrachten Dorfbewohner weitaus höher liegen als 30, da weitere Leichen vermutlich verbrannt wurden.

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